Nix macht so absolut rattenscharf wie das Elend anderer Leute. Es sind für gewöhnlich vor allem Leute in einigermaßen bis sehr angenehmen Lebensumständen, die literarische Trauerspiele und Tragödien oder Theater- oder Filmtragödien (Arthouse) zu schätzen wissen. Wenn du dagegen auf der Scheißhausseite der Welt, dem weitaus größten Bereich unseres Planeten lebst, möchtest du wenigstens in der Kunst ein bisserl lachen.

Es gibt einen wunderschönen Film zu diesem Thema, Hollywood natürlich: "Sullivans Reisen".

"Der berühmte Hollywood-Komödienregisseur John L. Sullivan ist seines Genres überdrüssig und möchte neue Wege beschreiten. In einem sozialkritischen, dem Realismus verpflichteten Film will er das Elend der Ärmsten der Gesellschaft ungeschminkt auf die Leinwand bringen. Er kostümiert sich als Landstreicher, um das rauhe Leben ganz unten am eigenen Leib zu erfahren.

Durch eine Reihe unglückseliger Umstände wird er zu 6 Jahren Arbeitslager verurteilt. Im Arbeitslager muß er unter einem brutalen Aufseher Schwerstarbeit verrichten und lernt das Leben von seiner bittersten und ausweglosesten Seite kennen.

Eines Sonntags dürfen die Gefangenen in der Kirche einer afroamerikanischen Gemeinde einer Filmvorführung beiwohnen und erleben den aussichtslosen Kampf Plutos gegen ein besonders klebriges Fliegenpapier. Schon bald biegen sich die geschundenen Sträflinge vor Lachen, bis selbst Sullivan davon angesteckt wird. Er realisiert, dass eine Komödie mehr für die Armen tut als jegliches Betroffenheit heuchelnde didaktische Werk." (Wikipedia)

Ist sie nicht wunderbar herzerwärmend, so eine Tragödie wie etwa "Tristan und Isolde"? Tristan verzweifelt, Isolde nicht minder und der Deibel lacht sich ins Fäustchen. Ich aber verlasse mit meiner Begleiterin gut gelaunt das Opernhaus auf dem Grünen Hügel, beklage bei Prosecco und Lachsschnittchen die Brüchigkeit menschlicher Existenz und das Geworfensein des Menschen in eine kaltes Universum und kann damit rechnen, sie (das heißt meine Begleiterin) am Ende des Abends zum Beischlaf überredet zu haben. Mehr kann und mehr sollte man von Kunst nicht erwarten. Nichts macht, wie erwähnt, so absolut rattenscharf wie das Elend anderer Leute.

In Komödien sollte man nur mit Personen gehen, die einem eh schon angetraut oder sonstwie verpflichtet sind. Für einen Aufriß empfehle ich erschötternde Tragik. Schubi du.

Was den "Tristan" betrifft, so ist die Musik zwar göttlich, die Oper als Oper aber ist der hinterletzte Schund.

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