Den Antiamerikanern hier auf FUF wird die These sicher die Haare zu Berge stehen lassen, aber so wie's derzeit aussieht, könnte sich der Abzug der US-Truppen aus Syrien durch die Entscheidung Trumps (ähnlich wie der Abzug der US-Truppen aus dem Irak durch Obama) als Katastrophe erweisen.

Die YPG (also quasi die Miliz der PKK) reagierte auf die Ankündigung des Abzugs der US-Truppen aus Syrien und auf die damit einhergehende Gefahr eines Einmarschs türkischer Truppen in kurdischen Gebieten Syriens mit einem "Hilferuf" an die Assad-Regierung, dem dieser gerne folgte und die Kontrolle über Gebiete übernahm.

Auch die syrischen Kurden könnten mit diesem "Hilferuf" ihre Langfristperspektive auf einen unabhängigen Staat verspielen.

Zusammen mit der Nicht-Anerkennung der Unabhängigkeit der nordirakischen Kurdengebiete nach der diesbezüglichen Unabhängigkeitserklärung trotz der rein numerischen schiitischen Dominanz, die im Widerspruch zur kurdischen regionalen Mehrheit im Norden steht, könnte ein Wechsel der syrischen Kurden, wie auch immer weit links sie stehen mögen, auf die Seite der alawitisch-russisch-iranisch-chinesischen Allianz eine schwere strategische Niederlage für EU und USA bedeuten.

Die Kritik zahlreicher EU-Staaten und -Persönlichkeiten an Trump und seiner Abzugsentscheidung ist insofern heuchlerisch und verlogen, als auch die EU in die durch den US-Abzug entstehende Lücke hätte springen können, dies aber nicht tat.

Im Ernstfall sollen eben aus Sicht zahlreicher EU-ropäer immer noch US-Amerikaner für europäische Interessen und europäische Werte sterben, aber keine europäischen Soldaten.

Generell könnten sich Despotien als kriegsfähiger erweisen, und die friedensblablaverwöhnte EU - weil demokratisch - als völlig realpolitikunfähig, als eine Art zu großer Vatikanstaat, der nur Moralpredigten halten kann, aber keine Armeen und realen Einflussmöglichkeiten hat, wie schon Stalin sagte (über den Vatikanstaat, nicht über die EU, die existierte zu Stalins Zeiten nicht).

CC / z.g. Dörrbecker / CIA-Map https://de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan#/media/File:Umgriffe_Kurdistans.png

Die angebliche Qualitätszeitung "Der Standard" verwendet in einem Artikel die Zwischenüberschrift-Formulierung "sein Territorium" (offensichtlich im Sinne von "Assads Territorium" ), obwohl es sich rein formal um syrisches Territorium handelt, und erstens der Herrschaftsanspruch Assads äußerst fraglich ist, wegen der Dubiosität der dortigen Wahlen und zweitens auch die Legitimität des Staates Syrien äußerst strittig ist, weil er von den klassischen Staatenankennungskriterien "Staatsvolk-Staatsgebiet-Staatsgewalt-Kontinuität" eines sicher nicht besitzt (bzw. nicht besaß vor Krieg und Vertreibung), ein einheitliches Staatsvolk.

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