Warum unser Boden in Bedrängnis ist

Jeden Tag werden in Österreich rund 22 Hektar Boden verbaut. Das entspricht der Fläche von 30 Fußballfeldern. Allein auf das Bevölkerungswachstum ist das nicht zurückzuführen: zwischen 2006 und 2012 stieg die Bevölkerung um 2%, während die Flächeninanspruchnahme um 10% anstieg.Versiegelung und FlächenkonkurrenzDer Bedarf für private Wohnhäuser, die Zersiedelung, die Bebauung für den Tourismus oder für Gewerbeflächen spielen in Österreich beim Flächenverbrauch eine wichtige Rolle. Anstatt bereits vorhandene, brach liegende Industrieflächen zu reaktivieren – das sind mindestens 130 km² in Österreich, eine Fläche so groß wie Graz – werden immer neue Flächen versiegelt. Versiegelung heißt, dass Regen auf Bodenoberflächen wie Asphalt trifft, die die Flüssigkeit nicht aufnehmen können. Damit steigt die Gefahr von Hochwasser und Überschwemmungen.Flächenkonkurrenz bringt aber auch die heimische Landwirtschaft in Bedrängnis. Bäuerinnen und Bauern geraten aufgrund des großen Preisdrucks beim knappen Gut Boden ins Hintertreffen - dabei brauchen wir bald noch mehr Fläche für landwirtschaftliche Produktion. Schon jetzt ist Österreich von landwirtschaftlichen Importen abhängig.Verdichtung und ErosionIn den vergangenen Jahrzehnten gab es weltweit eine immer stärkere Verdichtung der Böden, u.a. auch durch teilweise bodenschädigende landwirtschaftliche Praktiken. Wenn wir unseren Boden unachtsam nutzen,verliert er seine Funktionsfähigkeit und degradiert zum Beispiel durch Erosion. Schätzungsweise 20 bis 25 Prozent aller Böden weltweit sind bereits davon betroffen, und jedes Jahr verschlechtern sich weitere wichtige Flächen.Maßnahmen für den BodenSchon im Jahr 2002 gab es einen Beschluss des österreichischen Ministerrats, die Bodenversiegelung von neun Hektar auf einen Hektar pro Tag bis 2010 zu reduzieren. Das ist mit aktuell vier Hektar pro Tag versiegelter Fläche verbessert worden, aber noch nicht erreicht. Eine gute Raumordnungspolitik ist der Grundstein dafür, dass nicht noch weiter zersiedelt wird und dadurch landwirtschaftliche, aber auch wertvolle Naturgebiete zur Naherholung verloren gehen. Hier ist die Politik gefordert.2015 ist „Jahr des Bodens“ - ein Anlass, dass die Landwirtschaft verstärkt auf die Qualität und Nachhaltigkeit unserer Böden fokussiert. Aber auch wir alle müssen uns bewusst werden, dass Boden ein kostbares Gut ist und dass wir durch unser Konsumverhalten in Sachen Haus, Herkunft von Obst oder Gemüse oder unseren hohen Fleischkonsum mit entscheiden können, ob weiter Böden versiegelt, Wälder gerodet und Menschen in ärmeren Ländern ohne eigenen Grund und Boden da stehen - oder ob es sich doch für alle ausgeht mit einem guten, fruchtbaren Boden, der die Weltbevölkerung auch 2050 gerecht ernähren kann.Tipps für Konsumentinnen und Konsumenten, die den Böden helfenNeue Häuser am besten dort bauen, wo ein Gebiet schon erschlossen ist, weil jede weitere Erschließung zu weiterer Versiegelung führt, durch Straßen, Rohrverlegungen u.ä.. Aus Bodensicht ist es besser ein bestehendes Haus wenn möglich auf der aktuellen Fläche um- oder neu zu bauen statt auf neuer Fläche bauen.Auch unsere Entscheidungen in Sachen Ernährung spielen eine große Rolle: Fleisch, Obst und Gemüse aus heimischer Landwirtschaft, saisonal bewusst und am besten bio genießen. Insbesondere gilt das für Fleisch, da die Fleischproduktion viel Fläche benötigt und andere Flächennutzung verdrängt, z.B. für die Produktion von Futtermitteln. Lebensmittelkäufe gut planen und so wenig Lebensmittel wie möglich wegwerfen. In der EU landen nämlich derzeit etwa ein Drittel der hergestellten Produkte im Müll. Lebensmittel sind wertvoll - so wie der Boden auf dem sie produziert wurden.

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fischundfleisch

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