When you Smile - Erinnerungen an Weihnachten

Ich will euch heute von meinem schönsten Weihnachtsfest berichten, an das ich mich erinnere.

Ich war damals ca. 15 oder 16, das genaue Jahr weiß ich nicht mehr.

Meine Eltern sind damals mit uns Kindern von einer Stadtrandseite Wiens, nämlich dem 21. Bezirk, in einen völlig anderen Stadtteil, nämlich in den 11. Bezirk nach Simmering, gezogen.

Und so hat sich in den folgenden paar Jahren mein Leben ziemlich bewegt gestaltet - nämlich in der Form, dass ich ständig hin- und hergepilgert bin - vormittags in die Schule nach Floridsdorf, danach nach Hause nach Simmering und am Nachmittag dann ein zweites Mal zu meinen Freunden an die andere Stadtseite, ich habe damals sehr viel Zeit in der Schnellbahn verbracht.

Ich fühlte mich damals tatsächlich ziemlich zerrissen - in der neuen Wohnumgebung habe ich keinen Menschen gekannt, in meinem alten Umfeld jedoch fühlte ich mich nach einer Weile auch nicht mehr so ganz zugehörig, weil die ständige Hin- und Herfahrerei doch ziemlich aufreibend war. So habe ich die Fahrten nach und nach reduziert.

Meine Oma hat natürlich auch weiterhin in Floridsdorf gewohnt, und so bin ich während dieser Zeit ständig zu ihr gefahren, so auch an besagtem Weihnachtsabend. Ein Weihnachten ohne meine Oma war für mich nicht vorstellbar.

Nachdem ich aber damals schon im jugendlichen Alter war, war Weihnachten für mich natürlich auch ein Termin, um meine Freunde zu treffen.

In der Schwarzlackenau, einem Bezirksteil Floridsdorfs, wo meine ganze Clique zu Hause war, haben wir uns am 24.12. bei der Kirche zur Christmette verabredet.

Es war tatsächlich so, dass sich an Sonntagen in der Familienmesse die halbe Schwarzlackenauer Jugend versammelt hat, die Kirche hat über einen sehr charismatischen Pfarrer verfügt und wir haben tatsächlich die Messe als eine Art "Treffpunkt" angesehen, auch weil Etliche von uns der Jungschar angehörten - auch das war eher als Freizeitbeschäftigung angelegt, weniger aus Gründen einer überbordenden Religiosität, die wöchentliche Stunde war einfach für uns ein Vergnügen, wir konnten im Pfarrheim spielen und turnen und uns so die Zeit vertreiben. Auch einen von uns Jugendlichen selbst gestalteten Partyraum gab es im Pfarrheim.

- Ich habe weder zuvor, noch danach jemals wieder solch eine volle Kirche am Sonntag Vormittag erlebt, wie in diesen Jahren meiner Jugend.

An besagtem Weihnachtsabend hat es wunderbar geschneit und alles war tief winterlich.

Floridsdorf-Jedlesee, der Bezirksteil, wo meine Oma gewohnt hat, war damals noch ziemlich ländlich und deshalb sehr idyllisch.

Das Weihnachtsfest selbst habe ich gar nicht mehr so in Erinnerung, eher das, was ich nachher gemacht habe.

Nach dem Essen und der Bescherung bei meiner Großmutter habe ich mich dann gegen Mitternacht aufgemacht, um zum Treffpunkt mit meinen Freunden vor der Kirche zu marschieren. Vom Haus meiner Großmutter war es ein recht kurzer Fußweg von ca. 15 min in die Schwarzlackenau.

Wir hatten allerdings nicht vor, die Mette selbst zu besuchen, wir haben uns lediglich vor der Kirche getroffen, um nach der Mette Zeit miteinander zu verbringen.

Als ich zu Fuß durch die tiefverschneiten Gassen ging, führte mich mein Weg auch an einer anderen Kirche vorbei, in deren Gemeindesaal gerade eine Weihnachtsfeier endete. Die Leute strömten aus dem Saal - und irgendjemand hat auf einer Trompete Stille Nacht, Heilige Nacht gespielt. Dazu hat es fein geschneit. Die Straßen waren ansonsten nahezu leer, kein Auto war unterwegs, man hörte tatsächlich nur die Musik. Und so begleiteten mich die Trompetenklänge ein weites Stück meines Weges.

Noch als ich mehrere Straßen weiter entfernt war, hörte ich das die Klänge des Weihnachtsliedes noch leise über die Felder herüberwehen...

Das war eine ganz eigentümliche und besinnliche Stimmung - schöner, als sie jede Weihnachtsfeier erzeugen hätte können. Die Nacht, die durch den Schnee erhellt wurde, das sanfte Rieseln des Schnees - und dazu die wehmütige Trompete, über allem lag ein wunderbarer Frieden.

Bei der Kirche angelangt, war die Mette schon fast zu Ende und meine Freunde warteten bereits auf mich - einer hatte eine Sektflasche dabei, und so machten wir uns zu einem weihnachtlichen Spaziergang auf.

Die Schwarzlackenau liegt an der Donau, und so marschierten wir in Richtung Donauinsel.

Dort stapften wir ohne bestimmtes Ziel durch den Schnee und wärmten uns mit dem Inhalt der Sektflasche.

Teilweise doch ziemlich durchgefroren - denn solche Dinge wie "Goretex"-Schuhe oder ähnliches gab es damals in den frühen 80ern noch lange nicht - wanderten wir durch den kniehohen Schnee über die Wiesen und durch Gebüsche.

Nach einer Weile begannen wir dann zu singen. Wir waren ja unter uns und es hat uns niemand gehört.

Wir sangen uns durch das gesamte Weihnachtslied-Repertoire, das uns so einfiel, mehrstimmig und teilweise auch in recht abenteuerlichen Versionen und in mehr oder weniger voluminöser Stimmgewalt, aber mit Inbrunst und Begeisterung.

Wäre es nicht so kalt gewesen, hätten wir sicher mit unserem Gesang den Schnee zum Schmelzen gebracht.

So aber haben wir vermutlich nur einige Tiere des damals noch ziemlich wilden Waldes auf der Donauinsel aus dem Schlaf geschreckt, die sich vermutlich sehr über die nächtliche Störung gewundert haben.

Von den Weihnachtsliedern gingen wir dann zu diversen altbekannten Songs über, wie zB WHEN YOU SMILE, von dem wir eine vermutlich recht abenteuerliche, swingende Version - für uns selbst - zum besten gaben.

So stapften wir singend durch den Wald - ohne großartiges Lametta und blinkendes weihnachtliches Brimborium, trotzdem lag Weihnachten über uns, im leise fallenden Schnee und dem Zusammensein.

Als wir dann allesamt ziemlich durchfroren waren, endete unser kleiner Ausflug und wir trennten uns, um jeder bei sich zu Hause die durchfrorenen Glieder wieder aufzuwärmen - aber dieses Weihnachten ist mir noch immer als eines meiner schönsten in Erinnerung geblieben.

Auch weil es die fast schon verloren gegangene Vertrautheit der vorangegangenen Jahre wieder zurückgebracht hat.

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Margaretha G

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Michlmayr

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