Die "Vorstadtweiber" – eine Kritik

Können wir es mit den Amerikanern aufnehmen bzw. was machen die Vorstadtweiber so besonders oder eben nicht? Die neue Serie ist auf jeden Fall eine etwas späte Antwort des ORF auf die vor Jahren so erfolgreiche US-amerikanische Serie "Desperate Housewives". Mehr als 800.000 Zuschauer erzielten die ersten beiden Folgen. Ich war sehr gespannt und voller Vorfreude. Aber schon nach 1 1/2 Stunden fragt man sich, wo ist da die Handlung, der Witz oder die Spannung? Die Vorstadtweiber sind fünf gelangweilte Ehefrauen, die sich scheinbar nur über ihre reichen aber charakterlosen Gatten definieren. Gezeigt wird die sozusagen bessere Gesellschaft der Wiener Nobelbezirke. Hat diese wirklich nur Shoppen, Fitness, Golf, schnelle Autos, Affären und Sex zu bieten? Ich glaube nicht. Klischees wo man nur hinseht, die auch nicht mehr zeitgemäß sind. Es soll zwar eine Satire sein, diese ist aber nur halb gelungen.

Die einzelnen Charaktere sind sich zu ähnlich in ihren Handlungen. Maria, die brave, biedere und naive Hausfrau, die unbedingt dazugehören will, fährt jeden Montagmorgen ihren Mann zum Flughafen und holt ihn freitags wieder ab. Er fliegt jedoch nicht nach Dubai, sondern bleibt in Wien und macht was er will. Sex hatte das Paar schon lange keinen mehr. Der 17-jährige Sohn hat eine Affäre mit der besten Freundin seiner Mutter, der sogenannten Lateinlehrerin. Die Pointen sind zu langatmig und träge. Dann ist noch die junge Caroline, ehemalige Sekretärin ihres Mannes und gelangweilt vom Leben. Ihre Geschichte ist anscheined nur die Affäre mit seinem Freund. Die Frau von heute hat doch Bildung, bereits gearbeitet und sollte sich nicht nur über ihren Gatten definieren. Sabina, die mittellose Ex-Gattin, zeigt es fast schulmeisterlich, was passiert, wenn dann die jüngere Frau kommt: Arbeitsamt, Dildo-Partys, um sich ein paar Euros zu verdienen.

Das wahre Leben ist dann doch anders und viel spannender. Die Serie ist ein netter Versuch, aber misslungen am Text und leider auch an den Schauspielerinnen und Schauspielern. Grossartig ist für mich nur Nina Proll, die Boutiquenbesitzerin, die – wie sich nach der letzten Folge herausstellte – eine Affäre mit dem Mann ihrer besten Freundin hat, gespielt von Maria Köstlinger, der verarmten Adeligen mit dem reichen Ehemann Josef, der sie betrügt. Der Rest der Crew spielt im Zeitraffer-Modus. Modisch gesehen auch ziemlich langweilig. Die Zeit der Wickelkleider ist nun wirklich vorbei und den einen oder anderen Charakter würde ich mir schon etwas progressiver und up-to date wünschen. Xaver Hutter (als Francesco der Friseur) wirkt hingegen schon wieder als Karikatur mit seinem übergroßen diversen farbigen Schals und Mokassins ohne Socken.

Gespannt auf die nächsten Folgen kann man nur sein, wenn man Sexszenen, langweilige Männer und oberflächlichen Weibertratsch sucht. Für österreichische Verhältnisse ist die Serie eine nette Abendgestaltung, aber süchtig wird man davon sicher nicht.

(Fotocredit: ORF)

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:58

Claudia Braunstein

Claudia Braunstein bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:58

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