Fotomontage Manfred Breitenberger

Die Sowjetunion und China waren mit Israel die moralischen Sieger nach dem 2. Weltkrieg, der wirtschaftliche Sieger waren die USA. Die USA besaßen nach dem 2. Weltkrieg große Mengen an Gold und produzierten 70 Prozent der weltweit hergestellten Güter. Das Bretton Woods System wurde geschaffen, das die Währungen der 44 Mitgliedsstaaten an den US-Dollar koppelte, der als einzige Währung der Welt durch Gold gedeckt war. Um den Vietnamkrieg zu finanzieren druckten die USA immer mehr Dollar, das Vertrauen in den Dollar schwand und die Goldreserven der USA schmolzen rapide. Präsident Richard Nixon zog 1971 die Reißleine und kündigte Bretton Woods.

Das Vertrauen der betrogenen Mitglieder von Bretton Woods in die USA war am Boden, als Richard Nixon seinen Außenminister Henry Kissinger nach Saudi-Arabien schickte um den Zerfall des Dollar aufzuhalten. Kissinger konnte den saudischen König Faisal überzeugen, sein Öl ausschließlich in US-Dollar zu verkaufen. Henry Kissinger überzeugte zuerst Saudi-Arabien, dann das Erdölkartell OPEC und anschließend die ganze Welt davon Öl und danach beinahe alle Rohstoffe in US-Dollar abzurechnen. Da jedes Jahr mehr Öl gefördert und verbraucht wurde als im Vorjahr, konnte auch die Geldmenge ständig ansteigen. Zudem brauchten fast alle Nationen Öl. Um ein stabiles Finanzsystem zu schaffen mussten die Petrodollars wieder in die USA zurückfliesen. 1974 schloss Henry Kissinger mit dem saudischen Königshaus ein Abkommen, dass die Saudis ihre durch den Ölpreisanstieg gestiegenen Öleinnahmen an den Finanzplätzen in New York und London anlegen. Als Gegenleistung wurden die USA zur Schutzmacht des saudischen Königshauses. Dadurch entstand eine gigantische Finanzzirkulation, die USA wurden zum Knotenpunkt der weltweiten Finanzströme. So gut wie die ganze Welt benutzte nun den US-Dollar für fast alle Handelsaktivitäten, wodurch alle Staaten den US Dollar in Reserve halten, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Um eine Rendite zu erzielen wurden die Dollar in amerikanische Staatsanleihen investiert. Auf diese Weise konnten die USA den größten Obligationenmarkt der Welt erschaffen. Der Petrodollar war geboren und die Weltwirtschaft wurde neu strukturiert.

Die USA verfügten selbst über zahlreiche Rohstoffvorkommen, insbesondere Öl und besaßen früh große Förderkonzerne, wie den Monopolisten Standard Oil. Mit ihrem Wissen über die Ölförderung wurden auch ausländische Vorkommen erschlossen. Während das britische und französische Imperium zerfiel füllten die USA das Vakuum. Mit dem Dollar als Öl-, Reserve-, Handels- und Weltwährung leiteten die USA einen erneuten Hegemoniezyklus ein, der Status des Dollars war aber gleichzeitig die Achillesferse der amerikanischen Supermacht.

Die Sowjetunion war der große Gegenspieler der USA bis zu ihrem Untergang. Während Kissinger stets den Ausgleich zwischen den Supermächten suchte gilt der Geostratege und US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzeziński als Wegbereiter einer Verschärfung der Blockkonfrontation und später der NATO-Osterweiterung. Brzeziński war auch der Architekt der amerikanischen Strategie, ab 1979 in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien muslimische Söldner in großer Zahl nach Afghanistan zu schicken, um dort gegen die Besatzung durch die Sowjetunion zu kämpfen. In seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ fordert Brzeziński 1997 wegen der geographischen Gegebenheiten um die machtpolitische Dominanz der USA zu erhalten sollte Russland weiter geschwächt werden und dafür müsste die Ukraine aus dem postsowjetischen Raum herausgetrennt werden.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Beginn der Globalisierung transformierte sich die amerikanische Wirtschaft erneut. Unter Bill Clinton wurden immer größerer Bereiche der amerikanischen Wirtschaft in Billiglohnländer ausgelagert. Zahlreiche Finanzkrisen erschütterten ab 1990 die Welt und die USA verlor viele Arbeitsplätze in der Industrie. Der Zerfall der Autostadt Detroit ist ein Beispiel unter vielen.

