Die Geschichte vom Jungen, der mich online fertig machen wollte

Vor ein paar Wochen wurde ich von einem Jungen kontaktiert. Er sollte für die Schule einen Bericht über die Arbeit von Animal Care Austria schreiben. Zwischenzeitlich verstand ich die Welt nicht mehr.

Es begann alles mit einer E-Mail. Der Bursche wollte für ein Referat Infomaterial und Antworten auf Fragen. Ich bot ihm postwendend ein Treffen an, bei dem ich ihm alles über unsere Arbeit erklären würde. Wir hatten zu dem Zeitpunkt zwar einen Folder produziert, ich hatte Zuhause aber nur die ausgedruckte Version, weswegen ich sie im nicht e-mailen konnte. Wir schrieben den Abend hin und her, und er verstand nicht, dass es notwendig wäre, sich bald zu treffen, um sein Schulprojekt zu machen. Der Ton wurde harscher und irgendwann schrieb er: „Wenn Sie mir die Infos nicht sofort schicken, dann mache ich Sie und Animal Care Austria im Internet fertig!“

Das hatte gesessen. Wie kommt bitte ein Schüler auf die Idee, so etwas zu schreiben? Seiner Auskunft nach war er doch noch in der Unterstufe!

Ich sah mich also gezwungen, die Schule zu informieren. Gemeinsam mit seinem Lehrer fand dann doch noch ein Treffen statt. Und da saß das vielleicht elfjährige Häufchen Elend mir endlich gegenüber; das sollte der Mensch sein, der es irgendwo gelernt hatte, dass man Dinge, die man will, bekommt, wenn man den Menschen mit übler Nachrede im Internet droht?

Nun saßen wir also da und ich erklärte ihm unsere Arbeit. Wie die Tiere leben, die wir retten. Wie viele Tonnen Futter wir im Jahr durch Spenden sammeln. Wie viele Menschen mitarbeiten, ohne einen Cent zu sehen. Wie viele Tiere wir schon vermittelt hatten. Wie vielen Arbeitspferden wir schon geholfen haben, damit die wiederum Menschen helfen können.

Er schrieb eifrig mit. In dem Moment, in dem er vor einem echten Menschen saß und nicht bloß ein paar beleidigende Worte in seinen Webmailaccount rein klopfte, wurde ihm bewusst, dass hinter Initiativen wie Animal Care Austria echte Menschen stehen. Und dass wir, das kann ich ja sagen, Gutes tun!

Solche Begegnungen braucht es denke ich viel mehr. Im Internet kann man schnell etwas in die Tasten hauen, was die Menschen in ihren Grundfesten erschüttern kann, was sie beleidigt. Sitzt man sich aber Auge in Auge gegenüber, sieht die Sache schon wieder anders aus.

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Silvia Jelincic

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