Warum Energie so teuer ist und wo unser Geld hinfließt.

Ich sag’s euch ganz ehrlich: Ich hab selten so die Fassung verloren wie bei dieser Geschichte. Weil sie zeigt, wie offen man uns ins Gesicht lacht – während hintenrum Milliarden fließen. Fossil. Und perfide gut versteckt.

Es geht um Gaskraftwerke. Um ein Bundesland, das sich seit Jahren benimmt wie der trotzige König auf dem Spielplatz – nichts mitbauen, aber als Erstes schreien, wenn’s Strom braucht. Und um eine Bundesregierung, die genau diese Verweigerungshaltung nicht etwa bestraft – sondern mit Milliarden belohnt.

Der Süden – allen voran Bayern – hat mit der berüchtigten 10H-Regel den Ausbau der Windkraft praktisch auf Null gebremst. Während in Niedersachsen Rotorblätter rotieren und Brandenburg Netze zieht, hat man sich in München in die Energiewende-Ecke gesetzt und demonstrativ die Arme verschränkt.

Und jetzt?

Jetzt bekommt Bayern ein Energie-Make-up aus der Bundeskasse. Neue Gaskraftwerke. Finanziert von uns allen. Weil „Versorgungssicherheit“ plötzlich das neue Wort für Subventionsparty auf Kosten der anderen ist.

Statt 10 GW, wie ursprünglich mal vorsichtig eingeplant, will die neue Regierung unter CDU/SPD und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche jetzt gleich 20 GW Gaskapazität raushauen. Das Doppelte. Weil warum kleckern, wenn man klimaschädlich klotzen kann?

Und wer ist Frau Reiche?

Die war – haltet euch fest – Chefin beim Verband kommunaler Unternehmen. Genau da, wo Gasprojekte nicht nur diskutiert, sondern durchgerechnet, verkauft und kassiert werden. Und jetzt sitzt sie im Ministerium. Das nennt man wohl: Vitamin G wie Gaslobby. Von der Pipeline direkt ins Regierungsamt.

Aber das ist erst der Anfang der Sauerei.

Denn das ganze Fossil-Feuerwerk wird nicht etwa aus einem Sondertopf für „Oops-wir-haben-die-Energiewende-verschlafen“ bezahlt. Nein. Das Geld kommt aus dem Klima- und Transformationsfonds. Ihr wisst schon – das Ding, das eigentlich für Windkraft, Solardächer, Wärmenetze und Klimaschutzmaßnahmen gedacht war.

Und wie macht man das rechtlich möglich?

Ganz einfach. Man ändert still und leise ein Gesetz. Keine Schlagzeilen. Keine Bundestagsdebatte in der Primetime. Einfach ein kleiner Satz, fein versteckt im Haushaltsbegleitgesetz 2025:

> „§ 2 Absatz 2 Nummer 3 wird durch die folgende Nummer 3 ersetzt: 3. ‘Ausgleichszahlungen geleistet werden, um beim Strompreis und beim Gaspreis zu entlasten.’“

Was so harmlos klingt, ist in Wahrheit ein Freifahrtschein für fossile Milliarden. Und Lars Klingbeil, SPD, war mittendrin – nicht am Mikrofon, sondern an den Hebeln. Während er draußen noch den Fortschritt predigt, hat er im Maschinenraum der Macht das Klimageld umgeleitet – direkt in die Taschen der alten Gasfreunde.

16 Milliarden Euro waren für die ersten 10 GW Kraftwerke geplant – allein fürs Bereitstehen, nicht fürs Laufen. Jetzt, bei 20 GW, sind wir locker bei über 30 Milliarden Euro, die wir als Steuerzahler:innen aufbringen sollen. Für Kraftwerke, die meistens stillstehen. Aber brav bezahlt werden. Dafür, dass sie da sind. Also quasi Stillhalteprämien für fossile Infrastruktur.

Und als wäre das alles noch nicht zynisch genug, wird jetzt auch noch die letzte Klimarettung aus dem Text gestrichen: Unter der Ampel hieß es noch, man wolle die Gaskraftwerke so schnell wie möglich auf grünen Wasserstoff umstellen. Jetzt? Reiche sagt: Joa, die Kraftwerke sollen H₂-ready sein. Also: könnten vielleicht irgendwann mal umgerüstet werden. Wenn das Geld, der Wille und der grüne Wasserstoff gleichzeitig auftauchen. Also… wahrscheinlich nie.

Das ist keine Brücke in die Zukunft. Das ist ein Steg zurück in die fossile Vergangenheit – vergoldet mit Klimageld und abgezeichnet von Leuten, die genau wissen, wie man an die Töpfe kommt.

Und wo fließt das ganze schöne Geld zuerst hin?

Dorthin, wo am meisten gebremst wurde.

Dorthin, wo die 10H-Regel alles blockiert hat.

Dorthin, wo Investoren jetzt einen fetten „Süd-Bonus“ bekommen, damit sie trotz aller Verweigerung dort bauen.

Das ist, als würde man dem Klassenclown für jeden versäumten Test eine Belohnung auszahlen. Und dem Streber sagen: „Tja, Pech gehabt. Du bist zu schnell vorangegangen.“

Fossile Belohnungskultur.

Und Lars Klingbeil? Der weiß das. Der hat das mit abgenickt, mitformuliert, mitgetragen. Und gleichzeitig nach außen das Bild vom sozial gerechten Klimastaat gepflegt. Während er das Geld aus dem Klimafonds mit beiden Händen rausgeschaufelt hat – aber nicht für Transformation, sondern für fossile Ausreden.

Wir alle zahlen jetzt doppelt: Mit unserem Geld – und mit unserer Zeit. Denn all das verzögert den Umstieg auf echte Lösungen. Dabei gäbe es längst Alternativen: Speicher, smarte Netze, Laststeuerung, dezentrale Energie. Aber das ist halt nicht so lukrativ wie neue fossile Betonklötze, die 90 % der Zeit rumstehen und trotzdem Millionen fressen.

Was bleibt?

Ein Klima-Fonds, der zweckentfremdet wurde. Eine Politik, die Blockade belohnt. Eine Ministerin mit Gasvergangenheit. Ein Gesetz, das kaum jemand kennt. Und ein SPD-Vorsitzender, der das Ganze mitorganisiert hat – und sich dabei nicht mal schämt.

Und wir?

Wir zahlen die Zeche. Für den Strom. Für das Gas. Für den Stillstand. Für die Lüge vom „technologieoffenen Fortschritt“.

Wieviel Zukunft können wir uns noch leisten, wenn wir mit jedem Euro das Gestern finanzieren?

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