Falsche Glaubenssätze - Folge 1 "Wertschätzung ist ein verpflichtender Vorschuss"

Adam Brandtstetter

Founder Gedanken Manufaktur, Psychology (2017), Sport Science(2017), Robbin&Madanes Student - Coach for Leader&Manager

Falscher Glaubenssatz "Wertschätzung ist ein verpflichtender Vorschuss"

Leider wird von vermeintlichen Könnern der Kommunikation gerne im bezahlten Auftrag argumentiert, dass Wertschätzung ein verpflichtender Vorschuss wäre, den man zu erbringen hätte. Es hat sich in der Praxis sogar durchgesetzt, das man als Mitarbeiter solche Regelwerke zu unterschreiben und einzuhalten hat. Was genau daran falsch ist, will ich in diesem Artikel versuchen aufzuschlüsseln.

Meiner Ansicht nach geht es hier um verzerrte Wertevorstellungen in jenem Sinne, als das ein grundlegend höflicher Umgang miteinander aus einer wertschätzenden Haltung heraus statt finden muss. Die gute Etikette der Höflichkeit wird heutzutage gerne als wertschätzendes Verhalten bezeichnet, dabei ist es doch nur eine Etikette ohne Tiefgang. Wertschätzung hingegen besteht auf Tiefgang als Mindestmaß. Mir geht es um das, was mit der Begrifflichkeit "Wertschätzung" gemacht wird, wie sie aus den Zusammenhängen gerissen wird um eisern falsche neue Glaubenssätze daraus zu bilden und diese zu verbreiten.

Was also ist Wertschätzung, was bedeutet es und vor allem WANN können Sie oder ich etwas wertschätzen? Können Sie zum Beispiel etwas wertschätzen, was sie noch nicht kennen? Wohl eher nicht, denn Sie wissen ja noch nicht, was es ist, stimmt? Sie wissen nicht, ob es gut oder schlecht ist, groß oder klein, dunkel oder hell . Nun verlange ich von Ihnen aber, das Sie es trotzdem wertschätzen. Sie werden sich fragen, ja aber was soll ich denn wertschätzen? Anderes Beispiel. Ich kündige Ihnen an, das ein Ereignis statt finden wird und Sie sollen sich nun gefälligst darauf freuen ! Das erwarte ich. Wieder werden Sie sich also die Frage stellen, ja aber worauf soll ich mich denn freuen? Was für ein Ereignis, stimmt´s? Sehen Sie, so ist es eben auch mit der Wertschätzung. Wenn diese vorauseilend eingefordert wird, kann das nur schief gehen, richtig? Genau hier liegt auch der Beweis in meiner eingangs erwähnten Kühnheit erweckenden Aussage:

"Leider wird von Könnern der Kommunikation gerne im bezahlten Auftrag argumentiert, dass Wertschätzung ein verpflichtender Vorschuss wäre, den man zu erbringen hätte."

Was also ist es, das wir tatsächlich wertschätzen? Wir wertschätzen zum Beispiel einen Freund, eine Freundin, weil wir diese Menschen so kennen gelernt haben und ihren Charakter mögen. Wir wertschätzen Dinge, für die wir vielleicht lange oder hart gearbeitet haben und erreicht oder erlangt haben. Wir wertschätzen es, wenn eine Person sich für jemanden einsetzt. Wir wertschätzen einen höflichen Umgangston oder auch eine klare Aussage. Sie sehen schon, alles Dinge die erst "geschehen" müssen, bevor wir sie wahr nehmen und wertschätzen können. Und das ist die gesunde Reihenfolge wie man Wertschätzung sät und erntet. Aktion und Reaktion und nicht umgekehrt, wie es von vielen halbstarken Kommunikationsvermarktern nahezu schon verzweifelt propagiert wird.

