Mein bester Freund aus der Unterstufe musste die Klasse wiederholen. Nach drei gemeinsamen Schuljahren trennten sich unsere Wege. Es fehlte einfach die Action, als er im vierten Jahr eben nicht mehr mit uns die Schulbank drückte. Man sah sich zwar immer wieder in den Pausen, doch das änderte nichts an der Gesamtsituation.

Das letzte gemeinsame Schuljahr war von viel Blödsinn geprägt. Endlich einmal eine Betragensnote kassiert. Das wurmte meine Mutter natürlich. Ich lachte darüber, denn wer wird danach jemals fragen? Das interessiert keinen. "Zufriedenstellend" ist ja eh harmlos.

Mit Markus habe ich jedenfalls immer wieder neue Ideen ausgetüftelt, um den Schulalltag unterhaltsamer zu gestalten. Wir haben uns auch manchmal gegenseitig verarscht. Als er vom WC kam, habe ich das Spongebob-Pfurzkissen aus seiner Schultasche genommen und bereitgehalten. Genau im richtigen Moment schob ich es ihm noch unter seinen Hintern - ehe im nächsten Moment alle schauten. Wir zerkugelten uns vor den Augen der Mitschüler.

Der genialste Streich wurde allerdings im vorletzten Sommer der Unterstufe durchgeführt. Die gemeinsame Schulzeit von Markus hatte bereits ein Ende gefunden. Er war ja ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in meiner Klasse. Ich habe bei ihm übernachtet. Als seine Eltern zu Bett gingen, marschierten wir vom Berg Richtung Ort. Wenige Meter neben dem Hauptplatz wohnte unsere ehemalige Biologie-Lehrerin. Dank Internet fanden wir schnell ihre genaue Adresse heraus.

In unserer Klasse gab es eine Schülerin, die irgendwie immer die inoffizielle Klassensprecherin war. Zwei Jahre belegte sie tatsächlich diese Position. Doch auch sonst war sie immer die erste, die sich bei Problemen zu Wort gemeldet hat. Das empfand ich nicht als ungut oder so, immerhin stand ich sogar einmal auf sie.

Der Plan war, dass wir einen kleinen Brief verfassen. Markus konnte die Schrift von der besagten Klassenkollegin sehr gut nachmachen. Sie hatte mich einmal in Engerl Bengerl gezogen, weshalb ich von ihr ein kleines Schriftstück zu Hause herumliegen hatte. Dies nutzten wir eben als Vorlage. Letztendlich sah "unsere Schrift" recht glaubwürdig aus.

Ich weiß nicht mehr genau, was wir geschrieben hatten. Der Wortlaut war irgendwie so: "Liebe Frau Professor, ich fand Ihren Unterricht immer so großartig und wollte sagen, dass ich so in Sie verknallt bin. Würde mich freuen, wenn Sie mich anrufen. Handynummer. Herzliche Grüße, Name."

Die Nummer unserer Mitschülerin hatte ich zufälligerweise sogar eingespeichert. Wir bekamen schon Lachkrämpfe, als wir uns nur vorstellten, wie unsere ehemalige Lehrerin ihre Verehrerin anruft. Nachdem die Eltern von Markus das Licht abgedreht hatten, begaben wir uns wiegesagt in den Ort. Das Haus von der Frau Professor war recht rasch gefunden. Noch schnell zeichneten wir ein großes Herz auf den Briefumschlag. Der Brief selbst wurde mit einem schönen Rotstift geschrieben.

Als das ominöse Dokument im Briefkasten war, spazierten wir noch ein wenig durch die Nacht - ehe wir wieder "ganz brav" nach Hause gingen. Ein paar Tage später dachten wir nicht mehr wirklich an unsere Aktion. Das neue Schuljahr begann, Markus war eben in einer anderen Klasse. Nach ca. einem halben Jahr sprach er mich auf den Briefstreich an. Den hatte ich schon fast vergessen. ;) Seine einstige Klassenkollegin hat ihn nämlich gefragt, ob er damit etwas zu tun hat. :-D Schließlich zerbröselten wir uns, da der Streich somit funktioniert hat. Die Frau Professor hat also wirklich bei ihr angerufen.

In den nächsten Wochen musste ich mich doch immer wieder zusammenreißen, damit ich in der Nähe meiner Mitschülerin nicht zu lachen begann. Jedenfalls verbuchten wir diese Aktion als Erfolg. Auch wenn das vermutlich nicht so ganz "Typisch Andy" war.

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