Hängen Waffen- und Wahlrecht zusammen?

Tim Pool, ein freier Journalist in Amerika, stand vor 2017 sehr stark für ein eher striktes Waffenrecht. Er unterstützte Bernie Sanders und war dennoch ein Aushängeschild der rationalen, pragmatischen Linken mit allem was eben dazugehört. Vorwiegend Zentralisierung, Umverteilung und vor allem der Bereitschaft Freiheit gegen Sicherheit einzutauschen. Ich war oft nicht seiner Meinung, respektiere aber seine Sichtweisen.

Dennoch war er für den radikalen linken Flügel ein rotes Tuch, verhinderte ja sein pragmatischer Zugang die Radikalisierung junger Leute. Wer Tim Pool hörte wurde nicht konservativ aber er ging auch nicht zur Antifa. Und das ist natürlich für die Antifa Grund genug ihn als Alt-Right zu bezeichnen und zu behandeln.

Es folgten also Morddrohungen, seine Privatadresse wurde veröffentlicht und er erhielt nächtlichen Besuch. Dabei lernte er etwas Entscheidendes: wenn jemand vor deiner Türe steht und schreit dass er sie aufbricht und dich umbringen wird, sind die 4 Minuten die die Polizei braucht um zu helfen verflixt lange. Das sagte er auch öffentlich. Ein konservativer Kommentator, Steven Crowder, nutzte das für eigenen Aktivismus und kaufte ihm ein Gewehr und das tat er nicht weil er ein netter Mensch war sondern vorwiegend um Tim zu ärgern, beziehungsweise um zu beweisen dass auch Linke Waffen plötzlich gut finden wenn sie einmal in ihrem Leben mit einer echten Gefahr konfrontiert waren.

Tim aber akzeptierte das Geschenk lächelnd und hat heute nicht nur dieses eine, sondern eine scheinbar durchaus beeindruckende Sammlung an Waffen. Dazu kommt dass er in Debatten eindeutig versierter im Bezug auf Waffen ist, in einem Umfang der zumindest theoretisches Training nahelegt. Ich hab keine Ahnung wie gut Tim schießt aber sein theoretisches Wissen ist, zwar nicht umfassend aber mittlerweile solide, wo es doch vor 2017 extrem mangelhaft war.

Vier Jahre später ist Tim Pool, wenigstens im Bezug auf Waffen, vollständig zum Libertären geworden.

Als kürzlich Terry McAuliffe, ehemaliger Gouverneur von Virginia, sagte dass es „leichter sein sollte zu wählen als eine Waffe zu kaufen“ wurde er im Internet öffentlich verlacht da es auch in Amerika signifikant einfacher ist zu wählen als eine Waffe zu kaufen.

Etwas das man aber nur weiß wenn man sowohl gewählt hat als auch eine Waffe gekauft hat. Sieht man Filme von Michael Moore kann man natürlich zu einem anderen Schluss kommen.

Einige Journalisten versuchten das im Selbstversuch und waren verblüfft wie schwierig es ist in den USA an eine Waffe zu kommen, vor allem dort wo Demokraten schon an der Macht sind.

Tim Pool aber spannte den Bogen in der Debatte fast bis zum zerbrechen indem der provokant behauptete dass „das Recht eine Waffe zu besitzen wichtiger sei als das Recht zu wählen“ und im ersten Moment klingt das nach zu viel des Guten, nach einer Provokation.

Sein Argument ist aber bestechend: „Man kann sich in eine autoritäre Situation hineinwählen aber nicht mehr herauswählen. Rein kommt man friedlich aber hinaus kommt man nur mit Gewalt“.

Die Nordkoreaner können die Kim Dynastie nicht abwählen und auch die Deutschen konnten die Nazis nicht wegwählen. Hätten sie aber Waffen, würde die Sache anders aussehen. Das Argument dass Joe Biden kürzlich machte, dass eine AR15 nichts gegen Atombomben ausrichten kann und damit ein Kampf gegen die Regierung aussichtslos ist, ist ein Argument dass sowohl der Vietkong als auch die Taliban in der jüngeren Geschichte recht geschickt widerlegt haben.

Ein Haufen Bauern mit Mistgabeln stellte für die organisierten Militärs der Geschichte oftmals keine Bedrohung dar aber gelegentlich brachen Weltmächte unter bloßfüßigen Füssen zusammen, vor allem dann wenn mehr als 6-12% des Volkes sich der Bewegung anschlossen.

Der Grund warum die Gründer der USA den Waffenbesitz explizit in die Verfassung schreiben ist genau das: sie erkannten an dass, völlig egal wie ideal sie ihre Gesellschaft gestalten würden, früher oder später autoritär, tyrannische Elemente an die Macht kommen würden und dass diese Personen ihre Macht nie wieder freiwillig hergeben würden.

Jefferson sagte daher:

"Der Baum der Freiheit muß von Zeit zu Zeit mit dem Blut der Patrioten und der Tyrannen begossen werden. Dies ist der Freiheit natürlicher Dünger."

Gemeint ist dass das Volk sich seine Freiheit unter Opfern immer wieder erkaufen muss.

Wenn eine Führung diese Macht freiwillig hergibt, wer sich abwählen lässt ist hierbei nicht das Problem. Trump etwa entpuppte sich als jemand der die Demokratie hochhielt. Er tobte und fauchte aber gab die Schlüssel zum weißen Haus ab.

Das Problem ist aber jene Person die seine Macht nicht aufgibt und dann auch noch mehr Gewehre auf seiner Seite hat als auf der anderen Seite stehen. Diese Menschen gibt es und sie sammeln sich nicht ausschließlich links oder rechts sondern stets überall, unter allen Flaggen und mit einer Vielzahl an Versprechen. Der Diktator lauert überall und wenn nur der Staat Waffen hat ist die Wahrscheindlichkeit groß dass man als Anführer des Staates mehr Waffen hat als jene die einen weg haben wollen. Wie Kim. Wie Stalin. Wie Hitler.

Die Behauptung dass das Recht eine Waffe zu haben wichtiger ist als das Recht zu wählen ist überspitzt. Die Wahrheit ist aber dass der wahre Kern durchaus da ist. Nur wenn das Volk auch das was es gewählt hat einfordern kann ist der Herr über die eigene Regierung. Wenn das Volk das aber nicht kann, wenn die Regierung mit dem Volk machen kann was auch immer es möchte, wenn sie jedes Versprechen ungestraft brechen kann und wenn das Volk sich jede Misshandlung gefallen lassen muss dann ist das Volk nicht an der Macht sondern eben nur beherrschter Untertan.

Der Unterschied zwischen dem freien Volk und dem beherrschten Volk ist aber eben am Ende des Tages, traurigerweise, nur sein eigenes realisierbares Bedrohungspotential gegenüber den eigenen Herrschern. Es darf nicht wundern dass jeder Herrscher daher seinem Volk Waffen verwehren möchte die er selber, mit dem Geld des Volkes, kauft, hortet und an Getreue verteilt.

Nur wenn die Regierung versteht dass das Volk sie mit Gewalt absetzen könnte, wird eine Regierung im Sinne des Volkes agieren. Ohne diese Angst werden sich zwangsläufig Menschen mit anderen Motivationen durchsetzen und an die Macht kommen.

Wahlrecht hat also nur einen Wert wenn wir auch ein liberales Waffenrecht haben und ein Volk das dieses Recht nutzt und bereit ist aufzustehen wenn wieder die Stiefel, unter welcher Flagge auch immer, im Gleichschritt marschieren.

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Matt Elger

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