John B. Calhoun untersuchte 1958-1962 sowie 1968-1972 Überbevölkerung mittels eines Experiments an Ratten und Mäusen. Hierzu wurden Gehege eingerichtet, welche einer gewissen Anzahl an Tieren ein bequemes Leben gestatteten würde. Die Forscher interessierten sich wo sich die Bevölkerung einpendeln würde. Spricht: wenn genügend Futter, Nistmaterial und Wasser für exakt 3000 Mäuse da wäre würde, so die Erwartungshaltung, die Bevölkerung wachsen, den Durchschnitt übertreffen, sich wieder gesundschrumpfen und dann irgendwo stabilisieren. Vielleicht bei 2999, möglicherweise bei 2000, eventuell nur bei 800.

Die Schlussfolgerungen könnten wir dann auf uns anwenden. Wenn die Mäuse sich bei 80% des theoretischen Maximums einpendeln würden, dann würde das suggerieren, dass wir Menschen uns auch bei 80% unserer theoretischen Maximalanzahl (die massiv umstritten ist) stabilisieren würden.

Die Experimente zeigten aber ein völlig andere Resultate.

Die Mäuse vermehrten sich, erreichten ein Maximum und starben nach gut 2 Jahren aus. Nicht an Seuchen sondern weil sich das Paarungsverhalten mit der Zeit ändert, bis hin zur letzten Generation der die sozialen Fähigkeiten zur Partnerwahl schlicht nicht mehr hatte.

Es gilt zu verstehen, dass diese Mäuse der letzten Generation, selbst wenn man sie aus dem Experiment nahm und mit „normalen Mäusen“ in einen Käfig sperrte weder die Männchen noch die Weibchen fähig waren es bis zur Paarung zu schaffen.

Die letzte Generation an Männchen war nur noch damit beschäftigt sich zu putzen, waren passiv, zeigte keine Ambitionen sich mit anderen Männchen zu messen, Weibchen zu beeindrucken oder sich Territorium zu erkämpfen. Sie putzten sich nur und sahen putzig aus.

Die Weibchen vernachlässigten ihren Nachwuchs, waren ungewöhnlich aggressiv und zeigen männliche Verhaltensmuster.

Im Laufe der Zeit nahm die Anzahl an Mäusen die sich normal vermehrten ab und die Anzahl an Mäusen die sich unterdurchschnittlich vermehrten zu.

Der Rest ist Mathematik.

Wenn sich jede Generation halbiert hat man nach 4 Generationen nur noch 6,25% der Kinder die man eben noch vor 4 Generationen hatte. Viele Alte, keine Kinder.

Nur gibt es in der Natur eben keine guten Zeiten die 4 Generationen lang dauern.

Es gilt zu verstehen, dass dieser Mechanismus vermutlich den Säugetieren geholfen hat uns in „guten Zeiten“ nicht zu stark zu vermehren. Das Problem ist, dass wir Menschen recht gut darin sind Krisen abzufedern. Vor allem im Hier und jetzt. Noch nie ging es uns so lange so gut und unsere demographische Entwicklung folgt eindrucksvoll dem Trend den die Mäuse gezeigt haben.

Und es gilt zu verstehen, dass wir es hier mit umprogrammierten Gehirnen zu tun haben.

Ein Teil der Bevölkerung ist auf „kinderlos“ programmiert worden. Es gilt zu verstehen, dass das eventuell keine Entscheidung ist.

Genauso wie unser Körper jeden Tag Millionen von Zellen befiehlt sich umzubringen opfern sich Millionen von Individuen zum Wohle der Spezies. Blöderweise haben wir es nur eben hier mit einer Notfallsprozedur zu tun die nicht zu unserer Realität passt.

Es darf nicht verwundern warum die junge Generation, sowohl Männchen wie Weibchen, massive Probleme im Dating haben. Die Jungen haben viel weniger Sex als die Alten in ihrem Alter, weniger stabile Beziehungen, weniger Kinder dafür einen Haufen Frustration. Genau wie die Mäuse in der Abwärtsphase.

Wir befinden uns in einem Bevölkerungskollaps.

Nicht Global, aber Lokal.

Der Grund dafür sind nicht Datingapps, nicht das Internet, nicht die Pille, nicht das Familienrecht, nicht Pornographie, nicht unrealistische Erwartungen. Das alles sind Symptome eines größeren Problems.

Aber was passiert nach dem Kollaps?

Bevölkerungsgruppen denen es nicht so gut ging und die noch wissen wie man „Männer“ und „Frauen“ identifiziert werden in die Ruinen unserer Zivilisation einziehen und das Spiel beginnt wieder von vorn. Die Menschheit stirbt nicht aus. Aussterben tut nur der Teil der weiß wie man gute, funktionierende, wohlhabende Gesellschaften macht und an deren Stelle treten solche die das nicht können.

Das ist die Ironie der Behavioral sink.

Gesellschaften sind scheinbar entweder fähig stabil zu sein und verlieren aufgrund dieser Stabilität die Fähigkeit zur Reproduktion, oder aber sie sind dysfunktional und voller natürlicher Grausamkeit, dafür kinderreich.

Eventuell ist das der Grund warum die Hochkulturen in Ruinen enden und der weiteste Teil der Geschichte davon geprägt ist dass fürchterliche Kulturen die guten Kulturen ersetzen.

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