Israel. Im Zuge der Korruptionsermittlungen gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wird dessen ehemaliger Stabschef als Kronzeuge gegen ihn aussagen. Im Gegenzug erhält Ari Harow, gegen den die Polizei wegen anderer Vergehen ermittelt, eine mildere Strafe: Sozialstunden ableisten, anstatt ins Gefängnis zu müssen.

Netanjahu soll unter anderem von Geschäftsleuten illegal Geschenke angenommen haben. Es wird ihm etwa vorgeworfen, gemeinsam mit seiner Frau Sara von einem befreundeten israelischen Hollywood-Produzenten über Jahre Zigarren und Champagner im Wert von Hunderttausend € angenommen zu haben. Netanjahu soll sich dafür 2014 für eine Verlängerung des US-Visums des Produzenten eingesetzt haben. Außerdem soll er versucht haben, unrechtmäßig Einfluss auf die Medienberichterstattung in Israel zu nehmen. Dabei soll er sich darum bemüht haben, sich in einem Deal mit einem Medienmogul eine positivere Berichterstattung in der regierungskritischen Zeitung „Jediot Achronot“ zu sichern.

Diese Nachricht aus Israel, die auch in einem unbedeutenden deutschen Provinzblatt erscheint, ist seriös formuliert. Der des Lesens mächtige Israelkritiker oder Antisemit fühlt sich nun leicht bestätigt, dass Juden bis in die höchsten Ämter korrupt und für Geld empfänglich sind. Diesem Eindruck will niemand widersprechen.

Interessant wird der Artikel, wenn man ihn mit dem üblichen politischem Verhalten in Deutschland vergleicht. Nein, nicht Merkel wird der unehrenhaften Geldannahme verdächtigt, sondern ihr Ziehvater und Vorgänger im Amt. Die Geschichte wird juristisch unter dem Teppich gekehrt, da niemand Interesse an der unappetitlichen, antisemitisch angehauchten Aufklärung hat. Juden jedoch haben einen Gerechtigkeitswahn: Sie wollen immer die Wahrheit wissen, weshalb der überführte Übeltäter die Konsequenzen zu tragen hat. Wenn Netanjahu zurücktreten muss, wird in den Herzen der Berichterstatter deutscher Journaillen ein innerer Reichsparteitag abbrennen. Doch noch ist davon weder in Israel, noch in den deutschen Medien etwas zu spüren.

Somit müssen wir uns mit den gelieferten Informationen begnügen! Wir wissen bereits, dass die unehrenhafte Geldannahme durch einen hohen Politiker in Deutschland sehr selten etwas Unehrenhaftes ist. Sehr selten ist die unehrenhafte Geldannahme in Deutschland auch nicht, wenn man das Gebaren des „der Islam gehört zu Deutschland“-Präsidenten erwägt, der nun vom „der Islam gehört zu Deutschland“-Präsidenten konsequenterweise zum „Bakschisch gehört zu Deutschland“- Expräsidenten mutiert.

Über mehrere Jahre soll Bibi Zigarren und Champagner im Wert von Hunderttausend € angenommen zu haben. Champagner ist O.K., aber Zigarren? Welcher Nichtraucher raucht – wenn auch über mehrere Jahre – Zigarren im Wert 50.000 €? Da Israel die Einfuhr von Luxusgütern mit hohen Steuern belegt, liegt der Wert der Zigarren eher bei 25.000 €. Für den nächsten nicht-Kanzler wäre diese Summe wohl viel zu niedrig, um sie zu anzunehmen.

Im Gegenzug soll sich Netanjahu dafür für eine Verlängerung des US-Visums des Schenkenden eingesetzt haben. Und? Hat Netanjahu etwas erreicht? Davon steht leider nichts in dem Provinzblatt, was ja leicht nachprüfbar wäre, da der Schenker ein bekannter (?) israelischer Produzent in den USA ist. Der unvoreingenommene Vernunftbegabte wird erstaunt sein, dass ein Israeli seinen israelischen Ministerpräsidenten mit teuren Zigarren und Alkoholika bestechen muss, um ein US-Visum zu ergattern. Jeder Flüchtende kennt billigere Wege, ein so begehrenswertes Visum zu ergattern. Oder braucht man seit Trump für solch einfachen Selbstverständlichkeit schon Protektion? Vielleicht hat sich Netanjahu mit seiner Frau verpflichtet, bei einem Film des Produzentenfreundes aufzutreten? Das sollte doch nicht strafbar sein?

Der letzte Punkt sollte bei jedem patriotischen Deutschen basses Erstaunen hervorrufen. Der einflussreichste Politiker eines Landes versucht, Einfluss auf die Medienberichterstattung seines Landes zu nehmen, und dazu unrechtmäßig! Vielleicht befürchtet der israelische Ministerpräsident baldige Neuwahlen und möchte in der größten Tageszeitung Israels – größte, nicht bedeutendste – lobend erwähnt werden. Was soll den daran unrechtmäßig sein? Hat Bibi dem Chefredakteur etwa Zigarren untergeschoben? Unabhängig davon, dass „Jediot Achronot“ weniger regierungskritisch ist als die meisten anderen israelischen Zeitungen, ist es doch weltweit sowohl in Demokratien, als auch in Diktaturen üblich, dass die Regierenden alles daran setzen, positiv in den gelesenen Zeitungen zu erscheinen.

Ich glaube, dass diese seltsame und kurze Nachricht nur deshalb im deutschen Provinzblatt auftaucht, um den Platz auf der Zeitungsseite auszufüllen, so um andere, bedeutend wichtigere Ereignisse im eigenen Land nicht anzugehen. In Deutschland braucht Bundeskanzlerin Merkel keinen Journalisten zu bestechen, um positiv erwähnt zu werden. Der kleinste Wink genügt, und die abhängigen Medien, also alle, verstehen es von alleine, was sie tun müssen.

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht weitspucken!

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Simon Niederleig

Simon Niederleig bewertete diesen Eintrag 10.08.2017 18:30:09

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