Das nackte Eisen: Moto Guzzi V7 Special

Die Moto Guzzi V7 Special: Eine heißblütige Italienerin mit viel Charakter.

Ich bin überzeugter Vespista. Und um meine Überzeugung zu überprüfen und mein Sensorium neu zu eichen, liebe ich es, Motorräder zu fahren. Je klassischer, desto besser. Je italienischer, desto feuriger!

Wie passend, dass Piaggio seit 2004 auch Eigentümerin von Moto Guzzi ist, eine der ältesten Motorradmarken der Welt. Moto Guzzi steht neben der Historie im Rennsport für die Tradition des 2 Zylinder Motors, der wie quer eingebaut aussieht, tatsächlich auf Grund der Lage der Kurbelwelle aber ein Längsmotor ist.

Ketten sind bei Moto Guzzi tabu, und so kommt ein wartungsfreier Kardanantrieb zum Zug. Diese Konzeption und die Stilistik des Designs ergänzen sich zum perfekten Retro-Bike, immer öfter auf dem heißen Asphalt pulsierender Städte zu bewundern.

Moto Guzzi zu fahren ist mittlerweile Hip. Nicht die Maximierung von Drehzahl und Geschwindigkeit stehen im Vordergrund, vielmehr der Genuss des puren Motorrades, das Stampfen der Zylinder und der unvergleichliche Sound, der das Geräusch des Reisbrenners zum ordinären Jaulen einer Nähmaschine verkommen lässt.

Wer Moto Guzzi fährt, beweist Stil und Italianita, muss aber keineswegs auf die Errungenschaften moderner Ingenieurskunst verzichten. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt, wiegt den Fahrer im Takt des Twins. Auch hier kommt klassische Technik mit 2 Federbeinen an der Hinterhand zum Einsatz, allerdings verstellbar und geliefert von Bitubo (jedem Vespista eine Begriff).

An der Vorderhand ankert eine einzelne Scheibe (Brembo), ebenso wie hinten, was für meine passive (Motorrad-) Fahrweise mehr als ausreichend ist. Der Motor leistet stramme 48 PS aus 750ccm, bei beachtlichem Drehmoment von unten, was einerseits schon die Arme langzieht (zumindest im Vergleich zu meiner Vespa PX), andererseits aber in den neuen Stufenführerschein für Motorräder passt.

In höheren Drehzahlbereich singt die Guzzi dann wie die Königin der Nacht. Eine wahre Opernsängerin! Jedenfalls hatte ich als Gelegenheitsfahrer und Handschalter aus Passion keinerlei Probleme im Umgang mit dieser italienischen Schönheit, bis auf kleine Unpässlichkeiten der Schaltung, die manchmal das Wort „neutral" nicht kannte. Ich führe das aber auf den hitzigen Charakter dieser kleinen Italienerin zurück, alternativ kann der geneigte Leser auch meinen linken Fuß als Ursache erkennen.

Für mich ist die Moto Guzzi V7 Spezial so etwas, wie das pure Motorrad. Puristisch, klassisch. Das nackte Eisen. Sie lässt sich einfach fahren, überfordert den engagierten 40er nicht, eignet sich zum (Wieder-) Einstieg und macht auch dem erfahrenen Reiter Spaß, wenn es um die reine Lehre des Motorradfahrens geht!

Geeicht und glücklich steige ich wieder auf meine Vespa und freue mich auf einen nächsten Ritt auf einer Moto Guzzi!

Erschienen 25.08.2014 im Wirtschaftsblatt online.

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Christoph Cecerle

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