Persönliche Flüchtlingshilfe, oder mein kleiner Beitrag gegen pauschale Vorverurteilungen

Unlängst habe ich hier über meine Gedanken über persönliche Möglichkeiten der Flüchtlingshilfe geschrieben. Vor geraumer Zeit habe ich mich für das Projekt Sprachtraining im Freiwilligennetz der Diakonie gemeldet. Trotz meiner Sprachbehinderung. Weil ich einfach glaube, dass zwar sprachliche Integration an erster Stelle stehen soll, aber kulturelle und soziale Integration genauso wichtig sind. Ich habe nun mehrerer Informationsabende besucht und nehme an einem Schulungsprogramm teil, das die freiwillige Arbeit unterstützen soll. Und ich habe bereits Kontakt zu Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen mussten und hoffen hier in Salzburg wieder Fuß fassen zu können.

Im Moment begleite ich unter anderem Menschen die in meiner unmittelbaren Nähe in einer vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft leben und gerade einen A1-Deutsch-Sprachkurs absolviert haben. Meine Aufgabe ist es dabei behilflich zu sein, das Erlernte einzuprägen, zu festigen und in realen Situationen umzusetzen. Gestern hat mein erster Kurs begonnen, der nun mindestens einmal wöchentlich über den Sommer stattfinden wird. Die Teilnehmer kommen genauso freiwillig wie wir Sprachtrainer, was das Arbeiten vermutlich wesentlich fördert. Zu Beginn startete ich eine Vorstellungsrunde, um ein wenig ein Gefühl zu erhalten, mit wem ich es zu tun habe und vor allem wie die Sprachkenntnisse einzuschätzen sind. Da saßen nun sechs Männer zwischen 26 und knapp 50 Jahren aus dem Irak und Syrien. Allen gemeinsam waren unglaubliche Fluchtgeschichten und der große Wunsch möglichst schnell die Sprache sehr gut zu erlernen, um bald wieder beruflich tätig zu werden. Nicht nur einmal hörte ich in diesen zwei Stunden den Satz *ich will nicht von Sozialhilfe leben*. Die Runde setzte sich übrigens unter anderem aus einem Rechtsanwalt, spezialisiert auf internationales Recht, einem Journalisten und Englischprofessor, einem Baumeister und einem BWL-Studenten zusammen.

Keiner dieser Menschen, denen ich in den letzten Wochen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsbetreuung begegnet bin, entsprach in irgendeiner Weise, dem Bild, das nur allzu gerne in den sozialen Medien verbreitet wird. Nicht ein Einziger machte den Eindruck, hier zu sein, um das österreichische Sozialsystem auszunützen, wie so gern behauptet wird. Die Männer die ohne ihre Familien hier sind, haben diese nicht im Bombenhagel zurückgelassen, sondern meist in vollkommen überfüllten Flüchtlingslagern rund um die Kriegsgebiete, wo die Frauen und Kinder zumindest körperlich unversehrt bleiben. Warum sich Männer alleine auf die Flucht begeben muss ich hier nicht extra erwähnen.

Ich möchte keinesfalls behaupten, dass alle Menschen, die hier um Hilfe suchen ausschließlich Positives  im Sinn haben. Es ist wohl gewiss, dass unter den Flüchtlingen auch weniger Gute anzutreffen sind, wie in jeder Gesellschaft auf dieser Welt. Aber der überwiegende Großteil dieser Hilfesuchenden ist auf unserer Unterstützung angewiesen. Es wäre angebracht, statt abwertender Meldungen und Kommentaren in diversen Medien, sich mehr darauf zu besinnen auf diese Menschen zu zugehen und behilflich zu sein. Integration darf niemals einseitig sein. Wenn sich die Bevölkerung einer wohlwollenden Willkommens-Kultur verschließt, wie sollen sich dann diese Menschen bei uns integrieren können?

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