Wir wertschätzen aber auch die sehr einfachen Dinge, wie manchmal die Ruhe, das alleine sein, ein Glas Wasser......aber auch das sind Dinge, die man letztlich zuerst kennen lernen muss, bevor man sie wertschätzen kann. Auch passiert es so, das man Dinge erst wertschätzen kann, wenn man sie schon verloren hat. Aber selbst das setzt letztlich voraus, das man es kannte und hatte. Ein Parfum zum Beispiel, das man gerne benutzt hat und nun vom Markt genommen wurde. Die Frauen werden sich jetzt eher angesprochen fühlen..Wenn Sie da noch ein paar Tropfen übrig haben, werden Sie es wahrscheinlich schaffen auch noch in einem Jahr davon etwas zu haben, richtig? Sehen sie, das ist auch eine Art der Wertschätzung und wie wir es erst wahrnehmen wenn es droht, nicht mehr vorhanden zu sein. Aber selbst das setzt letztlich voraus,...Sie ahnen es schon..!

Die Konsequenzen eines falschen Glaubenssatzes sind meistens weitreichend. Der Glaube versetzt Berge, selbst wenn es nur Placebo ist, das ist mittlerweile erwiesen. Im übrigen wissen die Menschen, die viel herum kommen, das Attribute wie Respekt, Anerkennung und Wertschätzung außerhalb unserer doch sehr kleinen Welt in Europa verdient werden wollen.

Niemand hört es gerne das man sich Respekt, Anerkennung und Wertschätzung verdienen muss und es keine erwartbaren Vorschusslorbeeren sind. Das wird i.d.R. nur von Menschen erwartet, die nicht verstehen, wie man sich das verdient!

Die alte Nachkriegsgeneration ist noch mit diesen und vielen anderen falschen Glaubenssätzen aufgewachsen und hat ihre Kinder geprägt. Das sich das heute noch Menschen antun, liegt eben an diesen falsch anerzogenen Glaubenssätzen. Haben Sie schon einmal überlegt, wie weitreichende Konsequenzen es hat, wenn so etwas sogar von Unternehmen eingefordert wird? Wollen diese Unternehmen wirklich eine breit angelegte Debatte darüber führen?

.."dass jedem Menschen Wertschätzung entgegengebracht werden sollte, dies ist keineswegs etwas, was man sich erst verdienen muss, sondern ein grundlegendes Menschenrecht." ...eine sehr unbedachte Haltung !

Warum? Erzählen Sie das doch mal all den Opfern von Gewaltdelikten, besonders Kindern, die Missbrauchsopfer geworden sind, oder Frauen, die vergewaltigt wurden, Opfer von Amokläufen oder Hinterbliebene von ermordeten... ob diese Menschen ihren Tätern gegenüber ein "grundlegendes Menschenrecht" anerkennen werden, wage ich sehr zu bezweifeln. Deswegen alleine sollte man sich so wortgewaltige Beschreibungen wie "ein grundlegendes Menschenrecht" nur mit sehr viel Bedacht äußern, statt unbedacht mit Schlagwörtern um sich zu werfen..Nur für den Fall, dass Sie Restzweifel an meinen Worten hegen, lauschen Sie auch Simon Sinek in diesem Video

„Zu oft wird Etikette mit bestimmten Werten interpretiert oder verwechselt, dabei ist Etikette -die Höflichkeit, Manieren- nur eine Art der Dressur und sagt rein gar nichts über den Charakter oder Wertevorstellungen eines Menschen aus. Hingegen lässt es sich sehr einfach dahinter verstecken!“

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, was ihr Unternehmen von solchem Wissen hätte? Wo liegt der Mehrwert darin?

Wer sich selbst besser kennt und lernt sich selber regelmäßig zu reflektieren, der lernt auch andere Menschen besser zu verstehen. Letztlich ist es doch so:

„Erfolg kommt von zuhören und verstehen!“

(Adam Brandtstetter – Gedanken Manufaktur®)

In diesem Sinne, lauschen Sie genau, wenn jemand das nächste mal etwas bestimmtest von Ihnen einfordern will und wagen Sie den Blick hinter die Kulissen - oder schreiben Sie mir!

Web: Linkedin/company/gedanken-manufaktur

Gedanken Manufaktur ® Mai 2018

Adam Brandtstetter

Serie – Falsche Glaubenssätze – Teil 1

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