Die USA sahen sich nach dem Untergang der Sowjetunion als einzige Weltmacht und um diese unipolare Weltordnung aufrecht zu halten musste der Status des Dollars als Weltwährung für die Zukunft garantiert sein. Der Inhaber der Weltwährung leistet sich ein gewaltiges Militär mit über 800 Auslandsbasen. Mit diesen Militärbasen wurde und wird Druck auf lokalen Regierungen ausgeübt um sicherzustellen, dass Rohstoffe und Öl auch weiterhin in Dollar gehandelt werden.

„Als Saddam Hussein im Zuge des »Öl für Nahrungsmittel-Programms« (Oil-for-Food Programme) versuchte, Öl in Euro zu handeln, erfolgte einige Zeit später der amerikanische Angriffskrieg auf das Land. Als Muammar al-Gaddafi, der langjährige Präsident Libyens, im Jahre 2011 sich mit ähnlichen Gedanken trug und dabei sogar über eine Gold-gedeckte afrikanische Währung nachdachte, erfolgte ebenfalls ein Angriff der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf das Land“, schreibt Hauke Ritz in „Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas“

Jedes nicht unter ihrer direkten oder indirekten Kontrolle stehende größere Rohstoffvorkommen ist eine Bedrohung für die USA. Die größten Rohstoffvorkommen der Welt befinden sich in zwei Regionen, im Nahen Osten und im postsowjetischen Raum. Das größte Land der Welt, Russland verfügt über die größten Rohstoffreserven der Welt. Bereits die Möglichkeit, dass Moskau selbst über den Verkauf und die Transportrouten seiner Rohstoffe selbst entscheiden kann, stellt das Monopol des Dollars in Frage. Der russische Staatszerfall, der sich von 1991 bis zum Jahr 2000 ungebrochen vollzog war die einfachste Lösung für dieses Problem. Putin stoppte den Staatszerfall Russlands und so wurde das Problem für die USA immer akuter. Die ausgestreckte Hand Putins, genannt sei nur seine Rede im Bundestag, wurde nicht angenommen. Es folgten die Regime Change Aktionen oder Farbenrevolutionen der USA zum Beispiel in Georgien 2003, Belarus 2006 und in der Ukraine 2004 bis hin zum Maidan Putsch von 2014.

Der US-Präsident Biden sagte beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Scholz in Washington im Februar 2022 kurz vor der russischen Invasion in der Ukraine: „Wenn Russland einmarschiert, dann wird es Nord Stream 2 nicht mehr geben. Dann setzen wir dem ein Ende.“ Wenige Monate später, am 26. September 2022 wurden die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 gesprengt und drei der vier Leitungen beschädigt.

Nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 fror der Westen neben der Verhängung von unzähligen Sanktionen gegen Russland die Devisenreserven der russischen Zentralbank ein. Länder wie Indien und China waren und sind besorgt, dass es ihnen irgendwann auch so ergehen könnte. Das Vertrauen in den westlichen Kapitalismus schwindet. Enteignungen sind Gift für das Vertrauen in eine Wirtschaftsordnung. Russland sollte in einen Staatsbankrot gestürzt werden, was genauso misslang wie die gewünschte Teilung und den militärischen Sieg über Russland. Die BRICS-Staaten dürften den Petrodollar kaum mehr für den Handel untereinander verwenden und so werden sie ihre Dollarbestände reduzieren. Der verzweifelte Versuch die unipolare Welt aufrecht zu erhalten, Russland zu schwächen oder zu zerstückeln scheint gescheitert.

