Österliche Wortspenden des Kardinals

Wen bitten die Medien um eine Wortspende, wenn Ostern ins Lande zieht? Nein, ausnahmsweise nicht den Lugner, der mit einem neuen Spatzi dieser Tage wieder einmal Auferstehung feiert. Es muss eine höhere Autorität her, und da steht - weiß Gott - niemand über dem Kardinal.

Im Interview mit dem Amtsblatt „Wiener Zeitung“(8./9.4.17) verhängt Christoph - Der Unbeirrbare - Schönborn einmal mehr seinen Bann über die Sonntagsöffnung in den Wiener Einkaufsstraßen, bezeichnet dieses Ansinnen sogar kompromisslos als „Irrweg“ und scheut in dieser Frage auch keine unheiligen Allianzen: „wir werden nach wie vor mit einer breiten Allianz gemeinsam mit Gewerkschaften, Gewerbetreibenden und Teilen der Industrie dafür kämpfen, dass der Sonntag frei bleibt.

Kompromissbereit ist der Kardinal dagegen beim Burkaverbot. Schon Ende Februar gab er der APA (zitiert nach Kurier) seine Einwände zu Protokoll: "Eine Polizistin mit einem Brustkreuz oder Kopftuch herumlaufen zu lassen geht nicht. Daraus aber ein generelles Kopftuchverbot abzuleiten ist unzulässig - und es ist diskriminierend". Da spricht der Kardinal wohl pro domo, denn das Kopftuch ist ja auch fester Bestandteil jeder Nonnenkluft. Doch am Palmsonntag bekräftigt der Kardinal, dass er nicht nur das Kopftuchverbot, sondern auch das Burkaverbot ablehnt, auch wenn eine Vollverschleierung „nie wünschenswert“ sei! (zitiert nach „Heute“ 10.4.17)

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Christoph - Der Besonnene - Schönborn macht sich grundsätzlich Sorgen um Symbole, insbesondere bei der Frage, ob Frauen im Geiste der Gleichberechtigung zu Diakoninnen geweiht werden können sollen. Schönborn im O-Ton: „Ich möchte mich diesbezüglich noch nicht festlegen, weil mir selber die theologische Diskussion darüber nicht reif genug ist. Aber die Tatsache, dass es Diakoninnen gegeben hat und in der Ostkirche bis heute gibt, muss uns in der lateinischen Kirche zu denken geben.

Es ist erfreulich, dass die Existenz von Diakonninnen in der Geschichte und in manchen exotischen Ländern bis heute, der Kirche „zu denken“ gibt. Dass denkwürdige Phänomene auch ein Grund zum Handeln sein könnten gilt wahrlich nicht für die katholischen Kirche. Denn hier regiert bis heute der Schein über das Sein.

... bei jeder Änderung entstehen auch symbolische Änderungen, ... Früher ist der Priester vorne gestanden als Haupt der Gemeinde, und alle waren eigentlich nicht auf ihn konzentriert, sondern auf den Altar und auf das, was dort geschieht. Heute sind mir (sic!) mit der jetzigen Form der Liturgie ein bisschen in Gefahr, dass der Priester in die Rolle des Moderators gerät, so wie in den Medienauftritten.“ Da noch Diakoninnen herumlaufen lassen geht gar nicht, da wird der Altar erst richtig entweiht - hat der Kardinal nicht gesagt, aber ich kann nicht ausschließen, dass er sich das gedacht hat.

Die Frauen sind ja bis heute nicht mehr als „Schattenseiten“ des Mannes, zumindest der immer noch männlichen Priesterkaste. So fällt dem Kardinal zur allfälligen Lockerung des Zölibats folgendes ein: „Ich wüsste nicht, wie man das praktisch umsetzen sollte. Ein offiziell zölibatäres Leben, das eine Schattenseite hat, ist nicht die ideale Lebensform.“ Mit „Schattenseite“ meint Schönborn eine Frau im sexuellen Schattendaseins eines Priesters. Das Problem ist dabei nicht der Zölibat, sondern die Doppelmoral der Priester, wobei Liebschaften weniger schlimm sind als eheähnliche Beziehungen: „Ein einzelnes Fehlverhalten ist weniger das Problem, als wenn es zu einer permanent gelebten Doppelmoral kommt.

Unermüdlich versuchte das Amtsblatt den Kardinal mit einer provokant-investigativen Frage aus der Reserve zu locken: „Heuer wurde ein Rückgang der Kirchenaustritte vermeldet. Aber ist es nicht per se schon eine negative Sicht, wenn die Kirche ihre Situation anhand der Austritte medial kommuniziert? Wäre es nicht auch fürs Image besser, die Mitgliedszahlen stärker hervorzuheben?“

Christoph - Der Schönredner - Schönborn aber sprach: „Ja, das ist eine berechtigte Frage. Denn die Austritts- und die Mitgliedszahlen sind deutlich zu unterscheiden, vor allem durch die Zuwanderung von Katholiken werden die Austrittszahlen zumindest zum Teil ausgeglichen. Im Wiener Stadtgebiet hat inzwischen mindestens ein Drittel der Katholiken Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Das macht auch die Wiener Kirche so spannend: Wir haben an die 30 anderssprachige Gemeinden in Wien, und die leiden nicht an Gläubigenmangel, eher an Kirchenmangel. Wir suchen immer wieder nach Möglichkeiten, wie wir sie in den Pfarren etablieren können. Sie haben also völlig recht, man darf nicht nur auf die Austrittszahlen schauen, sondern muss auch auf die Gesamtkatholikenzahl schauen, und die ist in Österreich immer noch erfreulich hoch. Die katholische Kirche ist nach wie vor die größte Religionsgemeinschaft in Österreich.

Der Standard (5.4.17) indessen meldete: „Laut Statistik Austria lag der Anteil der Katholiken in der österreichischen Bevölkerung 1951 bei 89 Prozent, 2016 hatten 59 Prozent römisch-katholisches Bekenntnis.“

Wer jetzt die radikal-fundamentalistische Frage in den Raum stellt „za wos brauchma de Kirchn no?“ der erhält zumindest in dem Punkt von Christoph - Dem Schelmischen - Schönborn eine klare Antwort, deren frohe Botschaft auch Atheisten freuen wird: „Ich glaube, wir sind das Land in Europa mit vermutlich den meisten kirchlichen Feiertagen als Staatsfeiertagen. Darüber bin ich sehr froh. Ich würde aber auch mit etwas Ironie sagen: Es wäre gut, wenn alle, die sich über diese freien Tage freuen, auch wüssten, warum diese Tage frei sind.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Entflechtung von Katholischer Kirche und Staat - u.a. im Bereich der Kirchensteuer - endlich beginnen sollte.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 13.04.2017 13:31:06

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