Ein Vorschlag zum Genuss: Zurück zum Sonntagsbraten

Es gibt wenige Themen, bei denen in Österreich die Emotionen so hoch gehen wie bei der Frage ob wir zu viel Fleisch essen. Dabei ist ein "Zurück zum Sonntagsbraten" eine Idee für mehr Genuss beim Thema Fleisch. Und eine Idee, die gut ist für Gesundheit, Umwelt und auch die Tiere, die unseren Fleischhunger stillen.

Sonntagsbraten

Noch für unsere Großeltern war der Sonntagsbraten der Höhepunkt der Woche. Das hatte viele Gründe, natürlich auch weil Fleisch nach dem zweiten Weltkrieg ein teures Lebensmittel war – entsprechend aufwändig war ja die Produktion. In den ersten Tagen nach dem Festessen wurden die Reste verkocht – die österreichische Küche ist noch heute voll von kreativen Ideen, Fleischreste schmackhaft zu nutzen. Fleisch wegwerfen? Damals: undenkbar.

Und heute?

Ein/e ÖsterreicherIn verzehrt durchschnittlich 65 kg Fleisch im Jahr. Das ist im Schnitt rund 1,25 Kilo pro Woche. Gesundheitliche Empfehlungen für den Fleischverzehr liegen zwischen 300 und 600 g wöchentlich, also bei weniger als der Hälfte. Fleisch ist gleichzeitig so billig wie nie zuvor. Möglich ist das auch deswegen geworden, weil Fleischproduktion in der EU so gefördert wird, dass als Folge in immer größeren Betrieben produziert wird. Dadurch entwickelt sich die Fleischproduktion auch mit immer größeren Umweltauswirkungen. Für die österreichische, kleinbäuerlich strukturierte Landwirtschaft ist das auch nicht einfach: im Wettbewerb der Großen kann sie nur schwer mit. Immer größere Betriebe – das ist darüber hinaus sicher keine Entwicklung zum Vorteil der Tiere.

In der EU landet dabei gleichzeitig rund ein Drittel der Lebensmittel im Müll. Auch Fleisch landet dabei im Abfall – umso absurder, als wir uns im reichen Teil der Welt daran gewöhnt haben, nur die Premium-Stücke der rund 180 Millionen Tiere zu essen, die weltweit jährlich unseren Fleischhunger stillen.

Achte auf den Fußabdruck

Gemessen am ökologischen Fußabdruck beansprucht die Menschheit heute schon um die Hälfte mehr Ressourcen, als der Planet Erde bereitstellen kann. Die Ernährung – mit allem Drum und Dran – verursacht bei einem/r durchschnittlichen ÖsterreicherIn fast ein Drittel des persönlichen Fußabdrucks. Das heißt: Was und wie wir essen ist verantwortlich für ein Drittel der Umwelt-Auswirkungen unseres Lebensstils. Davon geht der größte Anteil auf das Konto der Produktion von Fleisch und tierischen Produkten. Denn es müssen durchschnittlich fünf Kalorien Pflanzenfutter an ein Tier verfüttert werden, um eine Kalorie tierischer Produkte wie Fleisch, Milch oder Käse zu gewinnen.

Um unseren Fussabdruck zu verringern, können wir viel tun – unser Mobilitätsverhalten ändern, z.B., aber eben auch: die Auswirkungen unserer Ernährungsweise reflektieren. Global gesehen verursacht die Fleischproduktion in etwa die gleichen Klima-Auswirkungen wie der Verkehr.

Immer schon Veggie

Das bedeutet nun nicht, dass wir alle, die es noch nicht sind, sofort VegetarierInnen werden sollen. Tatsache ist und bleibt aber: Wir essen zu viel Fleisch. Wir sollten wieder bewusster mit dem Fleischkonsum umgehen, weniger, dafür qualitätsvolles Fleisch essen. Uns vor Augen führen, dass das Putenschnitzel im Super-Sonderangebot der Umwelt, den Tieren und uns allen am Ende teuer zu stehen kommt. Und genau deswegen braucht es eine ehrliche Diskussion über unseren Fleischkonsum und seine lokalen und globalen Folgen.

Fleisch ist ein wertvolles Lebensmittel. Daher: Mit viel Genuss zurück zum Sonntagsbraten. Fleisch aus der Region, am besten aus biologischer Landwirtschaft und jedenfalls vom artgerecht gehaltenen Tier – das ist gut für Mensch, Tier und Umwelt.

Krautfleckerl, Kartoffelgulasch und Kaiserschmarrn waren ja immer schon veggie.

Link: https://www.global2000.at/fleischkonsum-österreich-zurück-zum-sonntagsbraten

PS: Weil das Thema so vielschichtig ist, ist das mein erster Blog einer (unregelmäßigen) Reihe. Nächstes Mal: Die globale Dimension der Fleischproduktion.

(Foto: Karl Schönswetter/flickr.com)

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