Die Gesellschaft trägt sich selbst zu Grabe

Da war Österreich dank der beispiellosen Aktion der Bevölkerung, die Flüchtlinge auf den Wiener Bahnhöfen willkommen heißt und aus Ungarn herüberholt, weltweit wohlwollend in den Medien vertreten. Wohlgemerkt, die Bevölkerung hat das auf die Beine gestellt, nachdem die Regierung sich wie so oft, unfähig gezeigt hat, Probleme zu lösen. Es herrschten Anerkennung und Respekt beginnend vom UNHCR, den USA, über China bis hin nach Israel, welches mit Lob für Österreich normalerweise vergleichsweise sparsam umgeht. Man erinnere sich bitte, das letzte Mal, als Österreich in den politischen Spalten der Presse weltweit präsent war, waren wir die Bösen, nicht die Guten!

Man hätte diesen Umstand feiern sollen. Es war ein kurzes hell aufleuchtendes Licht von etwas Positivem in einem Meer aus Dunkelheit und Nacht. Es war ein vielleicht sogar historischer Schulterschluss der Bevölkerung, die damit ihren Willen kundtut, unabhängig von farceartigen Wahlen und irrelevanten Volksbefragungen.

Aber was ist weiter passiert?

Die Fackel ist zu schnell und stark abgebrannt. Es gelang nicht, daraus ein Meer aus Licht und Hoffnung zu machen und nun ist wieder alles beim Alten: Blickrichtung düstere Zukunft.

Die Regierung hat sich in ihrem unermüdlichen Bemühen bloß nicht zu Agieren, sondern in bestem Fall allen Entwicklungen hinterherzurennen, mit der Bevölkerung solidarisch erklärt und den Flüchtlingen, die aus Ungarn kommen, einen Persilschein zur Ein- und Durchreise ausgestellt. Vielleicht erhofften sie sich dadurch auch einen Sympathiebonus. Man weiß es nicht. Faymann hat sich an Orbán gerichtet und – kurz gesagt – Nazivergleiche gebracht. Andere kritisieren ist ja immer schön und gut, vor allem wenn man sich darin suhlen kann, es derzeit moralisch besser zu machen, aber einer seiner PR-Berater hätte unserem Kanzler ruhig mal sagen sollen, dass es nicht immer die beste Lösung ist, halbherzig Öl ins Feuer zu gießen. Entweder lasse ich es ganz bleiben oder ich stehe auch in Zukunft voll hinter dem, was ich gesagt habe – und naja… man kann nicht ohne gewisse sarkastische Süffisanz resümieren, dass sich unsere Politiker eher selten dadurch auszeichen, hinter dem stehenzubleiben, was sie einmal gesagt haben.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass es auch in Deutschland nicht weit her ist damit und man sich lieber an das Adenauer-Zitat „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Es hindert mich nichts daran, weiser zu werden“ haltet. Gestern hieß es noch: Flüchtlinge willkommen, jeder der nach Deutschland will, darf das auch. Heute sind die Grenzen geschlossen und der Bahnverkehr gestoppt. Ist man jetzt weiser, weil man auf einmal erkannt hat, dass man nicht ad infinitum Flüchtlinge aufnehmen kann und – was eine tragendere Rolle spielt – will? Diese unschöne Wendehalspolitik wird sich jedenfalls früher oder später auch auf Österreich übertragen (müssen), wenn dieses Land nicht unfreiwilliges Auffangbecken für alle jene werden will, die eigentlich woanders hinwollen. Ich glaube also kaum, dass Faymann und Konsorten sich dadurch auszeichnen werden, weiter Flüchtlinge aufzunehmen und sie fachmännisch und gerecht unterzubringen und spätestens wenn die Grenzbalken auch bei uns wieder zugehen, kann Orbán den Ball mit Genüsslichkeit zurückspielen.

