Im Jahr 2005 erhielt Harold Pinter den Nobelpreis für Literatur.In seiner Nobelvorlesung angesichts der Verleihungszeremonie setzte sich Pinter auch mit politischen Fragen auseinander und kritisierte insbesondere die die Außenpolitik der Vereinigten Staaten seit dem Ende des 2. Weltkriegs und ihrem Verständnis als Weltpolizist scharf. Es ist angesichts des Ukraine-Krieges, seiner Vorgeschichte und des Verhaltens der aktuellen US- Administration sicher von Interesse, dieses zeitgeschichtliche Dokument nochmals in Erinnerung zu rufen.

Da heißt es u.a.:

"Jeder weiß, was in der Sowjetunion und in ganz Osteuropa während der Nachkriegszeit passierte: die systematische Brutalität, die weit verbreiteten Gräueltaten, die rücksichtslose Unterdrückung eigenständigen Denkens. All dies ist ausführlich dokumentiert und belegt worden.

Aber ich behaupte hier, dass die Verbrechen der USA im selben Zeitraum nur oberflächlich protokolliert, geschweige denn dokumentiert, geschweige denn eingestanden, geschweige denn überhaupt als Verbrechen wahrgenommen worden sind. Ich glaube, dass dies benannt werden muss, und dass die Wahrheit beträchtlichen Einfluss darauf hat, wo die Welt jetzt steht. Trotz gewisser Beschränkungen durch die Existenz der Sowjetunion, machte die weltweite Vorgehensweise der Vereinigten Staaten ihre Überzeugung deutlich, für ihr Handeln völlig freie Hand zu besitzen."

An anderer Stelle

"Ich behaupte, die Vereinigten Staaten ziehen die größte Show der Welt ab, ganz ohne Zweifel. Brutal, gleichgültig, verächtlich und skrupellos, aber auch ausgesprochen clever. Als Handlungsreisende stehen sie ziemlich konkurrenzlos da, und ihr Verkaufsschlager heißt Eigenliebe. Ein echter Renner. Man muss nur all die amerikanischen Präsidenten im Fernsehen die Worte sagen hören: „das amerikanische Volk“, wie zum Beispiel in dem Satz: „Ich sage dem amerikanischen Volk, es ist an der Zeit, zu beten und die Rechte des amerikanischen Volkes zu verteidigen, und ich bitte das amerikanische Volk, den Schritten ihres Präsidenten zu vertrauen, die er im Auftrag des amerikanischen Volkes unternehmen wird.“

Seitdem sind 18 Jahre vergangen. Was hat sich seitdem denn wirklich geändert? Ich stimme nicht mit allem überein, was Pinter in seiner Phillipika seinerzeit dem sicher empörten Publikum entgegengeschleudert hat. Doch ist es nicht erstaunlich, wie wenig sich die US Aussenpolitik seitdem geändert hat?

https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2005/pinter/25626-harold-pinter-nobelvorlesung/

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