Konstanz und Kontinuität geben dem Menschen Sicherheit. Durch sie können wir planen und haben so eine gewisse Verlässlichkeit in unserer vom ständigen Wandel beeinflussten Welt. Ähnlich verhält es sich mit der Langweiligkeit. Da man sich mit konstant gleichbleibenden Umständen zufrieden gibt, erlebt man keine bösen aber auch keine guten Extremen. Es gibt aber auch die Langeweile, die aus fehlendem Kampfgeist resultiert. Diese vermittelt einem kein Gefühl von Verlässlichkeit und Geborgenheit, sondern ist wie ein Käfig im luftleeren Raum. Aus diesem Gefühl kann folglich keine Glückseligkeit oder Freiheit resultieren, da sich der Zustand unabhängig von den eigenen Wünschen verfestigt.

Durch die Machtlosigkeit, die aus dem fehlenden Kampfgeist resultiert, schaltet sich nach einiger Zeit dann auch das Zufriedengeben ein. Irgendwann hat man dann seine einstige Langweiligkeit in eine fälschliche Zufriedenheit umgewandelt und ist einer dieser Menschen, welcher einem mit 50 erzählt, welche Träume und Vorstellungen er mal hatte. Beinahe jeder dieser Menschen hat irgendwann - bewusst oder unbewusst - gedacht, es wäre gut, einfach das zu machen, was andere auch machen und ist so dem Sog der Langweiligkeit verfallen. Vielleicht dachten sie sich auch, dass ihre Vorstellungen zu träumerisch wären, als das sie je mit der Realität konform sein könnten. Daher haben sie sich gesellschaftlichen Vorstellungen von Zufriedenheit gebeugt und in der Kollektivität ihre Erfüllung gefunden. Dennoch ist ihnen ein Phänomen geblieben: jedes Mal, wenn sie jemanden mit derselben träumerischen Art oder einem erstrebenswerten, faszinierenden Leben treffen, hat es dieselbe Faszination für sie wie früher. Die meisten Menschen streben nach Veränderung, welche kleine und große Einschnitte in ihrem Leben hervorruft. Diese geben ihnen neue Energie und evtl. auch neue Herausforderungen im Leben, deren Bewältigung ihnen Befriedigung geben kann. Laut Precht ist das auch das, was uns wachsen lässt und unsere Weiterentwicklung fordert und fördert. Daher kann man die Langweiligkeit aus dieser Perspektive schwer als erfüllend ansehen. Die Menschen, die sich ihr also hingeben, haben ab einem gewissen Punkt beschlossen, dass sie sich eigentlich nicht weiterentwickeln wollen. Und wenn man sich so umsieht, kann man teilweise auch das Gefühl bekommen, alle sind nur damit beschäftigt auf ein und derselben Stelle herumzutraben. Selbst wenn es ihnen irgendwann auffällt, dass das nicht das Nonplusultra im Leben sein kann, bleibt der Elan für die Anstrengung in der Veränderung meistens aus. Aber nur weil einem die Anstrengung zu viel ist, heißt es nicht, dass die Langweiligkeit und Leere irgendwann verschwindet. Man kann höchstens aus Verzweiflung irgendwann eine gewisse Erfüllung in der Langweiligkeit seines und anderen Lebens sehen. Man kann sich verwerflichen und teilweise stupiden gesellschaftlichen Betätigungen wie z.B. Tratsch hingeben, in welchen dann auch interessantere Leben analysiert werden oder die eigene Unzufriedenheit überspielt werden kann.

Ein Leben zu leben, nur um das irdische Weilen durchzustehen, ist für viele Menschen eine gute Option. Denn ihre Anspruchslosigkeit an das Leben, das Einzige was wirklich uns gehört und was wir selbst komponieren können, macht alternatives Handeln nahezu unmöglich. Wichtig ist nur zu verstehen, dass das auch gut so ist. Es kann auf der Welt nämlich nicht zu viele Menschen geben, welche sich diesem Kreislauf widersetzen, da es sonst Probleme in der Erhaltung der sozialen Systeme geben würde. Diese leben nämlich von der Langweiligkeit und Vorhersehbarkeit der Menschen. Meinungsstarke Personen sind auf dieser Welt wie Glasscherben am Strand: man erkennt sie meist schon von weitem, sie sind größer als die Sandkörner und man kann sich an ihnen - anders als an einem Sandkorn - schneiden.

pixabay/DasWortgewand

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Frank und frei

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pirandello

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