1000 € im 1. Lehrjahr, 1600 € im 3. Lehrjahr ein Plus von 4,5% auf die Löhne. Meldungen aus der Industrie, finanzielle Ebenen, von denen andere Bereiche nur träumen können, vor allem all jene, die im Dienstleistungsbereich im weitesten Sinne arbeiten.

Warum aber verdienen alle Beschäftigen in diesen Bereichen so wenig? Weil die Arbeitgeber dort so böse sind, so egoistisch und sie so wenig auf ihre Mitarbeiterinnen schauen?

Nein, leider ist die Erklärung nicht so einfach!

Schaffte es und schafft es die Industrie durch Automatisation, durch Rationalisierung, durch neuere Prozesse, die Zahl der gefertigten Werkstücke pro Mitarbeiter immer weiter zu erhöhen und somit die Arbeitskosten pro Stück immer weiter zu reduzieren, so ist dies bei Dienstleistungen nicht möglich.

Ja nicht nur nicht möglich, sondern eigentlich auch vom Kunden, der Kundin nicht angestrebt. Wer will schon gleichzeitig mit 40 anderen Personen von einer Friseurin bedient werden? Wer will einen Tanzkurs mit 1000 Personen im Raum, wer will diese „Massenabfertigung“? Niemand.

Hier - im Dienstleistungsbereich - läuft die Entwicklung gerade in die andere Richtung. Somit können die Arbeitskosten nicht nur nicht weiter aufgeteilt werden, sondern steigen pro Werkstück, also pro bedienter Person, weiter an. Zusätzlich steigen die Anforderungen an die Mitarbeiter*innen, da mehr informiert werden soll und muss, mehr Gespräche geführt werden, mehr erklärt wird, mehr beraten, mehr zugehört. Der Gast, der Kunde, die Kundin sollen sich ja wohl fühlen und betreut werden.

Somit ergibt sich eine gegenläufige Entwicklung. Dabei ergibt sich aber eine Frage des Preises bzw. der Kosten. Das Gehalt der Mitarbeiterin btw. des Mitarbeiters müssen ja irgendwie erwirtschaftet werden, mit dem was mit dem erzeugten Produkt am Markt erzielt wird, oder was der Kunde, die Kundin bereit sind zu zahlen.

Somit wird ein ein Kugelschreiber immer billiger, die Stunde beim Friseur oder in der Pflege immer teurer. Sind wir aber bereit für mehr Gerechtigkeit in der Entlohnung um 40% mehr bei unserer Friseurin zu zahlen? 30% mehr beim Tanzkurs mit weniger Personen, 40% mehr im Kindergarten, oder 40% mehr in der Pflege? Die Antwort lautet zumeist nein, nicht aus Gier, oder weil die Menschen geizig sind, sondern weil wir es nicht gewohnt sind und die Schuld der Verteuerung bei den bösen Unternehmern suchen, oder dem bösen Staat.

Wollen wir in Zukunft aber nicht riskieren, dass sich die Gesellschaft immer weiter auseinander entwickelt, werden wir über höhere Gehälter im Dienstleistungsbereich ebensowenig herum kommen, wie bei Kindergärtnerinnen, im Sozialbereich, im Krankenhaus oder bei LehrerInnen.

Der Import von Arbeitskräften ist keine Lösung - weitere 1000 Rumänien für die Krankenpflege mit einer Beschäftigungsart, die nur eines will, nämlich billig zu Arbeitskräften zu kommen, wird auf die Dauer nicht gehen. Auch dort werden die Arbeitskräfte rar und die Gehälter entwicklen sich. Also weiter ausholen, Arbeitskräfte aus Thailand, Afrika, Südamerika? Irgendwann ist die Welt abgegrast! Spätestens dann müssen wir uns überlegen wie wir weiter machen.

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