Geologisch gesehen und bezogen auf den Einflußbereich der großen Klimasysteme unserer Erde liegen wir glücklicherweise in gemäßigteren Gefilden, in denen sehr selten schwere Naturereignisse vorkommen. Dies führte dazu, daß wir uns vor den Bildschirmen wohlig gruseln, wenn mal wieder ein Taifun große Teile der Philippinen verheert hat, ein Tsunami die Küsten SOA heimgesucht hat, ein Tornado Teile der USA zerstört oder ein Erdbeben in Japan gewütet hat. Zu sicher fühlen sollten wir uns allerdings auch nicht, wie uns die Geschichte zeigt. Pompeji, das Erdbeben von Lissabon oder das Oderhochwasser zeigen uns, daß mit dem Risiko zu leben lernen klug ist. So sollte uns auch das Hochwasser im Einzugsgebiet des Rheins nicht überraschen. Die hohe Anzahl der Toten sollte es aber sehr wohl.

Nicht erst seit gestern werden in Deutschland die großen Flüsse und ihre Einzugsgebiete zum Zwecke der Risikoabwägung kartografiert. Für Überschwemmungsgebiete bestimmter Klassen gibt es Risikoeinschätzungen, die, wenn das Gedächtnis hier nicht trübt, die Ausmaße von 20-, 50- und hundertjährigen Überschwemmungslagen wiedergibt. Dabei sind die hundertjährigen die seltensten aber auch schwerwiegendsten Hochwasserereignisse. Und genau solch ein Ereignis hat Teile NRWs und der Rheinland-Pfalz getroffen. Nüchtern statistisch betrachtet mußte solch ein Ereignis hier wieder einmal geschehen. Wer hier unkritisch und alarmistisch mit Klimaerwärmung und C02-gemachter Katastrophe zu argumentieren versucht, verfolgt wohl eine ganz eigene Agenda und handelt unseriös, will von eigenen Unfähigkeiten ablenken und verhindert eine bessere - die perfekte gibt es naturgemäß nicht – praxisorientierte Vorsorge.

Was also könnte neben der schieren Kraft des Wassers die vielen Toten verursacht haben? Gibt es Verantwortliche und Mitschuldige an den erheblichen Auswirkungen der Flut? Wenn ja, worin zeigt sich die Verantwortungslosigkeit und die Mitschuld?

Kann man den Bewohnern einen Vorwurf machen, die ja die Flüsse einhegen und die alten nun trocknen Flußauen besiedelt haben? Natürlich nicht. Flüsse und Bäche sind seit tausenden von Jahren für die Menschen überlebenswichtig. Die Fließgewässer trieben Eisenhämmer an und Getreidemühlen. Später sorgen sie für Elektroenergie und damit für Industrialisierung und Auskommen. Furten sorgten für Begegnung und einstige Flußauen sind aufgrund ihrer fruchtbaren Böden besonders für Landwirtschaft geeignet. Es ist ein ganz natürlicher Vorgang, daß sich hier Siedlungen gebildet haben, die bis in die heutige Zeit durch Wachstum und Vererbung weiterbestehen. Auch wenn schwere Unwetter ab und an mal für einen Rückschlag gesorgt haben, war der Nutzen für die Menschen an diesen Orten immer viel höher als das Risiko. Nur logisch, das sich diese Orte weiterentwickelt haben und gewachsen sind. Die Menschen trifft keinerlei Schuld. Schon eher die, die in den letzten Jahrzehnten noch Zubau von Neubaugebieten und großflächige Versiegelung genehmigt haben, obwohl man um die Wirkmechanismen zwischen zusätzlicher Versiegelung und Hochwasser bereits wußte. Anzumerken ist, daß hier nicht Genehmigungen gemeint sind, die den alteingesessenen Bürgern Wohnraum ermöglichten oder für das ortsnahe Kleingewerbe. Gemeinte sind hier die sterilen Einkaufszentren und Shoppingmalls, die gigantischen Lager der Chinaramsch-Importeure und Internethändler, Outletstores und Gewerbeparks, in denen dann eine Muckibude, eine Spielhalle, eine Resterampe und eine Waschanlage um die solcherart interessierte Klientel buhlt. Das alles und noch viel mehr kam dazu und wirbelte den Wasserhaushalt im Boden durcheinander. Gleichzeitig sehen unsere Innenstädte inzwischen alle identisch ramschig aus oder veröden gleich zur Gänze.

