„Der Klima-Notstand beruht auf falschen Narrativen“

Die große Abrechnung des Patrick Moore

Von Kai Rebmann

Patrick Moore war ein Umweltaktivist der ersten Stunde und ist es bis heute geblieben. Im Jahr 1971 gehörte der Kanadier zu den Mitgründern von Greenpeace und war bis 1979 zunächst Präsident von Greenpeace Canada, ehe er Direktor von Greenpeace International wurde. Im Jahr 1986 verließ Moore die Organisation, da er sich mit deren Zielen nicht mehr identifizieren konnte. Es war jedoch nicht Moore, der sich verändert hätte, vielmehr hatte sich Greenpeace einen neuen Anstrich verpasst. Von den Gründungsprinzipien „Grün“ für die Umwelt und „Frieden“ für die Menschen sei nur noch Grün als einzige Agenda übriggeblieben. Der Frieden sei weitgehend in Vergessenheit geraten, erklärt der heutige PR-Berater. Über den letzten Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte, sagt Moore: „Als ich mich entschied, Greenpeace zu verlassen, war ich einer von sechs Direktoren von Greenpeace International. Ich war der einzige mit einer formalen naturwissenschaftlichen Ausbildung […] in Ökologie. Meine Direktorenkollegen entschieden, dass Greenpeace eine Kampagne zum weltweiten Verbot von Chlor starten sollte.“

Diese und viele weitere Aussagen stammen aus einem E-Mail-Verkehr, den Moore mit dem Seok-Soon Park führte, einem Professor für Umweltwissenschaften und Ingenieurwesen an der Ehwa Womans University in Seoul. Zunächst hatte die ET in ihrer englischsprachigen Ausgabe exklusiv über die Abrechnung des Ex-Greenpeace-Chefs berichtet. In deutschsprachigen Medien ist hingegen nichts darüber zu finden. Liegt es an der enormen Brisanz der Aussagen? Denn die Ausführungen des Kanadiers haben es durchaus in sich. Wenn der Mitgründer heute von Greenpeace als „Umwelt“-Bewegung spricht, so setzt er diese Bezeichnung ganz bewusst in Anführungszeichen. „Sie sind zu einer politischen Bewegung geworden und konzentrieren sich in erster Linie darauf, Erzählungen und Geschichten zu erschaffen, die darauf abzielen, der Öffentlichkeit Angst und Schuldgefühle einzuflößen, damit die Leute ihnen Geld schicken“, kritisiert Moore. Hinter den verschlossenen Türen bei den Vereinten Nationen oder dem WEF operiere Greenpeace in erster Linie mit Organisationen, die ebenfalls politischer Natur seien. Und weiter: „Das IPCC [Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen] stellt Wissenschaftler ein, um ihnen ‚Informationen‘ zu liefern, die das Narrativ des Klimanotstands unterstützen.“

'Die Welt wäre eine bessere, wenn es weniger Menschen gäbe'

Vor allem der von Greenpeace propagierte Selbsthass auf die Menschheit stößt Patrick Moore bitter auf. „Viele (sogenannte) ‚Umwelt‘-Führer sagen, dass ‚Menschen die Feinde der Erde, die Feinde der Natur‘ sind. Ich konnte nicht akzeptieren, dass Menschen die einzige böse Spezies sein sollen. Das klingt mir zu sehr nach ‚Erbsünde‘, dass Menschen mit dem Bösen geboren werden, aber alles andere gut – sogar Kakerlaken, Mücken und Krankheiten.“ Über eine solche Philosophie, wonach eine Welt ohne Menschen eine bessere sei, kann der Kanadier nur den Kopf schütteln und wundert sich: „Aber die Leute, die das sagen, melden sich nicht freiwillig, um die ersten zu sein, die gehen. Sie verhalten sich so, als ob sie anderen überlegen wären. Diese Art von ‚Stolz‘ und ‚Einbildung‘ ist die schlimmste aller Todsünden.“

