Rein theoretisch sind wir uns doch alle einig. Wir wollen alle miteinander keinen Krieg, wir wollen auch zu allen Menschen gut sein, oder sagen wir zu fast allen. Jedenfalls aber zu allen Tieren und zur Umwelt…Harmonie, Sonnenschein, Gesundheit… mit ein bisschen Wohlstand… paradiesisch wäre halt schön.

Aber in der Realität gibt es das eben nicht. Die Welt ist schlecht. Wir wären ja gerne gut, aber die Welt ist halt schlecht und deshalb müssen wir auch ein bisschen fies sein. Nicht so richtig böse, aber ein bisschen muss man schon auf seinen Vorteil bedacht sein in dieser schlechten Welt. Die anderen sind´s ja auch.

Ob man die Welt besser machen könnte? Besser, für wen? Für die armen Afrikaner, oder die Pakistani, die Inder? Die sind alle weit weg und haben oft so komische Religionen. Und dann die Korruption in diesen Ländern. Nein, die sind an ihrem Elend schon selber schuld. Könnten sich ja auch bessere Regierungen wählen.

Vielleicht Verbesserungen in Europa? Hier in unseren zivilisierten Ländern. Wir haben ja die richtige Religion, wir haben freie Wahlen…wir könnten uns doch hier für eine bessere Welt einsetzen. Diese Schere zwischen Arm und Reich, die geht doch auch in unseren Ländern beängstigend schnell auseinander. Da könnten wir doch mit gutem Beispiel voran gehen, der Welt ein Beispiel geben und zeigen wie es geht.

Aber wer sind eigentlich wir? Wer ist gemeint, wenn wir gesagt wird? Wir sind nicht die Regierung. Wir sind ja nicht die da oben. Wir sind auch nicht die Versager von da unten. Wir sind die Mehrheit. Diese schweigende Mehrheit, die leider nichts vermag und jedenfalls nichts tut. Wir-Gefühl war gestern, heute ist jeder für sich.

Zu den schrecklichen Zuständen um uns herum ist es am besten, wenn man nichts sagt. Zumindest nicht laut, und nicht öffentlich. Man kann ja am Stammtisch, im Bekanntenkreis, seine Meinung sagen und dort kann man auf die Großkopferten so richtig schimpfen. Es denen da oben bei den nächsten Wahlen auch so richtig zeigen. Einmal eine Partei wählen, die sich noch was sagen traut. Eine Partei, deren Vertreter es denen da oben einmal so richtig rein sagen.

Was eigentlich rein sagen? Was wollen wir denen da oben eigentlich ausrichten lassen? Glauben wir wirklich, dass sie allesamt blöd sind, dass sie zu viel verdienen, sich auf unsere Kosten bereichern? Und diese Vertreter der populistischen Parteien, diejenigen die das sagen, was offenbar viele von uns hören wollen, wollen die nicht selber auf die begehrten Positionen von denen da oben? Und wenn sie dann selber oben sind, machen sie dann irgendetwas anders? Wenn sie doch jetzt schon auf die Gutmenschen schimpfen.

Nein, eigentlich bringt das alles nichts. Die Welt ist halt schlecht. Aber das sagt man besser nicht zu laut. Man versucht sich´s halt irgendwie zu richten. Steht jeden Tag in der Früh brav auf (Morgenstund hat ja Gold im Mund) und reiht sich dann ein, in den Tross der grantigen Jammerer. Man glaubt, nach unten treten zu müssen, um ein Stück nach oben zu kommen und verwechselt fast immer die Tugend der Demut mit Unterwürfigkeit und mangelndem Selbstwertgefühl. Schuld sind immer die anderen, der Mensch ist ein Egoist und der Stärkere hat letztlich immer Recht.

Was ich ab hier schreibe, gilt eher für jüngere Leser. Für jene, deren Gehirne noch nicht von jahrzehntelanger Belagerung durch kleinformatige Boulevardmedien mürbe gemacht wurden. Und für die Wenigen, denen noch nicht alles wurscht ist.

Die Welt lässt sich ändern und sie lässt sich auch zum Guten verändern.

Versucht weiter die verborgenen Geheimnisse dieser wunderbaren Welt zu ergründen. Glaubt daran, dass sich die Mühe lohnt, für Wahrheit und Gerechtigkeit einzutreten, dass Toleranz kein Zeichen von Schwäche ist und größere Fähigkeiten auch mehr Pflichten auferlegen. Sucht die Rezepte für die Zukunft nicht in rückwärtsgewandten, längst gescheiterten Heilslehren. Tatsächlich sind alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Alle.

Europa durchlief, oft mit schmerzlichen Auseinandersetzungen, das Zeitalter der Aufklärung, in der die Idee eines umfassenden Humanismus und ein frühes Konzept der Menschenrechte geboren wurden. Befasst euch mit diesen Ideen und glaubt niemandem, der unsere Gesellschaft in einen Zustand vor dieser Epoche der Aufklärung zurück verwandeln will.

Lest zumindest einmal die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die von fast allen Mitgliedstaaten der UN ratifiziert wurden. (Link: www.humanrights.ch)

Zumindest darauf müssten wir uns doch alle verständigen können. Darin ist auch die Religionsfreiheit verankert und wenn Vertreter von Religionen diesen Minimalkonsens missachten, dann dürfen wir uns darauf einen Reim machen. Das sage ich jetzt nur, weil grad so viel von Religion die Rede ist.

Eine Gesellschaft, die aufhört, für Freiheit und Offenheit einzutreten, gibt sich selbst auf und legt den Grundstein für ihren Niedergang. Und wenn jemand erzählen möchte, dass Bildung nichts bringt, oder sogar schädlich ist, dann fragt ihn doch erst einmal, in welche Schulen er seine eigenen Kinder geschickt hat.

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gigimannheim

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fischundfleisch

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