Keiner von uns ist perfekt und wenn man in die Vergangenheit schaut ist es nicht gerade schwer vergangene Gräul zu finden oder aber eine Moral die unseren Standards nicht mehr entspricht. Zukünftige Generationen werden auch in vielen Dingen die wir heute als gut und gerecht sehen, Schwächen, moralische Mängel und dergleichen identifizieren. Das liegt daran, dass Menschen zum einen nicht perfekt sind und Moral sich wandelt. Diese Wandlung ist nicht gerichtet, nicht hin zu einer universalen Moral, sondern schlängelt sich wie ein Fluss zwischen Bergen hin und her. Manche Dinge bleiben konstant. Aber über die spricht man nicht.

Moralapostel in allen Zeiten zeigten und zeigen gern mit dem Zeigefinger auf alle rund um sich und brüllen „ihr seit alle Sünder, denn wir sind alle Sünder“ Die Masse senkt daraufhin ihr Haupt weil jeder Einzelne weiß, dass er nicht perfekt ist.

Menschen reagieren auf das Aufzeigen ihrer eigenen Schwächen aber unterschiedlich. Die einen versuchen diese Schwächen los zu werden, die anderen sagen, dass diese Schwächen eben ein Teil von ihnen sei.

Jene die sich verbessern wollen eliminieren, in mühsamer Arbeit, nach und nach alle Schwächen die sie eliminieren können und werden so zu besseren Menschen.

Diese sich verbessernden Menschen sind üblicherweise recht freundlich und produktiv. Man könnte fast soweit gehen und sie als „gute Menschen“ bezeichnen. Nicht perfekt, nicht gottgleich, nicht ohne Schuld oder Fehler. Aber besser als der Durchschnitt eben. Auf jedenfalls besser als jene die ihre Schwächen zu einem Teil ihrer Identität machen.

Diese Selbstverbesserer reagieren aber sehr ablehnend auf angebliche "Schwächen", "Fehler" oder "Sünden" die sie nicht ändern können, etwa wenn man ihnen vorwirft wen sie lieben, woher sie kommen, welche Farbe ihre Haut hat. Das alles können sie nicht ändern. Zu diesen Dingen die sie aber nicht ändern können gehören auch die Fehler ihrer Vorfahren.

Es ist wieder sehr modern geworden Schuld zu vererben. Genau wie das anknabbern eines Apfels durch Adam und Eva, dem christlichen Mythos nach, alle ihre Vorfahren büßen müssen, muss jeder von uns unter den Fehlern unserer Vorfahren leiden.

In Mitteleuropa sind das die Sünden der Nationalsozialisten, in Amerika sind es die Sünden der Sklaverei, in England sind es die Sünden des Empire und so weiter uns fort. Die Idee ist dass aus diesen Sünden Profite entstanden von denen wir noch immer profitieren.

Diese Idee ist bereits in Amerika eher schwer mit wirtschaftlichen Zahlen zu belegen, denn dort wo Sklaverei am stärksten vertreten war, waren die Leute ärmer als dort wo das nicht der Fall war, zudem hatten nur die Allerreichsten Sklaven und die ärmsten litten unter der Wettbewerbsverzerrung die durch die Sklaven der Reichen entstand. Joe Redneck hatte keinen Sklaven und damit nichts von der Sklaverei. Sein Nachfahre hat entsprechend keine Rendite.

In Mitteleuropa sind diese Renditen aber noch schwieriger zu identifizieren, denn die Rendite aus dem Nationalsozialismus waren im Wesentlichen brennende Häuser.

Die Politik der vererbten Schuld ist aber vor allem für Menschen die sich nicht verbessern wollen und ihre Fehler am Reverse tragen und diese Unzulänglichkeiten als Teil ihrer Identität betrachten durchaus attraktiv.

Man hat schuld, man kann das Haupt senken und man kann absolut nichts tun um die Sache zu verbessern. Besser noch: jene die sich verbessern und aus dieser Verbesserung Kapital schlagen (sowohl wirtschaftlich als auch sozial) können ebenso nichts dagegen tun.

Damit kann man dann lautstark aufschrien „Ha! Auch du bist ein Sünder und du wirst diese Schuld, egal was du tust nie im Leben los. Ha! Du bist so schlecht wie ich!“ Und das ist natürlich für Menschen die sich nicht verbessern wollen eine phantastische Genugtuung.

Genau deswegen existiert dieser Stuss. Genau deswegen findet der Unsinn Zuspruch. Und wenn man diese Quelle verstanden hat, versteht man was die Unterstützer dieser idiotischen Idee in Wirklichkeit sind: Menschen die sich nicht verbessern wollen und jene die sich verbessern einfach leidenschaftlich dafür hassen dass sie daran arbeiten sich zu verbessern und ihr Umfeld das wohlwollend zur Kenntnis nimmt.

Es ist eine Möglichkeit, vermutlich sogar die einzige, diese gute Menschen auf ihr eigenes Niveau herunterzuziehen, auf ein Niveau auf dem „jemand sollte etwas verbessern“ genauso viel wert ist wie die Verbesserung selber.

Wenn nicht mehr.

Solange es Menschen gibt die sich nicht verbessern wollen, wird es das Konzept der Erbschuld geben, inklusive Massen die der Idee freudig zujubeln.

Und das ist irgendwie traurig.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 05.05.2022 20:36:44

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