Die Wurzeln des Wiener Schnitzels

Dass unser Körper die Fleischmenge, die wir in Österreich durchschnittlich verzehren, nicht braucht um leistungsfähig zu sein, ist mittlerweile vielen bekannt. Auch der Einfluss, den unser Fleischkonsum auf die Umwelt hat, rückt immer weiter ins Gedächtnis der Menschen. Umso wichtiger ist es, sich die nicht so bekannten, globalen Verflechtungen unseres übermäßigen „Fleischhungers“ einmal anzusehen.

Fleisch beansprucht enorme Flächen: Für ein Kilogramm Rindfleisch in Deutschland benötigt man etwa 27m² an Fläche, für ein Kilogramm Schweinefleisch knappe 9m² und ein Kilogramm Geflügel schlägt auch noch mit 8m² zu Buche. In Österreich sieht die Lage ähnlich aus. Der größte Anteil dieser Fläche wird für die Produktion des Futters benötigt. Schon lange können Industriestaaten wie Österreich ihren Ressourcenbedarf nämlich nicht mehr mit der eigenen landwirtschaftlichen Fläche decken, sondern nehmen Flächen außerhalb ihrer Grenzen in Anspruch.

Die EU beispielsweise importiert durch Agrarrohstoffe wie Tierfutter umgerechnet 30 Millionen Hektar an Agrarland. Das entspricht in etwa der Fläche von Ungarn, Portugal, Belgien und den Niederlanden zusammen. Fast die Hälfte dieser Fläche wird für den Anbau von Soja in Südamerika genutzt. Und dafür gehen dort jährlich riesige Gebiete an wertvollen Regenwäldern oder waldreichen Savannen wie der Cerrado für immer verloren. Denn sie werden einfach zu Ackerland umfunktioniert. Dadurch werden einige der artenreichsten Lebensräume der Welt, Heimat von so seltenen Tieren wie Jaguar, Ara, oder Riesenotter, zerstört. Auch sozial hat das dramatische Konsequenzen: Nicht selten wird in den betroffenen Regionen die lokale Bevölkerung von dem Boden verdrängt, der sie ernährt und ihr als Einkommensgrundlage dient.

Die Abholzung der Regenwälder hat aber auch enorme Auswirkungen auf unser Klima. Denn Wälder sind auch riesige Kohlenstoffspeicher. Durch Rodung entweicht mit einem Schlag der gebundene Kohlenstoff als CO2 in die Atmosphäre. Experten zufolge machen die Emissionen, die durch diese Landnutzungsänderungen entstehen, mittlerweile 10-12% der globalen Treibhausgas-Emissionen aus. Wenn wir also das so wichtige 2 Grad Ziel erreichen wollen, sind das keine guten Aussichten.

Und was haben wir damit zu tun? Mehr als viele von uns vielleicht annehmen. Denn schon sehr kleine Änderungen in unseren Ernährungsgewohnheiten, etwa die Zunahme des Fleischkonsums um wenige Kilo mehr pro Kopf und Jahr, kann so dazu führen, dass am anderen Ende der Welt noch mehr Wald gerodet und neue landwirtschaftliche Flächen erschlossen werden müssen. Eine einfache Milchmädchenrechnung eigentlich – weniger Fleisch, weniger Fläche. Das sollten wir beim nächsten Einkauf bedenken und vielleicht doch lieber seltener, und dafür zu regionalem und biologischem Fleisch greifen. Denn wenn Fleisch wieder mit Genuss und Qualität gegessen wird anstatt in Großpackungen gekauft und weggeschmissen, hätten wir schon ein wichtigen Schritt getan.

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

saxo

saxo bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

6 Kommentare

Mehr von Andrea Johanides