Ein lautes Klacken durchbricht das konstante Surren der Halle: Mit dem präzisen Klaps einer Maschine wird eine tonnenschwere Kartonrolle über ca. 30 Meter zentimetergenau an die optimale Position für den Weitertransport gerollt. Ein wichtiger Arbeitsschritt, der längst ohne (in diesem Fall unqualifizierte) Arbeiter auskommt.

Michael Mazohl http://www.mazohlmazohl.com

Dieses einfache Beispiel für Automatisierung habe ich im Rahmen einer Fotoreportage im Werk von Mondi Packaging in Frantschach, Kärnten, beobachtet und es hat mich länger beschäftigt. In den vergangenen 30 Jahren wurde die Belegschaft hier von ca. 1.600 auf 500 Mitarbeiter (Frauen arbeiten hier kaum) reduziert, die Produktivität gleichzeitig um über 1.000 Prozent gesteigert. Wer hier arbeitet, überwacht in der Regel Maschinen oder hält diese instand.

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Mondi gilt als Weltmarktführer in der Kartonproduktion. Das Halten der Marktposition bedingt Investitionen, Investitionen (in Automatisierung) wiederum bedeuten in der Regel einen Abbau von Personal. Dabei gilt Mondi übrigens als Vorzeige-Konzern, der als einer der ganz wenigen Weltmarktführer überhaupt einen Welt-Betriebsrat konstituiert hat, unter dem Vorsitz des Österreichers Wolfgang Knes. Mit seinem Team betreut er über 100 Produktionsstätten mit 25.000 Mitarbeitern weltweit. Nicht selten verhandelt er dabei Sozialpläne, eine Sozialleistung, die zumindest die mittelfristige Zukunft seiner betroffenen Kollegen absichert.

Automatisierung in dieser Form findet seit Jahrzehnten statt, im Vergleich zur Digitalisierung gemächlich, vorhersehbar, auf niedrig- oder unqualifizierte Arbeit konzentriert. Aber jetzt? Früher oder später wird praktisch jeder erdenkliche und auch hochqualifizierte Arbeitsschritt in bisher nicht wesentlich betroffenen Branchen digitalisiert werden. Welche „neue“ Arbeit entsteht? Grundeinkommen? Wertschöpfungsabgabe?

Mit diesen in vielen anderen Fragen beschäftigen sich in einer „begeisternden und nicht verzweifelnden Absicht“ die „Digital Business Trends“, eine Initiative (bzw. „Networking-Reihe“) der APA (Austria Presse Agentur) und sd one (Styria Digital One).

Unter dem Titel „Ausgerechnet wir – Leben und Arbeiten in digitalisierten Zeiten“ bietet eine bemerkenswerte Beilage zum Wiener Stadtmagazin FALTER, in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien, Perspektiven und Positionen zur Digitalisierung vorwiegend aus Sicht der ArbeitnehmerInnen.

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