Sexualität begleitet das Leben ab der Geschlechtsreife nun ein Leben lang, selbst im hohen Alter denkt man noch gerne an die wun- derbaren Dinge, die man damals, als es noch gegangen wäre, alle nicht gemacht hat, und beißt sich ins Knie, dass man diese Freuden damals ausgelassen hat. Was uns bei der gelebten Sexualität nämlich im Wege steht, ist wieder einmal mehr unser Kopf. Außer beim Oralsex, sprich beim Schlecken und Blasen. Und wie sehr das der Fall ist, dürfen Sie ja gerade selbst an sich beobachten. Hören Sie nochmals aufmerksam die folgenden Worte: »Außer beim Oralsex, beim Schlecken und Blasen«. Sobald mir die Worte »Schlecken« und »Blasen« aus meinem willigen Mund geronnen sind und über meine feuchten, warmen Lippen diese Zeilen verlassen, Ihr voll Leidenschaft gespitztes, aufnahmefähiges Ohr gekitzelt haben und durch Ihre wohlgeformte Muschel ganz tief und fest in Ihr Gehirn eingedrungen sind, hat Ihr Gehirn die Worte Schlecken und Blasen bewertet. Mit unterschiedlichen Ergebnissen, wie ich an Ihrem entsetzten Gesicht und Ihrem schwitzenden nackten Körper erkennen kann. Kopf und Bauch beschreiten oft unterschiedliche Wege.

Sex wird in der Natur ohne Einschaltung des Gehirns ausgelebt. Der Rüde riecht die läufige Hündin, und ohne Umweg übers Gehirn einfach der Nase nach. Das war beim Neandertaler möglicherweise ähnlich, vorausgesetzt dass man sich hat »gut riechen« können und die »Chemie gepasst« hat, weil Frau Neandertaler willig und Herr Neandertaler kräftig und potent. Beides Eigenschaften, die uns heute etwas verloren gegangen sind. Natürlich gibt’s nach wie vor Frauen, die so tun, als ob sie willig wären, um den Mann zu pflanzen und ihren Ego-Rucksack mit einem weiteren schwanzgesteuerten Wurschtel aufzufüllen.

Was keine besonders schwere Übung darstellt, es wimmelt ja nur so von wohlstandsverwahrlosten Möchtegernmachos, und der kräftige und potente Mann ist selten. Natürlich gibt es nach wie vor kräftige, auftrainierte Männer, schweinern aufgeblasen, eiweißvergiftet und aufgrund der Steroide lustlos und ihrer Manneskraft beraubt. Dann wieder gibt es sehr wohl potente Männer, finanziell potente Männer nämlich, die naturgemäß selten kräftig sind, sondern als sogenannte Schwammerln, Barbapapa-artig ohne Rückgrat dahinvegetieren. Die wenigen verbliebenen potenten und kräftigen Männer, die ihre Kraft und Potenz nicht gelungen zur Schau stellen, kommen dann eher selten zum Schuss, da die Frau von heute diese gar nicht mehr als kräftig und potent wahrnimmt, sondern auch aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen eher auf Schwammerln mit sozialem Status konditioniert ist, mit denen man sich in der Öffentlichkeit dann auch sehen lassen kann. Man kann sich ja dann hin und wieder bei Bedarf je nach Lust und Laune mit dem Gärtner vergnügen, während das finanziell potente Schwammerl auf Geschäftsreise ist und sich anderenorts mit Frauen vergnügt, die für Bares so tun, als ob sie willig wären.

Über das Sexualleben und die Sexualpraktiken der Neandertaler weiß man relativ wenig, und ich glaube, das ist gut so. Man muss ja nicht alles wissen. Was man aber schon mit ziemlicher Sicherheit weiß: Die Neandertaler haben regelmäßig die Partner getauscht, um die Sippe genetisch gesund zu erhalten. Das ist heute ja nicht mehr notwendig, da wir schon so viele sind, und da mischen sich die Gene ja sowieso. Am Land vielleicht noch etwas weniger.

Das heißt, man findet heute seinen Partner, seine Partnerin, ist mit ihm oder ihr glücklich und zufrieden und kann mit ihm oder ihr alles erleben, was das Sexualleben so zu bieten hat. Kann so alle sexuellen Tabus brechen, eilt gemeinsam von einem Orgasmus zum anderen und käme niemals auf die Idee, einen anderen Partner zu begehren oder auch nur in seinen kühnsten Fantasien an jemanden anderen zu denken. Geschweige denn im Internet von einer Pornoseite zur anderen zu surfen. Und warum ist das bei uns so? Weil dabei eben viel dranhängt. Am Partner. Selbst wenn wir nicht mehr am Partner hängen, hängt an ihm noch sehr viel dran.

Mehr dazu in Düringers neuem Buch "Weltfremd".

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 19.12.2015 13:27:03

6 Kommentare

Mehr von Roland Düringer