Mann geht arbeiten, bringt Geld nach Hause – und auch anderswohin – und hat dafür ein Anrecht auf Nachsicht für seine Launen. Er als das Zentrum des gesellschaftlichen Universums, um dessen Bedürfnisse sich alles zu drehen hat. So oder so ähnlich wird gern das Bild des Mannes beschrieben – ein Bild, das es zu bekämpfen gilt.

Insbesondere innerhalb der letzten rund 100 Jahre hat sich da in der gesellschaftlichen Realität jedoch einiges getan: auch Frauen dürfen wählen – seit 1990 sogar im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden –, Frauen dürfen ebenso zu militärischen Ehren kommen, Frauen stehen weiters längst schon ihren Mann im Berufsalltag und in den Chefetagen der Unternehmen. Selbst in Freudenhäusern ist es nicht mehr Männern vorbehalten, gegen Entgelt sexuelle Phantasien auszuleben. Und wer glaubt, Seitensprünge wären eine Männerdomäne, sollte mal überdenken, ob vielleicht Wahrheit doch auch von anderen Komponenten abhängt als der Laustärke und Quantität der über Untreue geführten Beschwerden in der Öffentlichkeit: in den meisten Statistiken zu Männern zugeschriebenen Attributen sind Frauen stark am Aufholen, in einigen haben sie ihre männlichen Artgenossen sogar unbemerkt von der Öffentlichkeit bereits überflügelt. Das Geschlecht als Merkmal für daran geknüpfte Rechtsfolgen verschwindet auch zunehmend aus der Rechtsordnung; selbst aus jenen Bereichen, wo man lange Zeit der Auffassung war, dass es hier naturgewollt keine Alternative gäbe: Adoptionen und rechtswirksame Treuegelübde sind nicht mehr verschiedengeschlechtlichen Paaren vorbehalten.

Gleichberechtigung hat zu einer sehr zu begrüßenden Einsicht geführt: Männer sind auch nur Menschen. Wesen, welche unbeachtlich ihres Geschlechts ein Anrecht auf Selbstverwirklichung und Wertschätzung haben. Denen zuzugestehen ist, einfach sein zu dürfen – mit Anspruch auf eigene Individualität und Freiheit und ohne willkürliche Zuschreibung von Eigenschaften, die man im Einzelfall vielleicht gar nicht besitzt.

In einem nächsten Schritt wäre es wünschenswert, könnte man sich tatsächlich verabschieden von diesen geliebten Vorurteilen des „typisch Mann" und „typisch Frau". Okay, wissensbasierte Unterschiede etwa in der hormonellen Struktur können bei gleichzeitigen Toleranzen für Abweichungen im Einzelfall hilfreich sein in der Medizin. Im gesellschaftlichen Zusammenleben allerdings macht jedes dieser Vorurteile lediglich all die zum Teil angesprochenen Errungenschaften zunichte, für welche jahrzehntelang gekämpft wurde. Ohne dabei auch einen Mehrwert zu haben. Denn: was brächte es eigentlich, wenn man wüsste, was tatsächlich typisch männlich wäre? Außer der Gefahr, all die liebenswerten Ausnahmen zu erkennen, wohl wenig bis gar nichts. Es muss wieder mehr um den Menschen gehen – egal welches Geschlecht er trägt.

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