Cara's tale - wenn aufrechte Menschen lieben

Sie war bereits als Kind sehr aufgeweckt, neugierig und nicht auf den Mund gefallen. Die Schule interessierte sie nie sonderlich, deshalb war nach der Pflichtschule eine Lehre in der Gastronomie angesagt. Ihr Großvater hatte ihr schon früh den Rat gegeben, dass sie bloss nicht den erstbesten Mann nehmen sollte, sondern erst mal schauen sollte was das Leben so zu bieten hätte. Cara nahm es sich zu Herzen und ließ wilde Jugendjahre heraufziehen. Jungs hatten natürlich ihren fixen Platz. Liebeskummer war auch mal dabei, aber lange konnte sie nie trauern. Zu viel gab es zu erleben.

Anfang 20 packte sie der berufliche Ehrgeiz. Sie arbeitete sich in die Haubengastronomie hoch, wurde nebenbei Sommeliere, arbeitete für 2, wurde natürlich nach Strich und Faden ausgenutzt vom Arbeitgeber, doch ihre Haltung wurde immer aufrechter, viele Gäste kamen nur wegen ihr, wegen ihrer natürlichen Eleganz und ihrer unaufdringlichen, gelassenen Freundlichkeit. Man merkte, dass sie gern arbeitete. Ihren ersten festen Freund hatte sie. Fesch war er und erfolgreich und ein gutes Stück älter. Einen richtigen Mann wollte sie. Er schoß sie irgendwann in den Wind. Die Arbeitszeiten waren beziehungsfeindlich und offensichtlich hatte er auch "was Besseres" gefunden. Sie litt lange und arbeitete umso härter. Sie wollte sie keine Männer mehr an ihre Seele heranlassen. Neben dem Job nahm sie das Motto "wenn dann richtig" auch mit in den Sport. Wakeboard, Mountainbiken, Klettern, Skitouren, Bergtouren. Je stärker der Nervenkitzel umso besser war es. Die Männerwelt wurde immer mehr nach potentiellen Sportpartnern und nicht mehr nach Liebespartnern gefiltert. Ein paar Techtelmechtel gab es immer, aber der Richtige auf den sie zu warten beschlossen hatte, war nie dabei.

Ende 20 leerte sich der Karpfenteich allmählich. Rundherum fingen die Freundinnen an, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Immer freute sie sich ehrlich mit jedem mit. Falls sich in ihrem tiefsten Inneren so etwas wie Neid oder Frust regte, weil sie niemanden hatte, überspielte sie es sehr gekonnt. Damit sich das Einsamkeitsgefühl nicht regen konnte, war sie immer unterwegs, kam manchmal nur zum umziehen und Rucksackwechseln in die Wohnung und war dann wieder auf dem Berg, am Wasser oder beim Feiern. Sie wartete auf den Richtigen. Anfang 30 hat sie es dann doch wieder versucht mit der Liebe. Aus heutiger Sicht weiß sie, dass sie sich verbogen hat für die zwei, drei Typen, die alle nicht passten und denen sie auch nicht passte. Traurig war sie und auch verzweifelt.

Nie zweifelte sie aber an sich selbst. In den letzten zwei Jahren legte sie eine unheimliche, tiefe menschliche, sichtbare Reifung hin. Sie wusste was sie wollte und sie sagte: Ich muss nicht das genormte Leben mit Kindern und Haus bauen leben, wenn der Richtige Mann nicht für mich da ist. Mir ist wichtiger dass ich ich bleiben darf. Sie strahlte irgendwie. Beruflich wechselte sie einfach mal so die Branche. Es gab viele Zweifler. Aber sie belehrte alle und sich selbst eines besseren. Sie ließ sich auf ein paar Männer ein, nach dem Motto "Experimente ja, faule Kompromisse nein". Ihr Bekanntenkreis ist so groß wie eine Kleinstadt, viele Männer darunter, nicht die schwulen Typen, nein richtige Männer, Sportler großteils mit denen sie sich messen kann. Alle lieben sie, aber keiner liebt sie.

Letzten Februar haben wir mal wieder geredet. Sie wollte wirklich eine Beziehung. Ein Bekannter wollte sie verkuppeln, "wieder so ein Chaot, zwar teilt er die alpinen Hobbies aber - nein". Dann zwei Wochen später rief sie an. Sie ist jetzt mit dem Chaoten zusammen. Ich zweifelte, hatte Angst dass es wieder schief gehen würde, doch sie war so sicher. Doch, doch sie hätten alles ausgeredet. Sie können sich vorstellen das ganze Leben zu teilen. Misstrauisch war ich. Doch nur sie wusste, er hatte ihre Seele zum Klingen gebracht.

Als ich sie das erste Mal wieder sah, sah ich es auch. Ruhiger ist sie und ihr sportliches, offenes Gesicht wirkt weichgezeichnet. Keine Angst mehr etwas zu verpassen. Wenn sie von ihm spricht, zaubert sich ein warmes, unendlich tiefes Lächeln in ihr Gesicht.

Hochzeitstermin steht. Sehr aufrecht wird sie zum Altar gehen und wunderschön wird sie sein.

Das Leben weiß was es tut.

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