Sie wollten den starken Mann. Jetzt haben sie ihn – und keiner hebt mehr die Kisten.
Sie wollten Recht und Ordnung – jetzt haben sie Lager.
Sie wollten keine Mexikaner – jetzt haben sie keine Tomaten.
Herzlichen Glückwunsch, ihr Farmer aus Iowa, Kansas, Nebraska – ihr Tugendwächter in Gummistiefeln, ihr Patrioten mit Strohhut und Gülle unterm Fingernagel!
Jetzt steht ihr auf euren leeren Feldern, schaut dem Unkraut beim Wachsen zu und fragt euch, warum zur Hölle die Erntehelfer nicht mehr kommen.
Darf ich’s sagen?
Weil ihr sie verjagt habt.
Weil ihr für einen Mann gestimmt habt, der „America First“ brüllt und „Effizienz durch Elend“ meint.
Ihr habt das Monster gewählt, und jetzt seid ihr sein Frühstück.
Nein, das ist kein tragisches Missverständnis. Das ist die zwangsläufige Folge eurer eigenen Ignoranz, verpackt in Patriotismus, garniert mit Fox News und gesegnet vom Pastor eures Heimatkaffs.
Ihr habt gedacht, ihr könntet die Welt durch Mauern kontrollieren. Jetzt kontrolliert euch der Markt – genauer gesagt: der Milliardär, der euer Land aufkauft, wenn der nächste Kredit platzt.
Und dann?
Dann dürft ihr euren Kindern erklären, dass Bildung eh überbewertet ist. Dass Kranksein Privatsache ist. Dass Camps gar nicht so schlimm sind, wenn man gesund rauskommt – oder tot, aber effizient.
Projekt 2025 ist kein Entwurf – es ist eine Drohung mit Inhaltsverzeichnis. Eine neoliberale Endzeitfantasie im Mad-Max-Stil, nur mit weniger Benzin und mehr Bibel. Frauen zurück an den Herd. Kinder als Arbeitskräfte. Alte als familiäre Bürde. Süchtige als ökonomische Herausforderung mit Taserlösung.
Das alles war keine Überraschung. Das stand da. Im Text. Schwarz auf Weiß. Für jeden lesbar. Nur eben nicht für jene, die glauben, ein Wahlprogramm sei etwas, das man bei Gott und Wetter verbrennt, wenn es einem nicht gefällt.
Und jetzt: Jammern.
Jetzt lamentieren, dass „die Regierung“ einem die Ernte zerstört.
Nicht die Regierung. Eure Regierung.
Eure Stimme.
Eure Konsequenz.
Es gibt in der Moral ein Konzept namens Mitverantwortung. Ihr wart nicht nur Wähler – ihr wart Komplizen.
Ihr habt den Sarg geschreinert, in dem nun eure eigene Lebensgrundlage liegt.
Und der Deckel wird gerade zugeschlagen – von exakt den Händen, die ihr nicht mehr aufs Feld lassen wolltet.
Zynisch?
Nein, gerecht.
Weil das Ende dieser Geschichte nicht „Tragödie“ heißt, sondern „Lektion“. Und wer sie nicht lernt, darf sie wiederholen.
Also los. Setzt euch unter euren toten Maibaum. Zählt eure unbezahlten Rechnungen. Und betet – nicht für Erntehelfer, sondern für Einsicht.
Falls die irgendwann wieder ein Visum kriegt.