Von den Flächenversiegelungen durch Solarparks, Maismonokulturen und Windkraftfundamenten gar nicht zu reden. Oder vielleicht doch, denn daß würde uns zu weiteren politischen Verantwortlichen führen. Wer sich in zahlreichen Gemeinden offen umschaut, wie dort inzwischen das Ortsbild gepflegt wird, der wird feststellen, das „Dschungel“ der passende Ausdruck für so manchen Wildwuchs ist. Abflußkanäle und Straßengräben, die nicht mehr regelmäßig ausgekoffert werden. Zugewucherte bis hin zur Verbuschung vernachlässigte Flutmulden. Und ob Straßengullys aufgrund Personalausdünnung noch regelmäßig gesäubert werden, weiß man auch nicht so genau. Wo sollen denn die Wassermassen, wenn sie schon nicht mehr versickern dürfen, dann überhaupt noch hin, wenn alles zugewuchert ist? Diese Fragen scheint die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden gar nicht mehr umzutreiben. Hauptsache man kann zeigen, daß man gaaaaanz doll grün tickt und sich mit dem Titel Klimaschutz-Modellstadt schmücken darf, um ein paar Almosen abzugreifen, die die Bürger vorher in vielfacher Höhe in Form von Abgaben an die EU oder sonstwohin abdrücken mußten. Da macht sich üppiges Grünzeug immer gut. Natürlich kann man auch für Artenvielfalt und Tierschutz argumentieren, wenn man die genannten Flächen aus Kostengründen und zwecks Einsparung nicht mehr pflegen mag. Kaputtsparen in den Kommunen ist ja schon länger angesagt, von dem Geld sollen ja schließlich andere was haben. Auch kann man beobachten, das Kommunen oder Verbände sichtbar totes Holz und Stämme nicht oder kaum mehr aus den Flußbetten oder Uferbereichen räumen. Eisvogel und Kormoran sollen es ja inklusiv haben. Daß dieses Brucholz sich bei Hochwasser vor den nächsten Brücken oder Engpässen verkeilt und rasend schnell für den nötigen Rückstau in die oberhalb liegenden Keller, tief liegende Wohnungen und Gärten sorgt, scheint auch nicht mehr ein seit Urzeiten gesichertes Wissen zu sein.

In Abwandlung einer beliebten linken böswilligen Unterstellung könnte gefragt werden: Haben die Grünen oder Grünbeseelten hier etwa mitgetötet?

Wobei nun nicht gesagt werden soll, das eine der genannten Nachlässigkeiten das verheerende Ausmaß mit begünstigt haben mag, die Wirkmechanismen spielen aber sicher eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Dazu kommen sicher auch noch die ausgelichteten Wälder durch die letzten schweren Stürme oder der Abbau von Kies und Sand mit entsprechende Gefahr des Abgangs von Schlammlawinen oder neuzeitige Wehrbauten, die zwar oft sinnvoll sind aber viel effektiver den Abfluß verhindern. Interessant wird es allemal, ob man uns mögliche Ursachen für das Desaster einst nennen wird, oder ob man schicksalsergeben den Klimawandel als Grund zu akzeptieren gezwungen sein wird.

Wer hat also versagt? Schuld der Politik und Behörden muß im konkreten Einzelfall belegbar sein. Oft kommt es einem aber so vor, das ständig vor irgend etwas gewarnt wird, was dann doch eher recht harmlos daherkommt, so daß wir dann im tatsächlichen Ernstfall vielleicht nicht mehr adäquat reagieren. Auch permanente Alarmstimmung nutzt sich mit der Zeit ab. In vielen Bereichen wissen Politiker das zu nutzen. Der Grund von übertriebenen Szenarien auf der einen Seite und fehlenden Warnungen bei tatsächlicher Gefahr liegt wohl darin, daß die Verfahren und Sensorien zur Feststellung eines lokalen Weltuntergangs nicht spezifisch genau genug sind. Wetter ist halt immer noch viel Chaos. Man kann auch sagen, Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die - auch nahe - Zukunft betreffen. Deswegen muß mit pauschalen Vorwürfen vorsichtig umgegangen werden. Schuld haben in diesem allgemeinen Zusammenhang natürlich die, die mit Vorsatz eine ständige Alarmstimmung schüren, weil sie sich einen Nutzen davon versprechen.

