Die Coronapausenparty ist over. Wer bezahlt die Rechnung?

Schön langsam aber sicher kehrt wieder Normalität in Österreich ein.

Ab 15. Mai soll es wieder Gottesdienste geben und, für Menschen die keinen imaginären Kumpel brauchen der ihnen sagt was falsch und richtig ist, die Restaurants und Kaffeehäuser. Natürlich muss man da einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Ich werde lernen wie ich mir meinen Hawaii-Toast durchs Ohr in den Magen schiebe. Die Mund-Nasen-Maske ist Teil der "neuen Normalität"(TM by OEVP)

Auch unsere deutschen Nachbarn dürfen sich freuen: Urlaub in Österreich wird wohl wieder möglich sein. Warum auch nicht? Österreich hat mit Ischgl ja schon einmal als Coronalogistikzentrum für Europa fungiert. Wir können es wieder tun!

Und das alles keine 2 Wochen nachdem Kurz noch sehr angeregt über ein verpflichtendes Tracking, in Form einer Smartphoneapp oder eines Schlüsselanhängers (Warum eigentlich keine Fußfessel?) nachdachte.

Zur Ehrenrettung unserer Regierung: Man hätte das alles deutlich schlechter machen können. Man weiß und wusste ja Nichts genaues nicht. Warum man in Ischgl noch Party feierte als klar war das Corona uns gerade in den Arsch beisst wird ein ungelöstes Rätsel bleiben. Hat garantiert nichts damit zu tun das der Obmanb der Seilbahnwirtschaft in Tirol auch ein ÖVP Nationalratsabgeordneter ist. Ich gebe dem Mann im Nachhinein Recht: Für den glorifizierten Schnupfen hätte ich die Lifte auch nicht dicht gemacht.

Nun wird es mal Zeit einen kleinen Kassasturz zu machen. Menschlich gesehen wie auch finanziell.

Was Corona bisher an Toten gefordert hat

In Österreich starben bisher ganze 454 Menschen an oder mit Corona.

Das Durchschnittsalter der Verstorbenen ist 79,5 bei Männern und 81 bei den Frauen. Zum Vergleich: Statistisch gesehen sterben jeden Tag um die 220 Menschen. Ganz ohne Corona...

Was der Shutdown bisher an Toten gefordert hat

Ab dem 16. März gab es eine starke Zunahme an Todesopfern, vor allem bei den Ü65-Jährigen. In den drei Wochen darauf gab es eine Übersterblichkeit von 589 Menschen und 204 Corona-Tote. Auch wenn längst nicht jeder Tote auf Corona untersucht wird: Da Österreich jeden der getestet wurde und das Corona-Virus zum Todeszeitpunkt in sich trug den Coronatoten zuschiebt stellt sich da schon die Frage: Wie kommt der Rest zustande?

Vielleicht war es im Nachhinein doch nicht die beste Idee ganze Krankenhäuser (wie in Salzburg) dicht zu machen weil dort eine Reinigungskraft Corona hat. Auf die Art ist ein Herzinfarkt eben das was er vor 200 Jahren mal war: Ein Todesurteil. Der durch die Regierung angeordnete Ruin von vielen Ein-Personen-GmbHs in Kombination mit sozialer Isolation hat sicher auch der Selbstmordrate auf die Sprünge geholfen. Ab KW10 sind zB. die Todeszahlen bei den Menschen von 0 bis 64, also die ohne Rente, nach oben gegangen.

Quelle:http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/gestorbene/122934.html

Direkte Kosten

Das direkte "Koste es was es wolle"-Paket hat uns 38 Milliarden Euro gekostet. Bei einem durchschnittlichen Jahresbudget von 90 Milliarden Euro. Damit hat Österreich aktuell sagenhafte 286,4 Milliarden Euro Schulden. Jeder Erwerbstätige von uns müsste 65.900 Euro auf den Tisch klatschen um das zu beheben. Nur das es von denen weniger geben wird denn je.

Quelle: https://orf.at/stories/3160179/

Quelle: https://staatsschulden.at/

Folgekosten

Der Tanz ist noch nicht beendet. Er fängt gerade erst an. Wirklich abschätzen wie teuer uns Corona kommt kann aktuell kaum jemand. Je nachdem wenn man fragt werden uns heuer und nächstes Jahr zwischen 16 und 25 Milliarden an Steuereinnahmen einfach wegfallen ZUSÄTZLICH zu dem Maßnahmenpaket.

