Absturz einer grünen Ikone: Greta Thunbergs Wandel zur Antisemitin sollte ihren einstigen Fans eine vierfache Lehre sein

Die kindliche Kaiserin hat ihr Gefolge verloren. Vorbei sind die Zeiten, da Greta Thunberg die Welt zu Füßen lag. Die schwedische Aktivistin konnte sich vor Einladungen und Gunstbezeugungen kaum retten, als sie noch ihr Kerngeschäft betrieb, den Klimaschutz. Politiker und Künstler, Journalisten und Kirchenvertreter hingen an den Lippen der damals minderjährigen Tochter aus gutem Stockholmer Haus. Heute gibt Thunberg ein trauriges, ein entlarvendes Bild ab. Ihre Verpuppung zur Wanderpredigerin des Judenhasses sollte den einstigen Claqueuren zu denken geben: Wer Kindern blind applaudiert, um sich in deren Glanz zu sonnen, gibt selbst ein unreifes Bild ab. Es war schon immer ein Fehler, der zornigen Schwedin für jeden Gefühlsausbruch dankbar zu sein.

Ganz ohne Fans muss Thunberg freilich auch in diesen Tagen nicht auskommen. Doch der Kreis der Unterstützer hat sich radikal gewandelt. Man sah es an diesem Montag in Berlin. Da stand sie am Jahrestag des Pogroms der islamistischen Hamas inmitten einer zornigen Menge, die arabische Parolen brüllte und Israel alles Unglück wünschte. Gemeinsam trug man Palästinensertücher. Abermals ist es ein Zorn, der Thunberg auf die Straßen treibt, nun jener auf den Staat Israel.

In den Jahren zuvor war es das ebenso grell dargestellte Unverständnis für die von ihr verfluchten westlichen Industriestaaten. Diese, schrie Thunberg einst, hätten ihr durch ein bewusst klimaschädliches Verhalten die Jugend gestohlen. Das war derselbe himmelschreiende Unsinn, wie es heute die brachialen Vorwürfe gegen Israel sind. Aus dem zornigen Mädchen wurde eine zornige Frau. Der Zorn ist der bevorzugte Gefühlszustand der Greta Thunberg – und das tut weder ihr noch dem wechselnden Publikum gut.

Nun, am Jahrestag des antijüdischen Massakers, sagte Thunberg in Berlin: Der deutsche Staat sei ein finanzierender Komplize des „Völkermords“ durch den „Apartheid-Staat“ Israel. Die falsche Formel vom Genozid, den angeblich Israel an den Palästinensern begehe, presste sie ebenso schnell aus sich heraus wie früher die Begriffe „Klimakrise“ oder „Pariser Abkommen“. Thunberg ist ein Mensch der großen Anklagen und der bitteren Beschwerden geblieben.

Jetzt aber zeigt sich, wovon ihr Furor zusammengehalten wird: von der Weigerung, die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen. Sie zeichnete als Klimaschützerin ein apokalyptisches Bild von dieser Welt, einem Haus, das brenne. Sie verzeichnet nun Israel zum Schurkenstaat, dem alles Böse zuzutrauen sei. In beiden Fällen gingen die Affekte mit ihr durch. Als Schutzheilige des Klimas durfte sie jedoch unwidersprochen toben, weil sie sich auf die Wissenschaft berief. Insofern ist der Absturz der Greta Thunberg ein Menetekel für die gesamte Klimaschutzbewegung: Wer auf Panik setzt und Hysterie, fremdelt mit den Fakten und misstraut der Debatte.

Seit dem Massaker der Hamas präsentiert sich Thunberg regelmäßig als Anklägerin Israels. Nicht das Leid der Opfer, der über 1000 geschändeten, verschleppten und geschlachteten Menschen, treibt Thunberg in die Öffentlichkeit, sondern die Reaktion Israels. Sie ruft zum Boykott auf, zeigt sich auf einem Foto mit dem antisemitischen Symbol der Krake, teilt die Bühne mit einer Unterstützerin antijüdischen Terrors, demonstriert an der Seite von Israelhassern in Amsterdam, Leipzig, Berlin.