Der Rest der Welt außerhalb des Westens ist nun nicht mehr bereit die Hegemonie der USA zu akzeptieren. Unter der Führerschaft Chinas wächst der wirtschaftliche Zusammenschluss von BRICS, Brasilien, Russland, Indien, China und Sudafrika in Riesenschritten. Die Sanktionen und die Waffenlieferungen des Westens gegen Russland waren der Brandbeschleuniger für BRICS, weitere 19 Nationen, wie zum Beispiel Indonesien, Mexiko, Venezuela dürften dem Power-Bündnis für die Entwicklung zu einer Multipolaren Welt beitreten oder sind schon beigetreten.

Die BRICS-Staaten, allen voran China und Russland besitzen die Rohstoffe von Öl, Gas, Gold bis hin zu den seltenen Erden und alle Rohstoffe die für die Energiewende dringend benötigt werden. BRICS wird definitiv zur Weltmacht bei den Energieträgern. Die BRICS-Staaten halten rund 40 Prozent der Goldproduktion. Der Markt von China und den BRICS-Staaten ist riesig und China ist zahlungsfähig. Geostrategisch war der Krieg gegen Russland und der bevorstehende Wirtschaftskrieg gegen China für den Westen der Supergau. Der Zusammenschluss von Russland und China sei unbedingt zu verhindern, wusste schon 1979 der Hardliner Brzeziński.

Für die USA galt Russland als Haupthindernis für eine unipolare Weltordnung. Der Versuch Russland zu besiegen kann bereits jetzt als gescheitert angesehen werden. Asien, Afrika, Südamerika, die BRICS-Staaten, die überwiegende Menschheit steht auf der Seite Russlands oder in jedem Fall nicht gegen Russland. Europa und der Westen isolieren sich stetig vom Rest der Menschheit. Der Versuch der USA, nämlich den Großteil der Rohstoffvorkommen der Welt direkt oder indirekt zu kontrollieren, hätte eigentlich die Europäer zum Widerspruch reizen müssen. Die Geschichtsvergessenheit der Europäer ist aber mittlerweile legendär. Das Scheitern von Napoleon, Kaiser Wilhelm und nicht zuletzt von Adolf Hitler war den europäischen Eliten nicht Warnung genug. Das amerikanische Jahrhundert könnte abgelöst werden durch das asiatische und genau zu dieser Zeit wird Donald Trump Präsident der USA und versucht den geopolitischen Reset. Mit einer neuen Handelspolitik, einer möglichen Zusammenarbeit mit Russland, einem Ausstieg aus dem ukrainischen Abenteuer definiert Trump die Rolle der USA neu, weg vom Weltpolizisten hin zum Deal-Macher. Europa wird wohl selbstverschuldet mit seinem unfähigen Personal in die Röhre gucken.

Statt einen globalen Krieg um die Rohstoffe zu beginnen, hätte Europa friedliche Lösungsansätze entwerfen müssen. Der Krieg gegen Russland und die damit verbundenen Rüstungsausgaben, die Kosten für die Millionen von Flüchtlingen, die Kosten für den Ausfall von billigem russischen Gas und den verbundenen exorbitanten Energiepreisen und der damit verbundenen Abwanderung der Wirtschaft könnte, falls es keine Umkehr gibt, zum Zusammenbruch Europas führen, ähnlich dem Zerfall der Sowjetunion. Überdehnung, Wettrüsten und Dekadenz sind nicht selten der Grund für den Zerfall eines Landes, einer Ländervereinigung oder einer Gesellschaftsordnung. Der ökonomische Niedergang des gesamten Westens, seine militärische Niederlage, die ohne Atomkrieg nicht mehr abzuwenden ist, kann nur als selbstverschuldet diagnostiziert werden. Das Jammern und das Wehklagen der Kriegstreiber und Bandera-Adepten über gestrichene Zahnarztleistungen, über die Butterpreise, die Inflation, die Zustände der Brücken, der Straßen und der gesamten Infrastruktur, den Zustand der Schulen, des Bildungsniveaus und ihrer Zukunftsängste ist Musik in meinen Ohren.

Quellen: Hauke Ritz – Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas, Promedia Verlag. 2024 | Emmanuel Todd, – Der Westen im Niedergang: Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall Westend Verlag

Gleichzeitig veröffentlicht bei Mission Impossible

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