Wo spielen die Zocker 2022 lieber – im Online-Casino oder in der echten Spielbank?

Zocker lassen sich per se ungern in die Karten gucken, aber was die Statistiken zeigen, ist die Tatsache, dass das Glücksspiel in Deutschland ungebrochen populär ist. Was sich ändert, ist allerdings das Drumherum. Wo einst die staatlichen Casinos für einen spannenden Abend beim großen und kleinen Spiel konkurrenzlos vorn lagen, liegen die Online-Casinos mittlerweile ebenfalls im Trend.

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Dazu hat in Deutschland vor allem das neue Glücksspielgesetz beigetragen. Während nach dem alten Glücksspielstaatsvertrag der Länder Online-Casinos lediglich in Schleswig-Holstein zugelassen waren, so sie denn eine Lizenz aus Kiel vorweisen konnten, sind die virtuellen Spielbanken seit dem 1. Juli 2021 bundesweit legal. Allerdings dürfen die Webseiten nur dann besucht werden, wenn die Anbieter ihre Lizenz aus Deutschland haben. Damit unterliegen sie automatisch der Kontrolle durch eine eigens geschaffene staatliche Aufsichtsbehörde, und die Steuern und Abgaben der lukrativen Unternehmen fließen an den deutschen Fiskus. Bis zum Jahr 2024 werden die Bruttospielerträge der Online-Casinos in der Bundesrepublik auf rund 3,3 Milliarden Euro prognostiziert. Der Löwenanteil soll mit rund 60 Prozent auf deutsche Online-Spielbanken entfallen, während der Rest laut Voraussagen auf Casinos mit einer Lizenz aus einem anderen EU-Land entfällt.

Innerhalb der EU sind die virtuellen Spielbanken schon längst erlaubt, sofern ein Mitgliedsstaat die Genehmigung erteilt hat. Dass sich Deutschland so lange als Außenseiter in einer legalen Grauzone bewegt hat, wo Berlin verbot, was Brüssel erlaubte, hatte den Online-Casinos einen Hauch des Illegalen eingebracht. Das hatte viele Zocker dazu gebracht, allein schon aus rechtlichen Gründen bei den landbasierten Casinos zu bleiben. Doch mit den neu gemischten Karten, was die Rechtslage anbelangt, nutzen immer mehr Zocker die Bequemlichkeit der über Handy, Tablet oder PC jederzeit und von fast überall aus erreichbaren Online-Einrichtungen.

Lange Vorbereitungen oder Anfahrten fallen hier weg, und es kann genauso gut in Shorts und T-Shirt auf dem Sofa gepaddelt werden wie im Pyjama oder Businessanzug. Im Online-Casino gibt es keine Parkprobleme oder falsche Kleidung, und etwaige Etikettefehler werden wenigstens nicht von Angesicht zu Angesicht begangen. Benimmregeln gibt es allerdings auch in der virtuellen Spielbank, nicht nur, was die strikten Spielregeln und den Umgang mit Mitspielern und virtuellen oder Live-Dealern angeht.

Das bedeutet aber auch, dass Online-Casinos ein guter Vorbereitungsort sind, wenn ein Besuch in einem der mondäneren landbasierten Häuser geplant ist. Wer sich einen Abend im Casino Baden-Baden oder Bad Ems oder gar in Monte Carlo oder Venedig amüsieren will, wird kaum durch gesellschaftliche Faux pas auffallen oder als blutiger Novize am Karten- oder Roulettetisch darstehen wollen.

Der gesellschaftliche Aspekt und das elegante Rahmenprogramm sind denn auch einer der Hauptanziehungspunkte in den renommierten landbasierten Häusern. Wenn auch ein angeschlossener Konzertsaal wie in Monte Carlo in den anderen europäischen Spielpalästen eine Seltenheit ist, gehören Shows, Lesungen und Bälle durchaus dazu. Vielfach ist das eigentliche Zocken nur ein Bruchteil des Entertainments, das sich zwischen Bars und Spieltischen abspielt.

Selbst der legendäre fiktive Casinofan und Geheimagent 007, der bereits bei seinem ersten Filmauftritt 1962 in “James Bond jagt Dr. No” beim gleichzeitigen Zocken und Flirten eingeführt wurde, teilt seine Aufmerksamkeit zwischen Glücksspiel und schönen Frauen auf. Das mit seinen Filmen und dem Image der großen Häuser verbundene Flair, zu dem elegante Garderobe genauso gehört wie ein gewisses weltmännisches Auftreten, verlangt zudem eine gewisse lässige Gemächlichkeit.