Mit noch deutlicheren Worten kritisiert Moore die Energiepolitik, die überall dort betrieben wird, wo Grüne und Linke zu viel zu sagen haben. „Ihre Kampagnen gegen fossile Brennstoffe, Kernenergie, CO2, Plastik usw. sind fehlgeleitet und darauf ausgelegt, die Menschen glauben zu machen, dass die Welt untergehen wird, wenn wir unsere Zivilisation nicht lahmlegen und unsere Wirtschaft zerstören. Sie haben einen negativen Einfluss auf die Zukunft sowohl der Umwelt als auch der menschlichen Zivilisation. Heute hat die Linke viele politische Maßnahmen ergriffen, die sehr zerstörerisch für die Zivilisation sind, da sie technisch nicht machbar sind. Schauen Sie sich nur die drohende Energiekrise in Europa und Großbritannien an, die Putin ausnutzt. Aber es ist ihr eigenes Werk, wenn sie sich weigern, ihre Erdgasressourcen zu erschließen, sich der Kernenergie widersetzen und stattdessen eine unmögliche Position zu fossilen Brennstoffen im Allgemeinen einnehmen“, nimmt der Umweltschützer kein Blatt vor den Mund.

Das falsche Narrativ von der globalen Erderwärmung

Ein weiterer Dorn im Auge ist dem Mitgründer von Greenpeace, dass seine Erben heute gerne als Weltuntergangspropheten auftreten und dabei das Narrativ des Klimanotstandes bedienen.

Als Beispiel nennt Moore die angeblich vom Aussterben bedrohten Eisbären. Im Jahr 1973 habe es eine Population von 6.000 bis 8.000 Tieren gegeben, die bis heute auf 30.000 bis 50.000 Exemplare angewachsen sei.

„Aber jetzt sagen sie, dass der Eisbär im Jahr 2100 aussterben wird; als hätten sie eine magische Glaskugel, die die Zukunft vorhersagen kann. Tatsächlich kam es im vergangenen Winter in der Arktis im Vergleich zu den Vorjahren zu einer Ausdehnung des Eispanzers und die Antarktis war im vergangenen Winter kälter als in den letzten 50 Jahren“, schreibt Moore. Anders als die „Klimanotstand“-Business Tätigen gebe er aber nicht vor, alles zu wissen oder die Zukunft vorhersagen zu können, betont der Kanadier.

Der Ex-Greenpeace-Chef ist auch weit davon entfernt, die globale Erderwärmung als solche in Frage zu stellen. Moore sieht das jedoch in einem weitaus größeren Kontext, den er wie folgt beschreibt: „Sehr wenige Menschen glauben, dass sich die Welt nicht erwärmt. Die Aufzeichnungen belegen eindeutig, dass diese Erwärmung etwa im Jahr 1700 einsetzte, also bereits 150 Jahre bevor wir fossile Brennstoffe zu nutzen begannen. 1700 war der Höhepunkt der Kleinen Eiszeit, die sehr kalt war und Ernteausfälle und Hungersnöte verursachte. Davor gab es um 1000 n. Chr. die Mittelalterliche Warmzeit, als die Wikinger Grönland bewirtschafteten, und davor, um 500 n. Chr., gab es im Mittelalter die römische Warmzeit, als es wärmer war als heute und der Meeresspiegel 1-2 Meter höher lag.“ Und weiter: „Noch bis etwa 1950 war der Verbrauch fossiler Brennstoffe und der CO2-Ausstoß im Vergleich zu heute sehr gering. Wir kennen die Ursache dieser periodischen Temperaturschwankungen nicht, aber CO2 war es sicher nicht.“

