Haben Printmedien noch Zukunft? Gedanken zur Zukunft von NEWS.

Fast zehn Jahre. Fast zehn lange Jahre habe ich für die Verlagsgruppe NEWS gearbeitet. Es waren, rückblickend betrachtet, sehr schöne, spannende Jahre. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sehr ich um einen Vertrag gekämpft habe. Fast zwei Jahre schrieb ich auf "Seitenbasis", das heißt: Ich habe nur Geld verdient, wenn ich tatsächlich Beiträge geschrieben habe. Für die Anwesenheit in der Redaktion, für Recherchearbeiten, für das Wahrnehmen von Terminen – für all das gab es kein Geld. Und es passierte immer wieder, dass jemand eine "brennendere", aktuellere Geschichte als ich lieferte und meine kurzerhand aus dem Redaktionsplan flog. So war das damals. Leicht war es nicht. Aber mit der Zeit wurde ich immer besser und ich bekam einen fixen Vertrag. Himmel, war ich stolz darauf!

Ich habe viel Herzblut in meine Arbeit gesteckt und habe für so manche Schlagzeile gesorgt, da ist man als junger Mensch schon stolz drauf. Meine Stärke war, exklusive Geschichten zu liefern. Das klingt viel schwieriger als es ist. Die "Kunst" liegt einfach daran, dass man sich Termine mit Menschen ausmacht, die in gehobenen Positionen sitzen, wie zum Beispiel Aufsichtsräte. Ich verstehe bis heute nicht, warum nicht mehr Journalisten so arbeiten. Einige Geschichten habe ich aufgehoben, eine wurde mal von der deutschen BILD Zeitung aufgegriffen und zitiert – als alte Frau werde ich mir das in 20, 30 Jahren ansehen und mir denken "schön war's!"

Wenn ich mir ansehe, was heute aus dem ehemals glänzenden Verlagshaus geworden ist, so erfüllt mich das mit einer gewissen Traurigkeit und Nostalgie. Das FORMAT, ein Wirtschaftsmagazin, für das ich schrieb, ich eingestellt worden, das FIRST Magazin, ein früheres Mode- und Lifestylemagazin, ebenfalls. Und immer wieder steht im Raum, ob das NEWS, das frühere Aushängeschild der Verlagsgruppe, nicht auch seinem Ende entgegensieht. Es macht einen nachdenklich. Für den NEWS Verlag läuft es schlechter als für andere Medien, der Verlag hat schlicht das digitale Zeitalter verpasst. Während Styria, Standard und Krone ihre Sache gut machen, haben es andere leider nicht begriffen, dass Printmedien weiter an Boden verlieren und man nach funktionierenden Online-Lösungen suchen muss. Eine Webseite allein, das reicht schon lange nicht mehr.

Horst Pirker, Chef der NEWS-Gruppe, versucht nun Geld aufzustellen. Um 20 Millionen Euro soll er bei diversen Investoren anfragen. Das ist viel Geld und ich habe meine Zweifel, dass er so viele Millionen aufstellen kann, denn jeder Investor will sein Geld gut aufgehoben wissen. Dabei soll Pirker schon 2016 einen hohen Beitrag in Millionenhöhe von de Ex-Gesellschaftern der Gruppe, Gruner + Jahr, zur Sanierung erhalten haben. Ich frage mich, an diese schönen, bewegten Jahren zurückdenkend, ob NEWS überleben wird. Ich kann es mir leider schwer vorstellen. Und die Frage ist auch: Werdet ihr NEWS vermissen? Braucht man es noch?

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nzerr

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Roland von Gilead

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philip.blake

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