Es ist gerade mal 3 Jahre und 14 Tage her, daß eine Userin schrieb, daß der allererste Satz, mit dem sie im Lateinunterricht konfrontiert worden sei, gelautet habe: Marcus und Claudia sehen eine Schlange im Garten.

Der Google-Übersetzer, den es damals noch nicht gegeben habe, schlage vor: "Marcus et Claudia video serpens in horto".

Eine andere Userin vermutete, würde man den so erzeugten lateinischen Satz wiederum von Google rückübersetzen lassen, käme man auf die Botschaft (auf Deutsch message), dass sich Marcus in den Serpentinen von Honduras ein Video von Claudia anschaut.

Klingt plausibel. Kommt mir bekannt vor.

Genau so habe ich nämlich früher bei Übersetzungen aus dem Lateinischen gearbeitet. Die einzelnen Wörter konnte ich in aller Regel identifizieren, Schwierigkeiten machten mir jedoch manche Konjugationen und Deklinationen. Vollends ein Buch mit Sieben Siegeln blieb mir bis zuletzt (Abiturnote 2!) die übrige lateinische Grammatik. Ich habe also die erkannten Wörter genommen und habe sie solange hin- und hergeschoben, bis sich mir ein Sinn erschließen wollte. So schlecht, wie sich das jetzt anhört, war das gar nicht, siehe meine Abiturnote [1].

Jahre später hat mich dieses hirnrissige Prinzip eingeholt und höhnisch angegrinst. Gegen Ende meines Studiums war ich eine zeitlang Heimbetreuer in einem Internat. Dort gab es einen Schüler, der hatte von seiner Tante, die Lehrerin war, das Buch mit den Lösungen der Mathematikaufgaben. Der Junge, der die Tiefen Teller definitiv nicht erfunden hat, hat die Zahlen in der Aufgabe, die er nicht im mindesten verstanden hatte, so lange mit seinem Taschenrechner kombiniert, bis er auf das richtige Ergebnis kam.

Ich habe das seinerzeit sarkastisch "Experimentelle Mathematik" genannt, inzwischen gibt es das Fach tatsächlich.

Wie so oft hat auch hier das Leben die Satire überholt.

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[1] Der Franze hat gsagt, es ist immer gut, wenn man Latein kann. Dann, sagt er, kann man sich alles übersetzen, auch wenn man es nicht versteht.

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