Sind Senioren- und Behindertentarife sozial vertretbar?

Ich habe einen Behindertenausweis, der seit einigen Monaten eine Behinderung von 70% ausweist, davor waren es sogar über den Zeitraum von fünf Jahren 100%. Die Reduktion ist leicht erklärbar. Ich muss nicht mehr über eine Magensonde ernährt werden. Dieser Ausweis zeigt mir nicht nur täglich, dass mir meine überstandene Krebserkrankung eine Menge Erinnerungen hinterlassen hat, die ich hier jetzt nicht im Einzelnen aufzählen möchte. Er beschert mir sehr viele Sparmöglichkeiten im Alltag. In Salzburg zum Beispiel kann ich bis auf ganz wenige Ausnahmen, Museen gratis besuchen. Oder mit dem Minimumtarif Bus fahren. Die ÖBB kutschieren mich zum halben Preis herum, ohne, dass ich eine Vorteilscard erwerben muss. Tiergärten, Austellungen, Wellnesstempel, fast überall erhalte ich auf Anfrage eine Preisreduktion. Ich habe einen Steuerfreibeitrag auf Grund der Behinderungsstufe, ohne, dass ich irgendwelche Sonderausgaben belegen müsste. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Diese Vorteile kann man fast buchstabengetreu auf Penionisten umlegen. Ab dem vollendeten 60. Lebensjahr dürfen wir ÖsterreicherInnen viele finazielle Bevorzugungen geniessen. Sogar in Hotels oder bei Urlaubsreisen gibt es inzwischen besondere Seniorenboni.

Man kann das durchaus als wunderbar empfinden. Ja, ich gestehe, hätte ich keine Gratiseintritte, würde ich nicht so häufig ins Museum gehen und vielleicht auch seltener zu meinem Enkelkind nach Wien fahren.

Trotzdem mache ich mir sehr oft Gedanken über die Gerechtigkeit dieser Ersparnisse. Es ist richtig, dass Behinderung und schwere Erkrankungen oft mit finaziellen Einschränkungen verbunden sind. Es ist aber nicht zwingend. Noch mehr kommt dies bei Senioren zur Geltung. Gerade die Generation, die sich jetzt auf den Weg in die Pension macht, oft vor dem eigentlichen Stichtag, erfreut sich in vielen Fällen einer sehr guten Absicherung. Das Haus abbezahlt, oft eine private Pensiosnvorsorge und eine großzügige staatliche Pension. Natürlich trifft dies nicht auf alle Menschen über 60 zu, das möchte ich hier keinesfalls behaupten. Ich frage mich nur, warum Menschen mit einer sehr guten Absicherung und hohen Pensionszahlungen unbedingt auch noch Seniorenpreise erhalten müssen? Warum ist es nicht möglich, solche Tarife sozial nach Einkommen zu staffeln. Menschen, die tatsächlich bedürftig sind, sollen diese Vorteile natürlich erhalten, aber der ehemalige Generaldirektor, mit der passenden Generaldirektorpension, um ein Klischee zu bedienen, benötigt solche Unterstützungen doch gar nicht.

Es kann doch nicht so schwierig sein, im Zeitalter der engen Vernetzung, Staffeltarife einzuführen. Am Jahresbeginn erhält man dann zu seinem Pensionsbescheid einfach eine Einstufung, sehr viel mehr Aufwand wäre das wohl nicht.

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