Wir pfeifen auf Beziehungen: Warum Partnerschaften nicht mehr halten!

Mann lernt Frau kennen. Sie: groß, schlank, gutaussehend. Er: klein, erfolgreich, charmant. Er mag die Natur, klassische Konzerte, ein kühles Bier am Abend. Sie kocht gerne, macht Yoga und hat ein Faible für moderne Kunst. Klingt gut. Aber dann: Der Mann raucht, das passt ihr nun gar nicht. Und sie hat zwei Katzen. Das geht für ihn nun wirklich nicht. Ein zweites Treffen kommt nicht zustande. Warum auch? Immerhin wartet der nächste potenzielle Kandidat bereits auf Tinder, Paarship und Co. Wie am iPad einfach weggewischt, der nächste „Match“ wartet ja online.

Der optimierte Partner

Wir lernen uns nicht mehr kennen. Wir gehen nicht mehr auf den anderen ein. Wir fragen einander Checklisten beim ersten Date ab: Was arbeitest du? Wie wohnst du? Was gefällt dir? Welche Hobbys hast du? Sämtliche Antworten des potenziellen Partners werden dann rational abgewogen und überprüft, ob sie in das eigene Leben passen. Denn wir haben gelernt, unser eigenes Leben durchzuorganisieren. Alles ist optimiert: die Ernährung, die Wohnung, die Arbeit, der Alltag. Da muss es der Partner natürlich auch sein. Man hat ganz genaue Vorstellungen und von denen weicht man auch nicht ab, komme was wolle. Anstatt mit dem Herzen hinzuhören und zu entscheiden, entscheidet der Verstand. Es entscheidet die Einstellung des Gegenübers, das Aussehen, das Bankkonto, der Wohnort, die politische Ausrichtung, die Hobbys, die Ziele im Leben.

Hollywood tut sein Übriges und gaukelt uns vor, dass irgendwo da draußen der Märchenprinz und die Märchenprinzessin auf uns warten. Die Ansprüche sind damit noch einmal eine Latte höher gerutscht. Die Devise beim Daten lautet: Entweder es klappt und es passt alle zu 100 Prozent oder man bleibt eben alleine. Immerhin haben wir auch gut gelernt, alleine zu leben. Vor allem die 20 bis 30-Jährigen gehen immer seltener Bindungen ein. Oder sie schmeißen gleich alles hin, sobald Schwierigkeiten in der Beziehung auftauchen. Ist ja viel zu mühsam! Da bin ich lieber wieder Single, denken sie. Kompromisse? Keine Chance! Probleme in der Partnerschaft lösen? Never ever! Die Konsequenzen sind: Wir haben immer kürzere und oberflächlichere Beziehungen. Wir lassen uns anfangs nicht auf die Liebe ein und wenn doch, dann aber bitte nur solange bis alles noch so schön frisch verliebt und auf Wolke 7 ist. Ich glaube, wir haben verlernt, aufeinander zuzugehen, sich auf den anderen einzulassen und sich letztlich auch gemeinsam zu organisieren. Jeder kocht sein eigenes Süppchen in der Partnerschaft, aber zusammen Kochen geht gar nicht. Viel zu anstrengend!

Was ist die Lösung?

Eine Lösungsidee? Weniger ich, mehr wir? Kommt das dem Zeitgeist noch nahe? Macht man sich nicht schon strafbar in der viel gepriesenen „Zeit für mich, sei lieb mit dir selbst, die Ich-AG stärken“-Kultur? NEIN! Die letztlich doch unglücklichen Singles, die sich intensiv (aber oft nur insgeheim), nach einer harmonischen Zweierbeziehung sehnen, sprechen für sich.

Alles hat seinen Preis – das Alleinsein ebenso wie die Partnerschaft, man kann es nicht beleuchten unter dem Gesichtspunkt, dass eines besser als das andere wäre, es ist einfach anders – verschieden.

Es ist eine Frage der Haltung, wenn ich eine Partnerschaft leben möchte, von Herzen, dann muss man sich dafür entscheiden, sie ist kein Konsumgut, dass man einfach hat, es entwickelt sich durch zwei Menschen die ihre Entscheidung dafür getroffen haben, es ist das lebendige dritte, das von zwei Herzen gefüttert wird. Leider hängen viele dem Irrglauben nach, dass eine Beziehung einfach ist – falsch!

Tipps:

1. Entscheidung treffen, da gibt’s nur ja oder nein (es gibt kein „a bisserl schwanger“) – für oder gegen Partnerschaft an sich

2. Sich auf ein Gegenüber einlassen – dh. ihn/ sie kennen lernen, mit allen Stärken und Schwächen (das nimmt Zeit in Anspruch!)

3. Nochmals eine Entscheidung treffen, dieses Mal für oder gegen die Person

4. Aktiv am Aufbau der gemeinsamen Lebenszeit mitwirken – nein, der/ die PartnerIN ist nicht für das ganze Glück zuständig, das ist man immer gemeinsam!

5. Vereinbarungen treffen

6. Zeit füreinander einräumen

7. Den Egotrip schmal halten

8. Den positiven Aspekten Aufmerksamkeit schenken (leider urteilen wir zu schnell nur über das Negative, übersehen aber die Vorzüge)

9. Miteinander REDEN!!!!!!

10. Sich einigen, dh. Kompromisse zulassen – die Ich-AG in das Wir-Unternehmen integrieren nicht umgekehrt! Wenn beide Ich-AGs das machen wird’s ein lukratives Unternehmen.

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