Sie macht sich dabei eine weitere sinnlose Parole zu eigen, skandiert: „Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.“ Dem Klima, sollte man meinen, sind territoriale Besitzverhältnisse egal. Thunberg stellt dennoch eine Verbindung her und offenbart sich so als linksideologische Klassenkämpferin. Der Klimaschutz dient als Instrument, um die aus ihrer Sicht Mächtigen zu entrechten. Dass sie in Israel das Muster aller falschen Macht sieht, ist wiederum ein zähes antisemitisches Klischee. Thunberg führt vor Augen, wie nah beieinander der Hass auf den Westen und der Hass auf die Juden liegen können.

Obwohl Thunberg also ein Mensch des rasenden Vorurteils ist, flogen ihr die Herzen früher zu, vor allem 2019 und 2020. Das kleine Mädchen wurde hofiert, als spräche aus ihr alle Weisheit der Welt. Ihr zentraler Satz vom Weltwirtschaftsforum 2019 lautet: „Ich will, dass ihr in Panik geratet, ich will, dass ihr die gleiche Angst habt, die ich täglich verspüre.“ Auch „how dare you?“ wurde zum geflügelten Wort, „wie könnt ihr es wagen?“. Zwar bekannte Thunberg, am Asperger-Syndrom erkrankt zu sein, für sie sei „fast alles schwarz oder weiß“. Die Lobeshymnen der weltlichen und geistlichen Elite wollten dennoch nicht enden.

Franz Jung, katholischer Bischof in Würzburg, verglich sie mit David, ausgerechnet, mit dem Helden und König Israels. Ob Jung sich heute dafür schämt? Für Heiner Koch, den katholischen Berliner Bischof, zählte Thunberg zu den „echten Propheten“, die eine Gesellschaft brauche. Thunberg und die Demonstrationen der „Fridays for Future“-Bewegung erinnerten ihn „ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem.“ Kochs Vergleich war damals albern, heute berührt er peinlich. Hat er je bei den Gläubigen um Entschuldigung gebeten? Und wird die Universität Helsinki ihr jenen grotesken Ehrendoktortitel der Theologie aberkennen, den sie Thunberg im vergangenen Jahr verlieh?

Bizarr und eigennützig war auch die Kanzelrede der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt im März 2019: „Mich erinnert Greta an die Stelle aus dem Prophetenbuch Amos, wo es heißt, sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und verabscheuen den, der die Wahrheit sagt.“ Mit der Wahrheit aber hat und hatte Thunberg wenig zu schaffen. Sie bewirtschaftet ihre Abneigungen. Göring-Eckardt griff zum biblischen Vergleich, damit ihr eigenes politisches Anliegen, die grüne Programmatik, unantastbar erschien.

Damals passten Thunbergs Aversionen wunderbar in eine klimahysterische Gesellschaft. Angetrieben von Gretas deutscher Statthalterin Luisa Neubauer, standen auch hierzulande die Politiker und Journalisten Schlange, um sich von einem Mädchen die Leviten lesen zu lassen. Angela Merkel empfing Greta dankbar und bescheinigte ihr, eine „Beschleunigung bei der Klimapolitik“ bewirkt zu haben. Der „Weckruf der Jugend“, so Merkel, sei nicht ohne Folgen geblieben.

Die Illustrierte „Stern“ bereitete Thunbergs Segeltörn nach New York als Heiligengeschichte auf. Auf dem Cover verkündete sie, „die Reise wird hart.“ Ein anderes Mal hieß die Titelzeile zum Greta-Bild „wir verändern die Welt!“. Und ein drittes „Stern“-Cover zeigt die junge Frau ölüberströmt mit dem nahezu prophetischen Zitat: „Es überrascht mich selbst, dass ich noch nicht durchgedreht bin.“ 2020 war Thunberg eine heiße Kandidatin für den Friedensnobelpreis.

Glücklicherweise ging der Kelch an Greta vorbei. Die Zahl derer, die heute Abbitte leisten müssten, wäre sonst noch größer. Thunbergs selbstgewählter Abstieg aber hält vier Lektionen bereit: Früher oder später landet jeder linke Aktivismus beim Antisemitismus. Wer junge Menschen unter politischen Welpenschutz stellt, nimmt sie nicht ernst. Die Kirchen sollten dem Zeitgeist keinen biblischen Geleitschutz geben. Und vor allem: Angst und Panik sind keine Argumente.

Quelle: NIUS

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