Ausgrechnet dieser Ronald! Warum nicht Barack und Michail?

Mick Jagger und seine rollenden Steine haben recht: You can’t always get what you want. Die Briten dachten bei Ihrem Rock-Gesang zwar nicht an Osteuropa, an die DDR, an Berlin und schon gar nicht an die Mauer. Aber ihre Feststellung, dass man nicht immer das kriegt, was man sich wünscht, trifft auch für den 9. November zu. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn nicht Ronald Reagan sondern Barak Obama oder, um weiter zurück zu greifen, wenn John F. Kennedy die Hauptfiguren gewesen wären, die von westlicher Seite den entscheidenden Anstoß zum Fall der Mauer gegeben hätten. Aber nein: Es musste der Mann aus Hollywood, der Donald Trump seiner Zeit sein. So ein Pech aber auch.

Was war das damals für eine Mühe, als Washington-Korrespondent dem entsetzten deutschen Publikum diesen Ronald Reagan verständlich zu machen. Ein Filmschauspieler der zweiten Reihe – so einer hätte bei uns doch keine Chance gehabt, die Ochsentour durch die Niederungen der Politik zu bestehen. Den hätte nicht mal der Wahlkreis Niederwenigern als Kandidat aufgestellt. Die spinnen halt, die Amerikaner. Wie heute mit Donald.

Die Abneigung und der Spott, mit denen Ronald Reagan im kulturell hochmütigen Deutschland empfangen wurde, war kaum geringer als die Donald-Trump-Phobie von heute. Dabei wurde gerne übersehen, dass Reagan Chef der in Kalifornien einflussreichen Schauspielergewerkschaft war. Und dann ein begnadeter, freischaffender Redner und Menschenfänger. Und dann Gouverneur von Kalifornien, ein politischer Posten, der an Power den eines bayerischen Ministerpräsidenten deutlich übertrifft. Und dann Wahlsieger, weil er mit einer einfachen und klaren Botschaft so viele Demokraten zu seinen Republikanern herüberlockte, dass sie einen eigenen Namen bekamen: Reagan-Demokraten. So kam in Deutschland der Schock in der Morgenstunde an: Ronald Reagan im Weißen Haus.

„Mr Gorbachew, tear down this wall!“

Dann kam es noch schlimmer: Ronald Reagan nannte die Sowjetunion ein „Reich des Bösen“ und nervte Moskau mit seinen sauteuren Star-Wars-Plänen. Den Höhepunkt seiner Verachtung in Deutschland aber erklomm er, als er in Berlin den Satz in Richtung Moskau rief: „Mr Gorbachew, tear down this wall!“ Da kugelten sich die Kenner der politischen Szene und die Intellektuellen schüttelten den Eierkopf. So naiv konnte doch nur ein ehemaliger Schauspieler aus Kalifornien sein. Hat denn niemand diesem Ronald Reagan erklären können, dass die Mauer und die Teilung Deutschlands eine Einrichtung für die Ewigkeit waren? Man konnte ja träumen, aber doch nicht so laut.

Zwei Jahre später fiel die Mauer. Ronald Reagan hat mit Michail Gorbatschow, der durch die amerikanische Aufrüstung an den Rand des Ruins geraten war, das Ende des Kalten Krieges geschaffen. Aber das hat man in Deutschland natürlich nicht diesem Kalifornier zugute geschrieben, sondern fast ausschließlich dem Russen. Michail Gorbatschow war für die deutsche Seele, vor allem wenn das Herz links schlug, der Barak Obama jener Zeit

Ja, das wäre ein deutsches Traumpaar gewesen, Barrack und Michail. Wenn die beiden die Vorarbeit für die deutsche Einheit geleistet hätten, dann hätten sie längst eine schöne Statue in Berlin bekommen. Vielleicht gemeinsam auf einem Podest. Obama und Gorbatschow Hand in Hand. Aber Ronald Reagan? Der war und wird niemals „ein Berliner“ wie einst Kennedy.

Vergessen die Rolle der Amerikaner zu erwähnen

Auch George Bush, der Vater, gefiel den Deutschen nicht übermäßig, obwohl er nicht so tief in Ungnade fiel wie sein Sohn, der Double-U. Aber er ließ uns kalt genug, um hierzulande als wichtiger Helfer bei der Wiedervereinigung vergessen zu werden. Dabei hat George Bush den entscheidenden außenpolitischen Schubser gegeben, als Francois Mitterand noch an seiner Liebe zu „zwei Deutschlands“ hing und Margaret Thatcher unter heftigen German-Phobie-Attacken litt. Oder auch nicht litt.

So hat es eine glasklare Logik, wenn unser cooler Außenminister Heiko Maas in einem Beitrag zum 9. November einfach vergaß, die Rolle der Amerikaner zu erwähnen. Eine klassische Freudsche Fehlleistung, die tiefe Einblicke in die immer noch virulente Befindlichkeit mancher deutscher Politiker und Gutbürger bot. Einem Land, das uns Ronald Reagan und Donald Trump beschert hat, will man einfach keinen guten Platz in der Geschichte einräumen.

Ach, wenn es doch der angebetete Barak Obama gewesen wäre. Aber man kann nicht immer kriegen, was man sich wünscht. Die Steine der Geschichte rollen ohne Rücksicht auf die deutsche Seele und manchmal über sie hinweg.

Quelle:https://www.achgut.com/artikel/ausgerechnet_dieser_ronald_warum_nicht_barack_und_michail

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