Ich hatte ja gehofft, all jene, die aufgrund der Hasstiraden einer lautstarken Minderheit, die in sozialen Medien verbreitet wurden, gefürchtet hatten, die Nazis erhöben sich jetzt und jetzt aus ihren Gräbern, wären erstaunt gewesen, dass Österreich eben doch nicht ausschließlich von solchen Personen bevölkert wird und wären beruhigt worden. Aber nein… Sie rennen in ihrem blinden Altruismus weiter zu Flüchtlingen ohne zu bedenken: „Sobald sie mit Lebensmitteln versorgt wurden und willkommen geheißt wurden, was dann?“ Sie sind so unglaublich optimistisch, dass sich alles irgendwie irgendwann zum Guten wenden wird, sich sämtliche Problematik irgendwie irgendwann in Wohlgefallen auflösen wird, dass es schon wehtut, wie weltfremd es ist. Und vor allem werden sie immer paranoider und sehen sich weiterhin immer und überall von Nazis umgeben, sei es in unserem Land oder aus Richtung Ungarn und jetzt auch Deutschland. Es wäre ja ein ironischer Gegensatz zum übrigen Optimismus, der diesen Leuten normalerweise innewohnt. Wäre die Lage nicht so ernst.

Ich hatte ebenso gehofft, all jene, die schon vor Monaten einen Zusammenbruch unserer Gesellschaft vorherorakelt hatten, sollte auch nur ein weiterer Flüchtling in dieses Land kommen und bleiben, wären erstaunt gewesen, wie gut dieses Land und seine Menschen die Flüchtenden aufzunehmen weiß und wären beruhigt worden. Aber nein… Die Heimatliebenden und Nationalisten gewinnen immer mehr Zuspruch und es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis es zu den ersten Übergriffen auf Leute kommt, die halt ausländisch ausschauen. Der Fremdenhass wird sich immer weiter aufstauen und in sozialen Brennpunkten entladen. Erinnert sich noch jemand an die brennenden Pariser Vororte vor einigen Jahren? Dahin geht die Reise. Dann wird es nicht bei vereinzelten Übergriffen bleiben, sondern diese Einfachdenker werden einen Sündenbock für alles suchen und die zahlreich einströmenden Flüchtlinge werden das sich bereitwillig bietende und lohnende Ziel sein. „Konnte heut nicht scheißen“ – „Thanks, refugees…“ Es wäre ja ein ironischer Gegensatz, dass mit solchen Aktionen seitens der Inländer zum Zusammenbruch der Gesellschaft, vor der sie sich so sehr fürchten, mehr beigesteuert würde, als es alle Flüchtlinge je tun könnten. Wäre die Lage nicht so ernst.

Was ist die Folge? Einen wohldurchdachten, ruhig geplanten und durchführbaren Mittelweg gibt es offenbar nicht mehr. Es gibt nur mehr laut schreiende, unbelehrbare und in ihren jeweiligen Gedankenmustern verhaftete Vollidioten, die nicht fähig sind, über die Tellerränder ihrer indoktrinierten Ideologien hinauszudenken und die ihre linke wie auch rechte Weltuntergangsstimmung fröhlich und unbeirrbar weiter verbreiten und so die gesamte Restbevölkerung und die Politiker, die eigentlich besonnen zur Lösung des Problems beitragen sollten, herumscheuchen wie der Fuchs die Hühner im Hühnerstall. „Ein Mensch ist intelligent, aber ein Haufen Menschen sind dumme, hysterische, gefährliche Tiere“ (Zitat aus Men in Black). Und Menschen lassen sich besonders gerne beeinflussen, wenn es um Angst und Panik geht. Ich offensichtlich auch, wie man an diesem dem Pessimismus nicht abgeneigten Artikel sehen kann. Oder zumindest beginnt sich bei mir eine gewisse nicht zu verleugnende Befürchtung breitzumachen, dass die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in diesem Land und auf diesem Kontinent schon in voller Fahrt am Point of No Return vorbeigerauscht sind und das uns ein böses Erwachen blüht, nach dem uns weder Rechte noch Linke mit ihren „Lösungsvorschlägen“ zu helfen befähigt sein werden.

P.S.: Wieviele dieses Haufens dummer, hysterischer und gefährlicher Tiere ist sich eigentlich derzeit noch bewusst, dass der Bevölkerung dieses Landes neben potenziellen weiteren Flüchtlings- und Ausländerdramen noch so Dinge wie das Staatsschutzgesetz und TTIP blühen…?

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JMorrison

JMorrison bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

fischundfleisch

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