"Wenn Du Deinen Sohn lieben würdest ..." - wenn Sprache zur Falle wird

Kommunikation spielt eine ganz besondere Rolle in unser aller Leben. Durch Kommunikation treten wir mit unserer Außenwelt in Beziehung, teilen unsere Bedürfnisse mit und haben teil an der Bedürfnisbefriedigung unserer Umwelt.

Natürlich spielt daher auch in einer Trennungssituation von Eltern Kommunikation eine ganz zentrale Rolle: Schaffen es die beiden, auf einer gemeinsamen Ebene als Mama und Papa zueinander in Verbindung zu bleiben und sich auszutauschen, dann kann das die Basis eines gedeihlichen Miteinanders sein. Herausfordernd daran ist, dass Kommunikation nicht nur aus den noch relativ leicht zu kontrollierenden Worten besteht, die auch zu Papier gebracht werden können. Ganz wesentlich sind die vom bloßen Wortgebrauch zu unterscheidenden anderen Ebenen der Metakommunikation, in welchen Emotionen kaum zu verbergen sind: Intonation, Mimik, Gestik, Geschwindigkeit aber auch die auf telepathischer Ebene übertragenen Botschaften, die wir als "ich spür, dass da was nicht zusammenpasst" kennen.

Bleiben wir auf der Einfachheit halber einmal auf der reinen Sprachebene. Diese hat nur einen verschwindend geringen Anteil an dem, was atmosphärisch beim Gegenüber ankommt, und ist eigentlich auch recht leicht vom Verstand aus steuerbar. Und dennoch erweist bereits sie sich als enorm komplex. Bewusst oder unbewusst können auf ihr bereits aus dem Nichts heraus Situationen geschaffen werden, die geeignet sind, konfliktinitiierend oder innerhalb eines bereits gelebten Konflikts auch eskalierend zu wirken.

"Wenn Du Deinen Sohn lieben würdest, dann würdest Du Deinen Antrag bei Gericht zurückziehen" ist dafür ein Beispiel, wie es viel zu viele Väter und Mütter, die während oder nach einer Trennung im Streit miteinander leben, schaffen, ihre eigenen Kinder in den Mittelpunkt des zerstörerischen Geschehens zu ziehen. Es werden hier nämlich zwei vollkommen voneinander unabhängige Beziehungsebenen, nämlich jene zwischen dem ehemaligen Paar und jene der Eltern zu ihrem Kind, miteinander verknüpft. Dieser Appell stellt somit eine unlösbare und aussichtslose Sackgasse dar, in welche der andere Elternteil hineingetrieben wird für den Fall, dass diese Worte Ernst genommen werden. Natürlich ist die Liebe zum eigenen Kind unverändert groß, natürlich quält man sich gerade deshalb unentwegt mit Selbstzweifeln, ob die Trennung unvermeidbar war und hat einfach Angst, ob man dem Kind auch weiterhin das sein darf, als was man sich sieht: der liebende Papa, die liebende Mama. Doch was um alles in der Welt soll es damit zu tun haben, dass man es leid ist, ständig allen finanziellen Ansprüchen des ehemaligen Partners beziehungsweise der ehemaligen Partnerin kampflos zuzustimmen, und dazu nun richterliche Klärung wünscht? Sind das nicht zwei verschiedene Paar Schuhe, die durchaus auch unterschiedlich geregelt werden können und dürfen?

Lässt man sich einmal auf diese Gedankenverknüpfung ein, zu welcher man aufgefordert wurde, dann wird es schwer, aus eigener Kraft aus diesem Dilemma wieder herauszufinden, ohne dabei Schaden an der persönlichen Integrität zu nehmen beziehungsweise die Rechte und Bedürfnisse des eigenen Kindes gefährden zu müssen: denn hier wird die ohnehin hoch emotionale Frage der Liebe zu seinem eigenen Kind verbunden mit den auch für sich allein bereits herausfordernden Auseinandersetzungen mit dem Menschen, von welchem man sich abzugrenzen versucht um mit dem Trennungsschmerz ins Reine zu kommen.

Seien wir daher besonders in herausfordenden Situationen achtsam auf unseren Umgang mit Sprache. Halten wir uns zurück mit Wertungen, lassen wir die Hände weg von manipulativen Unterstellungen und machen wir uns deutlich, worum es uns eigentlich geht. Äpfel und Birnen zu vermengen mag einen interessant schmeckenden Obstsalat ergeben - im sprichwörtlichen Sinn haben wir allerdings ebenfalls schneller als wir schauen können den Salat für den Fall einer unreflektierten wertenden Vernüpfung von Wertungen mit Beziehungsfragen.

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