Zu Jahresbeginn bat mich eine Freundin, im Hauptberuf Topjuristin im Staatsdienst, im Nebenberuf Malerin, die Galerie für eine Charity-Auktion zur Verfügung zu stellen. Wer würde das ablehnen, wenn es um Kinderkrebshilfe geht? Jeder würde es ablehnen, der einmal hinter die Kulissen geschaut hat! Dem Tatsachenbericht muss eine Warnung voraus gehen: VORSICHT SATIRE!

Eine pragmatisierte Beamtin setzt zunächst einmal voraus, dass eine Galerie in teuerster Innenstadtlage kostenlos ist. Der Preis von 1.000 Euro ist ihr zu hoch, sie schnorrt sich das Geld bei fünf Künstlern zusammen. Weitere 20 Künstler stellen unentgeltlich ihre Kunstwerke für die Auktion zur Verfügung. Die vielbeschäftigte Topjuristin nimmt irrtümlich ein Bild in die Auktion auf, das dafür gar nicht vorgesehen war. Vor dem Event geraten sich die Künstler um den besten Platz in der Ausstellung in die Haare. Zur Auktion kommen zahlreiche Gäste: alle 25 Künstler aber nur fünf potenzielle Käufer. Die Freunde aus dem Lions Club haben an dem Abend offenbar etwas Besseres zu tun. Zumindest ersteigert der Göttergatte der Veranstalterin, ebenfalls Topjurist im Staatsdienst, einige der Werke.

Ausgerechnet das nicht frei gegebene Werk wird regulär zugeschlagen. Galerist und Künstlerin bleiben auf dem Schaden sitzen. Wobei der Schaden nicht nur im entgangenen Erlös liegt, sondern noch mehr im Dumpingpreis der Auktion – ein Drittel des Galeriepreises. Wohltätigkeitsauktionen dieser Art beweisen: die Schwächsten bleiben im Charity-Business auf der Strecke! In der Hoffnung auf ein bisserl Publicity geben hunderte Künstler alles was sie haben. Und das ist in der Regel nichts anderes als ihre Kunst.

Während die Gutmenschen für Kinder, Alte, Kranke, Flüchtlinge, Obdachlose und räudige Hunde Geld sammeln, bleibt die Galerie Anlaufstelle der Schlechtmenschen, also Künstler, denen es schlecht geht. Und der Galerist steht in jedem Einzelfall vor der Frage, wie er am besten helfen soll: mit einem Gnadenschuss oder durch Einschläfern. ENDE DER SATIRE!

sisterect www.kunstsammler.at

"Beschützer", Bild von unserer fuf-Schwester sisterect, das derzeit im KUNSTRAUM, 1010 Wien, ausgestellt ist.

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Charity? Nein Danke!

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