Gesetzesbruch der Regierung im Tierschutz Teil 3: Illegale Kälbertransporte trotz EU-Mahnung toleriert

Schon 2014 haben wir aufgedeckt, wie jede Woche aus Niederösterreich über Bergheim in Salzburg und den Ritten bei Bozen über 2500 km und 90 Stunden österreichische männliche Kälber aus der Milchindustrie bis nach Spanien und Andorra transportiert werden. Dabei haltet man sich überhaupt nicht an die EU-Gesetze. Weder werden die Fahrtzeiten eingehalten, noch geschieht das Aus- und Einladen mit entsprechender Sorgfalt. Die Politik in Österreich schob die Verantwortung von sich, weit weg ins Ausland. Bei der Abfahrt seien die Transportzeiten ja noch nicht überschritten gewesen, was dann in Italien oder Spanien geschieht, entziehe sich dem Einfluss der österreichischen Behörden. Nette Ausrede.

Daran ändert auch nichts, als wir Ende November 2016 weitere verdeckte Videoaufnahmen von ähnlichen Transporten an die Öffentlichkeit brachten. Diesmal ging es zwar genauso um männliche Kälber aus der Milchindustrie, die eben keine Milchkühe werden können und deshalb so etwas wie „unnützes Leben“ darstellen und praktisch nach Südeuropa verschenkt werden. Aber diese Kälber wurden in der Steiermark und in Kärnten eingesammelt, innerhalb von dort in 12 ½ Stunden zum Ritten bei Bozen gebracht und dann – eh schon wissen. Wieder dieselbe Leier, gesetzwidrige lange Transportzeiten und gesetzwidrig brutaler Umgang mit den Tieren. Und wieder fühlt sich Österreich nicht zuständig.

Doch halt. Aus den Niederlanden hat man uns nun zwei Briefe zukommen lassen. Briefe, oder besser Emails, die von der staatlichen Veterinärbehörde an sämtliche Veterinärbehörden der EU geschickt worden sind, auch an Österreich. Diese Emails stammen vom 18. Dezember 2015 und vom 9. November 2016. Und sie sind höchst brisant. Das österreichische Tierschutzministerium hat sie aber geheim gehalten.

In diesen Emails stellt die Veterinärbehörde der Niederlande fest, dass die männlichen Kälber, die auf diese Langzeittransporte geschickt werden, zwischen 14 Tagen und 2 Monaten alt sind. Und Kälber dieses Alters können nur Milch trinken, Wasser können sie nicht verdauen. Und darüber hinaus können Kälber dieses Alters nur von weichen Nippeln trinken und nur warme Milch aufnehmen, keinesfalls von den Trinkapplikationen in Tiertransporten, die noch dazu nur kaltes Wasser bieten. Mit anderen Worten: die Niederlande hat festgestellt, dass sämtliche Kälber aus der Milchindustrie während des gesamten Transports weder gefüttert noch getränkt werden können. Nach der eindeutigen Angabe der EU-Tiertransportverordnung dürften daher diese Kälber überhaupt auf keine Langstrecken transportiert werden. Und mit Anfang 2017 wollen die Niederlande das als einziges Land Europas auch umsetzen und keine solchen Transporte mehr erlauben, bzw. alle solchen Transporte, die das Land passieren, aufhalten und nicht mehr weiterfahren lassen.

Mutig. Doch allein auf weiter Flur. Niemand der angeschriebenen Länder rührte auch nur ein Ohrwaschel. Auch Österreich nicht. Stattdessen steckt man diese Emails in eine Schublade und hofft, dass sie niemandem auffallen.

Unfassbar, was sich unsere Behörden und Regierungen im Umgang mit Tieren leisten. Rechtsstaat kann man das nicht nennen. Mit Tieren kann mans ja machen.

Und gäbe es keine Tierschutzorganisationen, die derartige Missstände aufdecken – und zwar immer nur, indem sie dabei selbst Gesetze brechen –, dann würde das einfach so weitergehen. Kein Wunder, dass man sie von Staats wegen zu kriminalisieren versucht, wo es nur geht.

Der VGT-Film zu den Kälbertransporten aus der Steiermark: https://www.youtube.com/watch?v=CWH9j57QXi8&feature=youtu.be

Und die Zusammenfassung unserer Pressekonferenz, inklusive Links zu den von uns veröffentlichen Dokumenten, wie die Emails aus den Niederlanden: https://vgt.at/presse/news/2016/news20161128hb.php

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