Mein vor kurzem geschriebener Text „Protestwähler. Eine Schuldzuweisung.“ hatte offenbar zur Folge, dass mir (schon wieder) die Steine von rechts nur so nachgeflogen sind. Speziell in Facebook soll das bis hin zur Androhung von körperlicher Gewalt gegangen sein (kennt man, eine beliebte Spezialität jener Dumpfbacken, denen ansonsten die Argumente fehlen).

Ich muss mich dabei allerdings auf die Erzählung von Freunden verlassen, die sich das Lesen dieser Kommentare tatsächlich manchmal antun. Ich selbst erspare mir das ja schon seit längerem. Den fast schon automatisierten Hass von Leuten, die an ernsthaften Diskussionen ohnehin nicht interessiert sind, muss ich nicht haben, danke, nein.

Vielleicht war ja auch mein Ton etwas rüde in jenem besagten Blog. Manchmal lässt mich die schiere Verzweiflung etwas tiefer in die Kiste mit den markigen Formulierungen greifen, das gebe ich zu. Auch wenn ich mich dabei zumindest noch nie zu irgendwelchen persönlichen Drohungen verstiegen habe.

Aber sei es wie es sei. Hier kommt „Protestwähler die Zweite. Ein Versuch.“ Und der geht so:

Ich habe den Rechten zugehört, ich habe den Linken zugehört. Ich habe Geschichte gelernt. Und ich habe mich entschieden.

Nicht zufällig, sondern vorsätzlich und bewusst habe ich mich entschieden gegen Nationalismus, Rassismus, Kapitalismus, Kriegstreiberei und Menschenverachtung.

Habe mich entschieden für eine Ideologie der sozialen Gerechtigkeit und der weltumspannenden Solidarität mit den Schwachen, Verachteten, Verfolgten, den Randgruppen, ohne Ansehen von Rasse und Herkunft.

Okay, das bin ich. Andere mögen sich anders entscheiden – ach, wenn sie es doch nur täten, nachdem sie sich über sämtliche Fakten schlau gemacht haben! Wenn sie doch nur glaubhaft wüssten, was sie tun! Das wären dann immerhin klare Positionen und man wüsste, wie man wirklich dran ist mit ihnen.

Und das ist dann eigentlich schon alles, was ich wollte mit jenem Text, der offenbar schon wieder ein solches Aufheulen ausgelöst hat. Was ist so furchtbar daran, den Leuten zu sagen: Okay, wählt was ihr wollt, aber tut es doch bitte, bitte, bitte erst, nachdem ihr euch ordentlich informiert habt? Jenseits von Bierzelt und Straches und sonstigen unsäglichen Facebook-Seiten?

Zitat aus eben diesem Facebook: „Als ich im Fernsehen gesehen habe, dass bei Hofer sogar der Hund auf das Sofa darf, hab ich gewusst, das ist eine ganz liebe warmherzige Familie. Den muss ich wählen.“ Wie unfassbar gefährlich diese schlichten Gemüter doch sind! Und wie beängstigend zahlreich.

Es erinnert mich auch ein wenig an jene Mindespensionistin aus meiner Umgebung, deren Wortschatz den Begriff Neoliberalismus noch nie enthalten hatte und die doch prompt, kaum dass es sie gab und ohne wirklich etwas über ein Programm zu wissen, die Neos wählte. „Weißt du warum? Weil sie für die Legalisierung von Cannabis sind. Da müssen die doch einfach cool sein, oder?“

Das sind nur zwei der Beispiele, bei denen sich denkenden Menschen die Haare sträuben.

"Die tun wenigstens etwas für unsere Leute!" "Aha, und woher weißt du das so genau?" "Na, weil sie es sagen!"

der steiner "vote"

Liebe Protest- und sonstigen Wähler, die ihr Wahlverhalten auf derart gewonnene „Fakten“ zurückführen: Selbst Hitler war sehr lieb zu seinen Schäferhunden. Und auch am ganz anderen Ende des politischen Spektrums dürfen Hunde auf Sofas. Bei mir zum Beispiel, und zwar schon immer, ganz selbstverständlich und nicht erst, wenn im Wahlkampf das Fernsehen dabei ist. Wenn ihr nicht mehr Entscheidungshilfe anzubieten habt als das, dann wär es vielleicht wirklich besser, am Sonntag zu Hause zu bleiben und noch ein wenig zu lesen – obwohl ich ansonsten doch eigentlich ein absoluter Verfechter des unbedingten Wahrnehmens des Wahlrechts für alle bin.

Ihr Lieben, und das betrifft jetzt vor allem jene, die wirklich sinnerfassendes Lesen ganz gerne mal verweigern, um in unreflektiert hingerotzten Kommentaren ihre eigene Botschaft – egal ob passend oder nicht – anzubringen: Alles, wirklich alles, was ich mir wünsche (und nur darum ging es letztlich auch im vorigen „Protestwähler“-Blog) sind denkende, lesende, nach allen Seiten zuhörende Wähler, die ihre Wahlentscheidung erst dann treffen, wenn sie wirklich wissen, was Sache ist. Warum ich mir mit solch legitimem Wunsch eure Feindseligkeit verdient habe, weiß ich nicht, muss es auch nicht unbedingt wissen.

Alles, worum ich euch jetzt ganz friedlich bitte, ist dies: Anstatt gleich wieder loszugeifern, benutzt doch die für Solches sinnlos verschwendete Zeit dazu, euch zurück zu lehnen und was zu lesen.

Ich habe da drei interessante Links für euch – natürlich etwas tendenziös, eh klar, ich bin nun mal ein Linker :). Nicht gleich wieder schimpfen. Ist nur ein Angebot. Ob ihr es nehmt oder nicht, liegt nicht in meinem Ermessen und schon gar nicht in meiner Macht.

Doch egal, ob ihr die Dinge annehmt oder ablehnt, ob ihr sie verinnerlicht oder verwerft – eine Chance, zur Abwechslung auch mal "den anderen“ zuzuhören und in aller Ruhe über alles nachzudenken, ist es allemal.

Ist gar nicht so schwer. Hab ich ja auch gemacht.

Link 1: Die soziale Heimatpartei

Link 2: Norbert Hofer

Link 3: Alexander van der Bellen

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