Als langjähriger Content Creator ist es immer mit einer gewissen Trauer verbunden, wenn ebenso langjährige andere YouTuber, die man selbst regelmäßig gesehen hat, ihren (vorläufigen) Abschied verkünden.
Ich kann mich dank harter Arbeit, Geduld, Können, Ausdauer und nicht zuletzt reinem, purem Glück, dem Algorithmus YouTubes immer wieder genug gefallen zu haben, mittlerweile zu den Top 25% aller Kanäle auf Basis der Abonnentenzahlen zählen. Und nein, für meine Stalker und Möchtegerndoxxer - da dies ja gerade ein heißes Thema ist - ihr findet meinen Kanal immer noch nicht anhand der Infos, die ihr hier über mich bekommen könnt. Also lasst es bleiben. Aber das ist natürlich immer noch nichts gegen die wirklich großen, reichweitenstarken Kanäle.
Einer davon ist Outdoor Boys, mit seinem knapp 15 Millionen Followern, über tausend Videos und Aufrufen in Millionenhöhe auf jedes neue Video. Betrieben von dem ehemaligen US-Anwalt Luke Nichols, der vor allem - wie der Name schon sagt - durch seine Outdoor-Videos zu Berühmtheit kam. Neben etlichen Videos, die seine drei Söhne und Frau involvieren und meistens lange Reisen mit Einblicken in andere Kulturen beinhalten, die immer mit einem Gewinn an Horizont und Demut, Verständnis und Neugier verbunden sind - davon könnten sich andere Weltreisende, die sich etwa hier unter uns finden, noch ne Scheibe abschneiden *hust hust* - bin ich auf den Kanal durch Lukes Videos aufmerksam geworden, in denen er im Alleingang in der Wildnis Alaskas Unterstände und -schlüpfe baut, um meist mehrere Tage alleine in der Wildnis zu bleiben. Typische Outdoor Videos halt. Mich reizen immer die winterlichen Videos am meisten. Vor vielleicht einem, zwei Jahren kam eine weitere Serie an Videos hinzu, in denen die Beschwerlichkeiten und Umstände der Renovierung und des Ausbaus eines Homesteads dokumentiert wird, welches er günstig erworben hat und der Vorbesitzer halb fertiggebaut zurückgelassen hat.
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Allein durch das umfangreiche Wissen Lukes um so viele verschiedene Dinge des Outdoor-Überlebens an DIY, Jagen, Sammeln, Kochen, usw... gepaart mit historischen und kulturellem Wissen zu etlichen Themen sind die Videos schon sehenswert. Ein Informations- und Unterhaltungsgrad, den nur wenige andere Kanäle auf YouTube erreichen. Gerade im Outdoor-Segment kommen da noch maximal MySelfReliance oder Xander Budnick heran.
Heute hat Luke nun angekündigt, was schon einige Monate über dem Kanal schwebte, als er die wöchentlichen Videos auf zwei- bis dreiwöchentlich ausdünnte, um mehr Zeit für seine Familie zu haben: Outdoor Boys ist aus. Und damit verliert YouTube einen echten Mehrwert. Zwischen den ganzen Desinformationskanälen und Pseudo-TikTokern eine Schande. Während das "originale" YouTube aus kurzen belanglosen Clips und Memes bestand, war das "reale" YouTube das der informativen Kanäle mit langen Videos und einem Publikum, das dadurch noch gebildet werden konnte. Heutzutage kehren wir immer mehr zum "originalen" YouTube zurück - aber leider nur im schlechtesten Sinn des Wortes.
Nun ist Lukes Grund immer noch derselbe: Mehr Zeit für die relevanten Dinge des Lebens. Monetär durch die Videos wohl auf lange Zeit ausgesorgt, wurde der Fame gerade für die Familie dann doch zu viel. Es gibt leider genug Leute da draußen, die so überhöhtes Entitlement, Narzissmus und Hybris haben, wenn sie als Fan ihre Idole treffen, die mehr als nur peinlich ist. Nicht nur in Politik und Sozialem gibt es Leute, die sich selbst nicht mehr spüren... Und dann der Arbeitsaufwand: Von so Leuten, die ihr Geld ja nur daraus verdienen, dass andere es für sie erwirtschaften und es diesen dann abgezweigt wird *hust hust*, hört man ja gerne, wie faul Content Creator per se sind. Naja dann, produzier mal regelmäßig Videos und hau raus... Selbst meine ~30 Minuten-Videos benötigen mit Aufnahme, Cutten und Bearbeiten und Rendern ungefähr drei bis fünf Stunden bis sie bereit sind hochgeladen zu werden - je nach erhöhtem Bearbeitungsaufwand auch schon mal nen üblichen Arbeitstag von acht Stunden - und ich mach das nicht professionell bei nem kleinen Kanal. Extrapolieren wir das mal auf nen großen Kanal mit längeren Videos. Verständlich, dass einem das irgendwann die Lust raubt. Ich kann Luke als Creator selbst voll verstehen. Als Fan und Zuschauer blutet mir das Herz.
Wenn man Kanäle jahrelang begleitet, entwickelt man eine gewisse familiär-freundschaftliche - wenn auch naturgemäß einseitige - Beziehung zu den YouTubern. Das ist auch ganz normal, solange das nicht psychopathologisch in Besessenheit ausartet. Durch die starke persönliche Verbindung zwischen dem Content Creator und seinem Kanal und dessen Inhalten ist diese Bindung zwischen Fan und Creator viel stärker als sie früher mal war, wenn man etwa eine TV-Serie jahrelang verfolgt hat und diese dann eingestellt wurde. Auch das hinterließ eine gewisse Trauer und Leere, weil ein gewohntes wöchentliches Ritual nicht mehr da ist. Mythbusters fällt mir da ad hoc ein. Ja, selbst beim heutigen Bingewatching ganzer Staffeln und Serien kann dieses Gefühl noch auftreten, wenn man alles gesehen hat, was es da zu sehen gibt. Und wenn nun YouTube-Kanäle dicht machen, fällt auch etwas weg, das man gewohnt war, das vielleicht sogar ein Rückzugsort war, eine Art Eskapismus.
YouTube verändert sich mit den Sehgewohnheiten des Publikums. Auch MrBeast wird nicht ewig der meistgesehenste Kanal bleiben und wenn man bedenkt, dass T-Series als indischer Kanal, der Musikvideos und Filmtrailer anbietet, der nächstgrößte ist, und das Aufsteigen von Shorts und Clips in 10-Sekunden-Länge wie auf TikTok das nächste große Ding sind, kann man sich ausrechnen, wohin die Reise gehen wird. Ich finde das schade, aber ich bin nicht von Belang dafür.
Ich wünsche den Outdoor Boys ein gutes Leben nach YouTube, mir, dass ich diesen Wegfall gut kompensieren kann und YouTube, dass diese wenn auch reichweitenstarke, aber dennoch Nischenkanäle erhalten bleiben.
https://www.youtube.com/@OutdoorBoys