Auseinandergehen ist schwer #finanzen #wirtschaft

Eine weitere Woche ist vergangen, in denen die Börsianer gespannt nach Süden sehen. Nach der überraschenden Ankündigung eines Referendums in Griechenland stieg die Volatilität an den Börsen: -3 % am Montag, +2 % am Mittwoch, Tagesschwankungen von 3-5 %; wohlgemerkt nicht in einem österreichischen Nebenwert, sondern im DAX, einem der liquidesten Indizes der Welt! Wie bereits letzte Woche, ist es jedoch müßig an dieser Stelle über die möglichen Szenarien zu diskutieren, sie wurden schon mehrmals in aller Detailtiefe ausgebreitet. Bleibt also nur abzuwarten und sich auf die Zeit danach vorzubereiten, wie auch immer diese aussehen mag…Ein Nachteil dieses Griechenland-Fokus ist nämlich, dass dadurch andere wichtige Nachrichten in den Hintergrund treten. So zum Beispiel die Entwicklung der Börsen in China, immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Nachdem die Börse in Shanghai auch ausländischen Investoren zugängig gemacht wurde, setzte bereits letzten Sommer eine Kursrally ein, die auch zu Beginn dieses Jahres fortgesetzt wurde, Mitte Juni Stand ein Plus von über 58 % seit Jahresbeginn zu Buche! Dieses Plus ist jedoch in den letzten 2 Wochen auf knapp 15 % geschrumpft, Tagesbewegungen von 8-10 % sind keine Seltenheit, obwohl die Chinesischen Börsen mittlerweile das zweitgrößte Handelsvolumen weltweit haben, nach ihren New Yorker Pendants.Dies liegt jedoch eher an der Aktionärsstruktur: Die Haltedauer einer Aktie in China liegt im Schnitt bei gerade mal 1-2 Monaten vs. 18 Monaten bei US-Aktien. Auch der Anstieg der Marginkredite (Aktienkäufe, die über Fremdfinanzierung gehebelt werden) trägt ihren Teil dazu bei. Bei Kursrückgängen können diese „Hebel“ schnell in die andere Richtung wirken und den Verfall beschleunigen, wie dies bei uns beispielsweise in der Finanzkrise passierte (und bei praktisch jedem größeren Kursverfall seit der holländischen Tulpenkrise von 1637!). Die chinesische Notenbank versuchte hier durch Leitzinssenkungen und andere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen einzugreifen, bisher jedoch mit mäßigem Erfolg…

In die andere Richtung bei den Leitzinsen dürfte es in den USA gehen: Nach guten Arbeitsmarktdaten überwiegt hier der Optimismus, eine erste Zinserhöhung dürfte wohl noch in diesem Jahr stattfinden. Dies wird zwar von einigen Investoren als schlechtes Zeichen für den Aktienmarkt gesehen da Anleihen aufgrund der steigenden Zinsen an Attraktivität gewinnen, bis diese jedoch eine echte Alternative sind dürfte noch einige Zeit vergehen. In der Zwischenzeit sollten die guten Wirtschaftsentwicklungen, die ja der Grund für die Einstellung der „Notmaßnahmen“ durch die Fed sind, positive Auswirkungen haben.Ein weiterer Treiber der guten Kurse waren in den letzten Monaten auch die stetigen Meldungen zu Firmenübernahmen. Durch das Niedrigzinsumfeld konnten sich die Firmen billiges Fremdkapital besorgen und dieses für Zukäufe nutzen. Es wurden Mitbewerber vom Markt genommen, der Konkurrenzkampf wurde in einigen Branchen dadurch eher zum freundlichen Abtasten. Gerade in den USA war dieser Trend bereits weit fortgeschritten, während wir in Europa hier wie gewohnt etwas hinterherhinken. Mittlerweile sind die Behörden in Übersee jedoch vorsichtiger geworden, sodass einige große Übernahmen bereits abgeblasen werden mussten. Und bei den amerikanischen Fluglinien, die als Vorreiter dieses Trends galten, meldete sich diese Woche das Justizministerium: Verdacht auf Preisabsprachen…Während die Fassade im US-Markt also möglicherweise zu bröckeln beginnt, spricht noch immer vieles für den europäischen Markt: die Unterstützung der Notenbank, der schwache Euro und die gerade erst beginnende wirtschaftliche Erholung. Wenn da nur dieses blöde Griechenland nicht wäre…

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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