Den „Klima-Alarmisten“ wirft Moore vor, ihr vermeintliches „Klimawissen“ ganz bewusst erst für den Zeitraum ab dem Jahr 1850 zu diskutieren und die Zeit davor lapidar als „vorindustrielles Zeitalter“ zu bezeichnen. Der Experte führt dazu aus: „Dieses ‚vorindustrielle Zeitalter‘ dauerte mehr als 3 Milliarden Jahre, in denen Leben auf der Erde existierte. Während dieser Zeit gab es viele Klimaveränderungen, einschließlich Eiszeiten, Treibhauszeiten, große Massensterben aufgrund von Asteroideneinschlägen und anderen unbekannten Ursachen. Heute befindet sich die Erde in der pleistozänen Eiszeit, die vor 2,6 Millionen Jahren begann … Die jüngste große Vergletscherung, die vor 20.000 Jahren ihren Höhepunkt erreichte, war also nicht das Ende der Eiszeit. Wir befinden uns immer noch in der pleistozänen Eiszeit, egal wie sehr die Klima-Alarmisten das leugnen.“ Die große Ironie der gegenwärtigen Klimapanik ist nach Ansicht des Greenpeace-Mitgründers die Tatsache, „dass die Erde heute kälter als vor 250 Millionen und auch der CO2-Gehalt niedriger ist als während mehr als 95 Prozent der Erdgeschichte“.

Viele Menschen würden das aber nicht wissen, da sie immer nur denen zuhören, „die von der Lüge profitieren, dass die Erde bald zu heiß sein wird, um darauf zu leben“. Die Menschheit sei für derartige Weltuntergangsgeschichten schon immer anfällig gewesen, sagt Moore und wählt dafür einen drastischen Vergleich: „Die Azteken haben Jungfrauen in Vulkane geworfen, die Europäer und Amerikaner haben 200 Jahre lang Frauen als Hexen verbrannt und behauptet, damit die Welt vor bösen Menschen zu bewahren.“ Viele der überwiegend jungen Anhänger der heutigen „Umwelt“-Bewegung sieht Moore sogar eher als Opfer denn als Täter. „Der jungen Generation wird heute eingeredet, dass Menschen nicht würdig seien und die Erde zerstörten. Diese Indoktrination hat dazu geführt, dass sie sich schuldig und beschämt fühlen.“ Dies sei jedoch der falsche Weg, um das Leben anzugehen, ist Moore überzeugt.

CO2 ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde

Der ehemalige Vorsitzende der CO2-Coalition in den USA bricht auch mit dem Narrativ vom Kohlendioxid als schädliches Treibhausgas. „Wenn Kohlendioxid die Hauptursache der Erwärmung wäre, dann müsste es einen Temperaturanstieg entlang der Kohlendioxidkurve geben, aber das tut es nicht“, argumentiert Moore mit Blick auf die Entwicklung während der letzten 350 Jahre. Die Dämonisierung von CO2 sei daher „völlig absurd“, vielmehr sei das Gas die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Leute, die das Gegenteil behaupten, seien in erster Linie Wissenschaftler und Aktivisten, die sich für die Verbreitung dieser Meinung bezahlen lassen, sowie Medien, die auf der Jagd nach Schlagzeilen seien, prangert Moore an.

Der Experte verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2013, die gezeigt hat, dass ein erhöhter CO2-Gehalt mit einer stärkeren Begrünung von Trockengebiet einhergeht. Zwischen den Jahren 1982 und 2010 aufgenommene Satellitenfotos in Teilen Australiens, Nordamerikas, Afrikas und des Nahen Ostens haben in den untersuchten Gebieten eine Zunahme der Laubbedeckung um elf Prozent gezeigt. Der Studie zufolge erlauben es erhöhte CO2-Werte einem Blatt, während der Photosynthese mehr Kohlenstoff auf der Luft zu extrahieren oder weniger Wasser an die Umgebungsluft abzugeben oder im Idealfall sogar beides. Dadurch entsteht für die Pflanze ein Düngeeffekt. Patrick Moore weist darauf hin, dass kommerzielle Gewächshausbetreiber in aller Welt nicht umsonst CO2 kaufen, um dieses in ihren Gewächshäusern auszubringen.

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