Deutlich schneller geht es hingegen im Online-Casino zu, wo Flirten am Rande und Ablenkungen durch andere Casinogäste oder Personal wegfallen. Das Tempo, das zum einen den schnellen Freizeitspaß selbst bei knapp bemessener Zeit erlaubt, ist einer der Vorteile, wenn es um das Erlernen der Spiele und das Entwickeln von Strategien geht. Der damals erst 22 Jahre alte Student Pius Heinz, der 2011 in Las Vegas bei der World Series of Poker den Weltmeistertitel und gleichzeitig einen Preistopf in Höhe von 8,7 Millionen US-Dollar geholt hatte, gehört zu einer wachsenden Gruppe von Profis, die ihre Lehrjahre online absolviert haben.

Weil Poker in erster Linie psychologische und mathematische Kenntnisse erfordert, lassen sich erfolgreiche Taktiken langfristig nur durch Datenanalyse und praktische Erfahrung gewinnen. Heinz und andere Starspieler haben das Online-Spiel genutzt, um sich jeden einzelnen Spielzug in den Händen zu notieren und anschließend zu studieren. Liegen genügend Informationen vor, lässt sich so nämlich erkennen, wo die eigenen Schwächen und Stärken liegen. Wer weiß, dass er sich zu leicht bluffen lässt oder übervorsichtig beziehungsweise unüberlegt setzt, kann an diesen Punkten feilen, genau wie er feststellen kann, welche Achillesfersen die Gegner besitzen.

Doch sogar bei Glücksspielen, die im Gegensatz zu Poker nicht von mathematischen oder psychologischen Fähigkeiten beeinflusst werden können, gibt es Wege, seine Chancen zu verbessern. Das gilt fürs traditionelle und das Online Roulette genau wie für die populären Slots. Wer hierbei zum einen herausfindet, welche Spiele dem eigenen Temperament entgegenkommen, was Einsätze und Risiko angeht, hat bereits einen Vorteil. Wenn er dann noch weiß, welche Bonusspiele und andere Belohnungen die eigenen Chancen deutlich steigern, muss Fortuna deutlich weniger Hilfestellung leisten. Das bedeutet auch, dass vor dem Spiel die jeweiligen Ausschüttungsquoten verglichen werden sollten. Sogar wenige Zehntelprozentpunkte können sich in der Geldbörse deutlich bemerkbar machen.

Insgesamt sind in den Online-Casinos die Ausschüttungsquoten meist etwas höher, weil die Betriebskosten deutlich geringer sind. Ein weiterer Aspekt, der zur steigenden Beliebtheit der virtuellen Einrichtungen beiträgt, ist zudem der Umweltgedanke. Obwohl das Zocken sämtlich über stromverbrauchende Server und Endgeräte stattfindet, ist der Konsum deutlich geringer als für eine landbasierte Spielbank, bei der zudem noch Heizung oder Klimaanlage und mehr hinzukommen.

Gründe zum Zocken als Freizeitspaß gibt es viele. Als Hauptmotive gaben die Deutschen bei einer Umfrage 2019 mit großem Abstand Geldgewinn an. Rund 62,6 Prozent der Befragten nannten ihn als wichtigsten Punkt, gefolgt von Aufregung mit 32,8 Prozent, Geselligkeit mit 19,9 Prozent und Entspannung mit 10,8 Prozent.

Während die landbasierten Casinos all das bieten, fällt beim Online-Spiel nur die Geselligkeit geringer aus, obwohl virtuelles Zocken auch im Freundeskreis beliebt ist. Immer mehr Zocker entscheiden sich für beides. Soll es ein besonderer Abend werden, wo man sich in Schale werfen und wie James Bond fühlen will, oder geht es um Romantik oder einen Abend unter Freunden, sind landbasierte Casinos die erste Wahl. Als Übungsplatz oder für entspanntes Zocken ohne sich Gedanken um Kleidercode und etwaige Anfängerfehler oder auch nur das Abstellen des Glases an der falschen Stelle machen zu müssen, werden Online-Casinos bevorzugt.

Vielfach kommt es aber auch einfach nur auf den jeweiligen Standort und die Stimmung an, um sich zwischen virtuell und real zu entscheiden. Legal ist in Deutschland mittlerweile beides, und die Sicherheit im hier lizensierten Online-Casino steht der im staatlichen Casino um nichts hinterher. Und das James-Bond-Flair lässt sich mit etwas Fantasie ebenfalls überall kreieren. Hauptsache, man lässt sich nicht in die Karten gucken.

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