Also ich bin ja ein moderner Mensch und blicke mit großem Optimismus in die Zukunft. Es geht uns doch allen das ständige Gejammere der Umwelt- und Naturschutzorganisationen auf die Nerven. Klimawandel, Atomgefahr, Gentechnik, die Zerstörung unserer Natur usw. usw. Wer in die Zukunft blickt, weiß doch ganz genau, dass wir in ein paar Jahrzehnten keine Natur mehr haben werden. Ja und wir brauchen sie auch nicht mehr. Wälder, Seen, Flüsse, Artenvielfalt – das sind doch Werte der Vergangenheit. Wir werden in Zukunft in künstlichen Welten leben, die mit der jetzigen aber gar nichts mehr gemeinsam haben werden. Die Natur wird ersetzt durch Beton, Plastik und Kunststoffe – alles wird endlich zweckmäßig und unseren Bedürfnissen ausgerichtet. Unser Essen wird dann final steril und einheitlich sein. Wozu Tierfabriken, wenn wir Proteine, Kohlehydrate, Fette und Mineralstoffe in riesigen Metalltanks heranzüchten können. So lassen sich auch Krankheiten besser erforschen und kontrollieren.

Es ist doch unsere Aufgabe, endlich die Natur abzuschaffen, damit wir diesen Planeten endlich bis ins Kleinste kontrollieren können. Dazu gehört erst einmal, alle Wälder abzuholzen, sämtliche fossilen Brennstoffe aus dem Boden zu holen – Fracking bis in 100 Kilometer Tiefe - und ja, auch alle Meere und Flüsse sollten endlich trockengelegt werden – dann gibt es keine Sturmfluten, keine Hochwässer und keine Waldbrände mehr. Vögel sollen endlich abgeschafft werden, sie sind ja nur unnütze Hindernisse für die Flugzeuge. Und Fische leben dann eh keine mehr, wenn die Flüsse und Meere verschwunden sind. Und auch mit dem ständig anderen Wetter werden wir noch fertig werden, damit wir zu einem ausgeglichenen Klima rund um den Globus kommen, das uns vor Wetterkapriolen schützt.

Die Ressourcen, die wir dazu brauchen, holen wir uns ohnehin in ein paar Jahrzehnten vom Mars, den wir mit modernen Geomorphing so umwandeln, dass wir diese lästige Natur auf einen anderen Planeten verlagern, wo sie weiter ihr unnützes Unwesen treiben kann. Für all das brauchen wir also schnell eine einheitliche Weltregierung, die das auch mit eiserner Hand umsetzt. Und diese Regierung sollte all das exekutieren, was der einheitliche Weltkonzern, der die Weltwirtschaft zukünftig regelt, vorgibt. Das sind ja keine dummen Leute, die wissen schon was sie tun! Da können wir getrost darauf vertrauen.

Ich frage, wozu brauchen unsere Kinder eine intakte Umwelt? Es reicht doch, wenn wir die Artenvielfalt in Computerspielen und in künstlichen Welten auf den Schirmen der Handys, Laptops, Tablets und Google-Brillen nachbilden. Die Natur ist doch viel zu gefährlich für unsere Kinder. Sie könnten abstürzen, sich Krankheiten holen oder von wilden Tieren gefressen werden.

Und auch Unfälle in Atomkraftwerken erhöhen die Strahlung in der Atmosphäre und sorgen dafür, dass kommende Generationen endlich genügend mutiert werden – ja, die Atomindustrie ist ein willkommener Push für die Evolution der Menschheit zum Überwesenstatus. Und dazu brauchen wir auch die Gentechnik. Wer, wenn nicht wir selbst, können dafür sorgen, dass sich bis in 200 Jahren endlich eine andere Spezies entwickelt hat, die sich endgültig von diesem Naturkitsch emanzipiert hat. Dann sind Organisationen wie der WWF endlich überflüssig geworden und es gibt auch niemanden mehr, der für etwas spenden würde, das es nicht mehr gibt.