Ist Corona WIRKLICH beendet?

Nein natürlich nicht. Aber der Teil an dem wir bereit sind "Alles zu zahlen, koste es was es wolle!" ist vorbei. Das war absehbar. Corona selbst ist erst vorbei wenn wir uns daran gewöhnt haben das es nun neben der Grippe Corona gibt oder eben eine Impfung kommt. Unsere Regierung jedenfalls wird sich nach dem Ermöglichen von Tourismus sehr schwer tun der Bevölkerung Isolation vorzubeten wenn unsere Tourismushochburgen zeitgleich von deutschen Urlaubern gestürmt werden.

Unsere Regierung hat eine Sache richtig kapiert: Egal was Corona nun macht oder nicht macht: Wenn wir kein Geld mehr haben um Krankenhäuser zu bezahlen, und das kommt nun mal von arbeitenden und konsumierenden Menschen, dann ist hier bei uns ohnehin bald Schicht im Schacht.

Der Nutzen?

Nicht Alles an Corona ist schlecht. Es gibt meiner Meinung nach mehr positive Aspekte als negative wenn wir nur den richtigen Nutzen daraus ziehen.

Dadurch das alles kracht sinken die Zinsen auf Staatsschulden ebenso wie die Ölpreise. Unsere CO2 Bilanz verbessert sich was mich freut und einige seit Jahrzehnten beratungsresistente und reformunfähige Wirtschaftszweige (Automotive und Flugzeugsektor um zwei zu nennen) erkennen langsam das es auf dem aktuellen Weg nicht weitergeht.

Generell wurde uns die Verwundbarkeit unseres auf exponentiellem Wachstum basierenden Finanzsystem aufgezeigt. Bridgewater Associates, eine Ansammlung von Finanzheuschrecken hat sich wohl etwas verzockt und sucht nun das Heil in einer "Alles oder Nichts!"-Wette die hoffentlich schief gehen wird.

Und Adidas die sich um Mietzahlungen drücken wollten? Da hatte es Kritik und Boykottaufrufe gehagelt.

Der Wert von Menschen in unserer Gesellschaft wird neu bewertet. Nicht der Topmanager 2019 Deutschlands ist es der den Laden am Laufen hält. Nicht so das sie ein hohes 6-stelliges Jahresgehalt beziehen sollten. Es sind die Leute die dort arbeiten die ihn am Laufen halten. Und zwar nicht so das sie ein niedriges 4-stelliges, manchmal sogar 3-stelliges Gehalt beziehen.

Es war auch überraschend zu sehen wie schnell und flexibel Politik sein kann. Während sich wichtige Dinge wie die Klimawende oder ein modernes Bildungssystem seit Jahrzehnten hinziehen mit dem Argument das Politik eben ein Prozess ist der Zeit braucht ging nun alles ganz schnell. Politik hat erstmals auf Wissenschaftler gehört.

Corona hat finanziell viel gekostet und sich Gott sei Dank nicht als die Supergrippe herausgestellt als die es gehandelt wurde. Es hat uns aber als Gesellschaft die Chance gegeben nachzudenken über das wo wir in den nächsten 20, 30 Jahren eigentlich hinwollen. Was hätten wir getan wenn Corona zB. wirklich 1% der Infizierten tötet? Wenn ein Shutdown nicht nur ein paar Wochen dauert sondern sich über ein Jahr zieht?

Wir haben dank Corona die Möglichkeit ein krankes, nicht nachhaltiges, unsoziales Wirtschafts- und Finanzsystem zu hinterfragen und zu erneuern. Das sollten wir nutzen.

Und ich? Ich schätze Dinge mehr wert. Freunde zu nem Brettspielabend zu treffen ist etwas das ich als selbstverständlich hinnahm. Freunde hat man eben. Ich werde wohl in Zukunft deutlich weniger Gesellschaftliche Aktivitäten absagen, meinen Job weniger verbissen sehen und mir auch mehr Homeoffice gönnen. Vielleicht sollten wir das alle tun.

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berridraun

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Don Quijote

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