BGE, Reichensteuer, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer

Um Gerechtigkeit ginge es, heisst es stets vonseiten der Befürworter höherer Besteuerung bestimmter Gruppen. Verteilungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, das Recht auf ein würdiges Leben. Hehre Worte mit gigantischer Fracht beladen. Abgesehen davon, dass Steuern grundsätzlich etwas ethisch Fragwürdiges sind (man nimmt Menschen unter Zwang und Gewaltandrohung weg, was ihnen gehört, um es anderen zu geben) denkt man an die Geschichte mit dem Rotkehlchen, das auf dem Rücken liegt und die dünnen Beine gen Himmel streckt und auf die Frage eines Artgenossen, was es denn hier tue, antwortet, es müsse genauso auf dem Rücken liegenbleiben, denn es halte nicht weniger als Welt und Himmel damit. Fliege es fort, so falle alles in sich zusammen.

Gerade dann, wenn einst so bedeutungsschwere Worte wie "Gerechtigkeit" gerne allenthalben im Mund geführt werden, hilft es, die Dinge auf Rotkehlchenniveau herunter zu brechen. Und oft schon endete ein Wettstreit der Argumente nämlich damit, dass man die Antwort auf eine Rothkelchen-Frage schuldigt blieb. Ende der Diskussion. Es ist indes keine schwere Frage.

Stellen Sie sich einen Künstler vor. Einen Bildhauer, einen Maler. Whatever. Jemand, der seine Leidenschaft entdeckt hat und auch sein Talent und der beschliesst, fortan alles dieser Passion unterzuordnen mit dem Ziel der Meisterschaft. Er nimmt irgendwelche Jobs an, um über die Runden zu kommen und Leben und Material finanzieren zu können. Zwanzig-Stunden-Tage sind die Regel. Ansonsten ist sein Dasein von aussen betrachtet von Verzicht geprägt: Von Heizung zu sprechen, wäre im Fall seiner vier Wände eine grobe Übertreibung, Warmwasser nicht vorhanden. Menuplan along the Kartoffel. Und so weiter und so fort. Alles freiwillig und im Bewusstsein, dass sein Reichtum ein anderer ist.

Von dem Wenigen, das er hat, nimmt ihm ausserdem "der Staat" einen grossen Teil ab für Zwangsversicherungen (heute dank Überschuldung, also Pleite, de facto längst Leistungen für andere ) ohne im die Wahl zu lassen, ob und wie er sein Leben und Geschick versichern will. Das Ganze zwanzig Jahre lang.

Nach zwanzig Jahren gelingt ihm mit einer Skulptur ein spektakulärer Durchbruch. Seine Werke bringen gigantische Summen ein. Quasi über Nacht wird er ein reicher Mann. Rein materiell gesehen der Lohn für jahrelangen Verzicht, Entbehrung, Arbeit. Und jetzt schlägt die Sunde der Allgemeinheit. Jetzt will "man" Anteil an den vergangenen zwanzig Jahren Verzicht, Entbehrung, Mangel und Arbeit. Jetzt will "man" sie gerne teilen. Nicht bloss die Hälfte dessen, was er verdient als Einkommenssteuer, sondern auch Reichensteuer und Vermögenssteuer. Und sollte er ein paar Jahre später das Zeitliche segnen, dann gehört, was er mit seiner Lebenszeit erlitten, erarbeitet und erschaffen hat, nicht etwa jenen, von denen er entscheidet, dass sie es erhalten - sein Leben gehört dann "uns".

Ist das gerecht? Ist das die Gerechtigkeit, von der die ganze Zeit über die Rede ist? Und was ist der Unterschied, ob einer Künstler ist oder vor demselben Hintergrund des anfänglichen und buchstäblichen Nichts eine erfolgreiche Unternehmung aufbaut oder - quel horreur! - ein Unternehmen erbt, es weiterführt oder ausbaut und unter der Last unternehmerischer Freiheit und Verantwortung hunderten Leuten sichere Arbeit verschafft oder ob einer schlicht und einfach verzichtet, spart und reich wird?

Diese Art Chancengleichheit und Gerechtigkeit entpuppt sich vor dem Hintergrund realer menschlicher Lebensentwürfe und Lebensentscheidungen als ein hysterischer Tanz um wertemässige und totale Leere. Was klingt und aussieht wie Gerechtigkeit ist, ist in Wahrheit nichts anderes, als das stumpfe, einfältige "Begehren deines anderen Haus, Hof, Vieh."

Das Ganze nennt sich dann liberale Demokratie. Von der Mehrheit gewollt. Die Antwort, ob solches im Fall des Künstlers gerecht sei, hat mir noch keiner gegeben. Und falls nein, wer dann befugt sei, zwischen Unternehmern, Sparern und Künstlern die Grenze der Gerechtigkeit zu ziehen, ebenso wenig.

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Ackerzucht und Viehbau

Ackerzucht und Viehbau bewertete diesen Eintrag 06.12.2017 11:27:45

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