Die Friedhöfe der Welt sind voll von Leuten, die sich für unentbehrlich hielten.“ behauptete Georges Benjamin Clemenceau. Er hat damit nicht völlig unrecht, demaskiert aber unbeabsichtigt damit eine Grundhaltung der Elite: Alles ist nicht nur ersetzbar sondern auch austauschbar.

Die Idee folgt einer rein ökonomischen Denkweise. Die Annahme ist dass man aus einer lumpigen Bude einen Konzern bauen kann, wenn man nur geschickt investiert. Wenn man also aus etwas Minderwertigem etwas Hochwertiges machen kann, dann macht es Sinn das zu tun, da minderwertiges Dinge, die man aufbaut üblicherweise weniger kosten als die bereits guten Dinge die am Markt etabliert sind. Ein prominentes Beispiel ist das Abwandern von Industrie in Entwicklungsländern, wo Land und Arbeitskraft eben kaum etwas kosten. Man baut daher die Maschinen im Stammwerk ab und baut sie wo anders auf. Da Wissen, genauso wie Maschinen frei verschiebbar sind (laut Theorie) und Menschen ohnehin nur furzende Roboter (Arbeitskraft) seien, funktioniert das neue Werk im Entwicklungsland dann genauso gut wie im Stammland.

Jedenfalls am Papier.

Faktisch ist das natürlich nicht so und die Verantwortlichen betreiben einen erheblichen Aufwand das zu verschleiern. Wann immer ein Zulieferer in ein Billiglohnland abwandert, fällt die Qualität. Der Umstand dass das alle machen vertuscht diesen Umstand. Praktisch jeder der irgendwo in einer Supply chain steckt wird das bestätigen können, nur Leute jenseits dieser Realität bezweifeln es.

"Wo" etwas gemacht wird, ist und bleibt ein Faktor.

Wie so oft stellen wir uns auch hier die Frage ob das etwas <Neues> ist? War die Elite früher anders?

Wie praktisch jedes Mal müssen wir einsehen dass dem eben nicht so ist.

In der Zeit der Imperien und Könige herrschten besagte Monarchen über alles was sie erobern und einschüchtern konnten. Es war unerheblich ob man die Sprache des Fußvolkes sprach oder sonst irgendwas mit ihnen gemein hatte. Solange sie Steuern zahlten war alles in Ordnung. Für einen Monarchen ist sein Volk austauschbar. Regelmäßig tauschte man Land und damit Volk. So what? Hauptsache der Rubel rollt.

Die Elite, die den Adel nach seinem Verfall, beerbte verhält sich heute nicht anders. Man herrscht über was man herrschen kann und solange der Dollar rollt ist alles in Ordnung. Es wundert nicht dass die Elite und jene die in ihrem Wahn meinen ein Teil der Elite zu sein, eine zärtliche Liebe zu Imperien wie China, der USA oder der EU haben, alles Körperschaften die differenzierte Kultur in ihrem Wirkungsbereich aktiv bekämpfen und behaupten dass alles Untertanen in ihrem Machtbereich völlig ident sind.

Die EU geht hier sogar weiter und unterstellt eine weltweite Gleichheit, etwas das China bestenfalls belächelt.

Die Elite war schon immer weltbürgerlich und wurzellos. Man ging dort hin wo es am besten war. Weil man es konnte. Die Elite ist in sich verbunden, sie hat ihre Wurzeln in schwindelerregenden Höhen, in sich.

Der russische, deutsche und britische Monarch standen sich stets näher als sie ihrem Volk standen. Das gleiche gilt für die Superreichen.

Es darf nicht wundern dass eben diese Mächtigen nun versuchen diese Ideologie auch in die Köpfe der Menschen zu treiben die die gleichen Feste feiern wie ihre Großeltern. Das wichtigste Werkzeug ist die Entwurzlung, der Kampf gegen Tradition und die Überhöhung des Fremden.

Die Idee ist es ein ganzes Weltenvolk von Entwurzelten zu schaffen das dann das Ideal der völligen Austauschbarkeit akzeptiert hat. In dieser Akzeptanz ist dann jede Gruppensolidarität aufgelöst und damit jeder Widerstand gegen den Machtanspruch der Elite besiegt. Es gibt dann dann keinen Franzosen mehr und auch keinen Arbeiter, keinen Mann und keinen Dunkelhaarigen. Es gibt dann nur noch Gleiche. Ohne Unterschied gibt es keine Solidarität. Wer mit allen Solidarisch ist, ist es mit keinem.

Dass es gerade die sozialistische Arbeiterbewegung ist die als Vehikel für diesen Kampf gegen die Solidarität gewählt wurde ist ein Geniestreich der seines Gleichen sucht.

Wer Widerstand gegen diese Neue Ordnung leisten möchte hat nun das Problem dass er Solidarität und Zusammengehörigkeit, die Idee dass Klasse ein vereinender Faktor ist und die Elite der Feind der Bürger ist ins Feld tragen, während die Elite das damit Banner das wir mit diesen Idealen in Verbindung bringen, hoch über ihren grinsenden Gesichtern tragen.

Der positive Effekt ist dass diese neue Arbeiterbewegung, (vulgo als „Populisten“ bezeichnet) nun auch den Kapitalismus als eine alternative Methode ihrer Befreiung evaluieren kann. Die Flagge des Volks im 21 Jahrhundert wird wohl nicht rot sein.

Menschen mögen für die Elite austauschbar sein und Kultur für sie nur ein anderes Wort für Unterhaltung.

Für Menschen die sich ihre Wurzeln erhalten konnten und sie sich nicht schlecht reden haben lassen, Menschen die stolz auf etwas sein können ohne etwas anderes hassen zu müssen und Menschen für die die Vergangenheit Lehrer und nicht Schreckgespenst ist, Menschen die ihren Lebensunterhalt verdienen und nicht von Tribut leben, diese Menschen wissen dass ihr Nachbar, der auf ihr Kind aufgepasst hat, ihre Eltern und ihre Freunde, ihre Firmen, ihre Traditionen und ihre Überzeugungen nicht austauschbar sind.

Sie sind noch nicht mal ersetzbar.

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Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 10.10.2019 18:01:02

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