PTBS und DIS - die andere Angst

Vorsicht Trigger!!!

Immer wieder höre ich, dass ich mich meiner Angst, die mich befällt, wenn Leute hinter mir gehen, stellen muss. Nur so würde ich sie verlieren. Das ist sicherlich richtig, wenn man an einer Angst und Panikstörung leidet. Da heißt es aushalten und schauen, was passiert. Ist man über den Zenit der Panikattacke gegangen, klingt sie wieder ab und dadurch kann eine Besserung der Symptomatik eintreten. Meine Angst ist ein bisschen anders. Sie rührt aus einer Vergewaltigung als ich ein Mädchen war. Ich wurde von hinten angegriffen und überwältigt. Die Angst, die mich dabei befiel, war existenziell so bedrohlich, dass mein Gehirn sich entscheiden musste zu leben oder zu sterben (ja, man kann in diesen Situationen auch einfach sterben. wenn der Körper/das Gehirn es nicht schafft, abzuspalten). Es entschied sich zu leben und spaltete diese Angst ab. Ich fror sozusagen das Gefühl ein, für die Ewigkeit und in bestimmten SItuationen, wo durch Auslösreize ( zb die Schritte von hinten), ich jedes Mal diese Angst und Bilder auf's Neue durchleben muss (Flashback). Nur durch dieses Abspalten war es für meinen Körper möglich, diese traumatische Situation zu überleben. Ich werde bei jedem Flashback retraumatisiert, deshalb ist die Konfrontation und das Aushalten dieser Angst für PTBS-Erkrankte nicht sinnvoll und sogar schädlich.

Ich lebte jahrelang ohne nennenswerte Symptome, bis 2003 diese Erkrankung bei mir vollständig ausbrach. Es gibt aber Möglichkeiten, diese Panik traumatischen Ursprungs, zu behandeln. Zu nennen wäre da z.B. das EMDR. Dort wird versucht, unter Anleitung in die traumatischen Situationserinnerungen reinzugehen und sie durch bestimmte Augenbewegungen zu verarbeiten, aber dazu muss man stabil sein, um sich in den auftretenden Gefühlen regulieren zu können. Dies kann man zb durch Imaginationsübungen erreichen. Aber da gibt es sicherlich noch viele andere Möglichkeiten.

Natürlich ist das schon eine Art, sich der Angst zu stellen, nur eben auf eine andere Art und Weise als es bei einer 'normalen' Angst- und Panikstörung möglich ist.

Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen Einblick geben konnte. Das Feld der Behandlung komplexer PTBS und DIS ist natürlich breit gefächert. Was gut für mich ist, muss nicht gut für andere Betroffene sein. Deswegen betrachten Traumatherapeuten jeden Betroffenen als individuell und schneiden das Behandlungssetting passgenau zu (im Rahmen der Übernahme durch die Krankenkassen)

So, aber nun ist Schluss. Das Bett ruft, meine Augen kann ich fast nur noch mit Hölzchen offenhalten. Wünsche euch einen schönen Abend, bis demnächst wieder....

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Steirermadl

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VolkerAusLübeck

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fischundfleisch

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Hansjuergen Gaugl

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