Ein Diskussionsbeitrag, der zum Denken anregt.

Ich klinke mich hier aus, da mich die Form der Diskussion an die Agitationen des dritten Reiches erinnert. Dafür hat mein Vater nicht in Buchenwald gesessen ...

Mit „Buchenwald“ ist wohl das KZ in Buchenwald gemeint. Ein normales Gefängnis hat es dort wahrscheinlich in dieser Zeit nicht gegeben. Da der Vater im KZ Buchenwald gesessen hat, darf glücklicherweise angenommen werden, dass er das KZ lebend verlassen hat, was keine Schande ist, jedoch darauf schließen lässt, dass er kein Jude gewesen ist.

Dafür hat mein Vater nicht in Buchenwald gesessen ...

Wofür hat der dann in Buchenwald gesessen? Es gibt einige Möglichkeiten, wofür er ins KZ gelangt ist und es wieder hat verlassen dürfen,was  - es wird erneut betont - keine Schande ist. Vielleicht ist er Kommunist gewesen oder er hat einen Witz über Hitler in der Öffentlichkeit gerissen oder einem jüdischen Nachbarn ein Laib Brot zugesteckt. Alles ehrenwerte Dinge im Nachhinein, für die man in der Zeit des Nationalsozialismus in Buchenwalde gesessen hat.

Nun gibt es auch vereinzelt Juden, die nicht nur den Holocaust, sondern auch ein oder mehrere KZs überlebt haben. Wofür sind die Juden in Buchenwald oder einem anderen KZ gesessen? Nicht weil sie Kommunisten gewesen sind oder einen Witz über Hitler in der Öffentlichkeit gerissen oder einem jüdischen Nachbarn ein Laib Brot zugesteckt haben. Sie sind ins KZ gesteckt worden, weil sie Juden gewesen sind!

Arier landen im KZ, weil sie etwas getan haben, was sie hätten unterlassen können, um nicht ins KZ zu kommen. Juden und Zigeuner landen im KZ, weil sie keine Arier sind und es ihnen somit durch Geburt vorbestimmt ist.

Wie verhält sich ein Mensch, der in Buchenwald eingesessen hat und nach seiner Entlassung überleben möchte?

Ein Nicht-Jude verhält sich unauffällig, tritt in die Partei ein (wenn möglich), reißt in der Öffentlichkeit keine Witze über Hitler, sondern über Juden, und isst sein Laib Brot selber auf. Nach 1945 wird er Widerstandskämpfer.

Ein Jude wandert aus.

Deshalb sind gemeinsame Gedenken mit jüdischen und nicht-jüdischen KZ-Überlebende schwierig, eigentlich unmöglich.

Was lernt ein Mensch, der das KZ überlebt hat?

Der Nicht-Jude bekämpft den Faschismus, der sich nach dem Krieg in Westdeutschland ausbreitet. Manche beginnen Israel und die Juden zu hassen. Die meisten vergleichen die heutigen Juden Israels nicht mit den Nationalsozialisten. Dies ist die Aufgabe der Arbeitsgemeinschaften säkularer und christlicher Antisemiten, deren Vorfahren im KZ, Partei und Staat gearbeitet haben.

Was lernt der vorsichtige Jude, der das KZ überlebt hat?

Er wandert nach Übersee aus, gründet eine Familie und verschweigt seiner Frau und seinen Kindern, dass er Jude ist. Doch Gott verpfuscht ihm seine Hoffnung, dass seine Nachkommen keine Verfolgung mehr erdulden werden. Denn in ganz Deutschland und Umgebung lässt Er Stolpersteine und Geschichtsvereine sprießen, die erfolgreich auf der Suche nach Überlebenden und deren Familien sind. Selbst wenn alle Großeltern zum Christentum übergetreten sind, sind die Enkel Juden, die der nächsten Verfolgung harren.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:18

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:18

6 Kommentare

Mehr von anti3anti