Ganz konkretes Versagen, bei dem auch Schuldige auszumachen wären, gibt es mit Sicherheit massenhaft im Bereich der Vorbeugung. Wenn im lokalen Käseblatt gelesen werden kann, daß von Ferne angereiste hilfsbereite Einheiten des THW aufgrund fehlender Einsatzmöglichkeiten drei Tage nach dem Desaster wieder einrücken, aber man kaum später liest, das sich in manchen Orten und Ortsteilen noch nicht eine einzige öffentliche Person hat Blicken lassen, erahnt man das Ausmaß der Unvorbereitung und Planungslosigkeit. Wo unter Androhung von Strafe Vermieter und Unternehmer über Notfall- und Evakuierungspläne ihrer Liegenschaften verfügen müssen und ältere Gebäude schonmal komplett auf Anordnung zugesperrt werden, weil sie nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar die allerneusten Vorschriften zum Brandschutz erfüllen können, und man sich auch sonst kleinlichst an Vorschriften zu halten hat, da scheinen so manche Kommunen, Kreise und sogar Landesregierungen selig zu schlummern und nicht einmal über Notfallpläne zu verfügen, die nach Abklingen der ersten Ohnmacht eine Hilfe anlaufen lassen könnten. Wenn es wahr ist, daß über europäische und deutsche Dienste rechtzeitig vor heftigsten Regenfällen gewarnt wurde, dann muß transparent gemacht werden, warum diese Alarme sich an einer Stelle fast alle totgelaufen haben und wer dafür verantwortlich ist. Auch sollte man in diesem Rahmen klären, warum ein zweites redundantes Warnsystem wie die örtlichen Sirenen aus Kostengründen abgebaut oder stark vernachlässigt wurde. Jeder, der sich mit Risikominimierung befaßt weiß, daß lebenswichtige Systeme doppelt vorhanden sein müssen und am besten auch von voneinander unabhängigen Energiequellen gespeist werden müßten. Mobilnetze fallen aus, wenn der Strom weg bleibt, somit auch die Möglichkeit einer Warnapp. Und Handy benötigt und will auch nicht jeder. Wo war also ein einfaches aber funktionsfähiges, gut gewartetes zweites Kommunikationsnetz zumindest für die Koordination der ersten Alarmwelle vor Ort? Und warum war der teuerste Rundfunk der Welt nicht in der Lage, Sondersendungen zu bringen? Spätestens als das Unheil begann einzutreten, hätten ja Anderorts noch Menschen vor den talabwärts anrollenden Wassermassen gewarnt werden können ?

All diese Fragen schreien geradezu nach Beantwortung.

Dabei liegt die Antwort auf der Hand. Das die Rundfunkanstalten keine Kapazitäten frei haben ist klar. Dort ist man damit ausgelastet, den Sprechapparaten das Gendern beizubringen und die Moderatoren durch Quotenbuntheit zu ersetzen. Das läßt keinen Raum für spontane Programmänderungen. Das muß man verstehen.

Ansonsten Kostet das Heranziehen fähiger Stäbe Geld, genauso wie das Erbauen und Unterhalten von Alarminfrastuktur. Da auf Beschluß weiser Menschen unser Geld aber besser in Europa angelegt ist, im Unterhalt von Fremden und deren Integrationsbeschäftigten und in der Wiedererrichtung der Energieversorgung der Vergangenheit, fehlt Geld eben an anderer Stelle wie dem Katastrophenschutz und für richtige Fachmänner. Immer dann, wenn solche Investitionen in neue oder verbesserte Deichbauten, neue Kanäle, Rückhaltebecken oder Überschwemmungszonen für die Indigenen thematisiert werden, befällt die selben weisen Menschen scheinbar eine Krankheit. Genannt wird sie Aufschieberitis. Daß es vermutlich inzwischen auch an Köpfen fehlt, die solche Maßnahmen planen und umsetzen können, soll hier nicht weiter betrachtet werden. Und natürlich fehlt es auch an Scham und Einsicht sowie Verantwortungsgefühl überall bei den administrativ Verantwortlichen, das eigene Versagen und die eigene Unfähigkeit zu erkennen, um Fähigen platz machen zu können. Man umgibt sich dort lieber mit seinesgleichen, eine Echokammer der Verweser ohne Technikwissen.

Aber irgendwie besteht der Volksaberglaube der Neuzeit auch darin, daß nichts mit nichts zu tun hat. Schon gar nicht, daß eine riesige Verschwendung unseres Volksvermögens und unserer Ressourcen etwas mit einer maroden Infrastruktur zu tun haben könnte. Früher wurden schlechte Straßen halt ausgebessert, Teerdecken erneuert oder sogar gefräßt und ganz neue gemacht. Heute freut sich der verblödete Germane, wenn ein Schild vor dem Mangel warnt, ein anderes das Tempo reduziert und innerhalb der nächsten 10 Jahre ein rumänischer oder bulgarischer Bautrupp die Stellen ausbessert. Dafür ist aber alles nach EU-Norm ausgeschrieben, zertifiziert und vergeben worden und viele Bürokraten finden ihr Auskommen in diesen sinnentleerten Prozessen. Wenn im Zivilschutz ähnlich gearbeitet wird, und das ist anzunehmen, dann gute Nacht.

Und wieder lehrt das Leben und ganz konkret: Es kann vielleicht nicht alles getan werden, aber es darf nicht nichts getan werden. Der Lehre daraus sollten sich nicht nur die Überlebenden und Geschädigten stellen, wenn demnächst, oder sollte man fragen, falls demnächst wieder ein Kreuzchen zu machen erlaubt ist: Was wollen wir? Macher oder Polemiker? Könner oder Schwätzer? Aiwangers oder Söders? Steuergeldverschwender oder …sie haben die Wahl – vielleicht noch.

Man wünscht den Geschädigten, daß zumindest jetzt allen unbürokratisch und effektiv geholfen wird. Vielleicht überrascht der Beamten- und Funktionärsstaat ja doch nochmal mit der Einsicht, für den Bürger da zu sein. Besser spät als nie mehr.

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